2023 - Der Para-Fürst
nur liebe Menschen!" rief Artan Degal. Er hieb seine flache Hand wuchtig auf den Tresen, so daß die Gläser hüpften. „Dabei sind das auch nur Menschen.
Unter ihnen gibt es bestimmt Verbrecher, die alles mögliche vorhaben, nur nicht, sich an die Gesetze zu halten. Was passiert denn, wenn so ein Kerl die Macht über die Mutanten gewinnt und sie dann als Waffe gegen uns richtet?"
„Du hast recht", sagte die knapp gekleidete Frau. „Ein Kartell aus Monochrom-Gangstern wäre das Schlimmste, was uns allen passieren könnte. Wer wollte denn so eine Macht noch bekämpfen, wenn sie sich erst einmal..."
Sie suchte nach dem passenden Wort, schnippte mit den Fingern und blickte Degal auffordernd an.
„... manifestiert hat", half er aus. „Ist es das, was du meinst, Claudia?"
„Genau!" triumphierte sie. „Das wollte ich damit sagen. Ein Para-Diktator mit einer 35.000 Mann starken Armee fegt uns alle weg! Da kann Rhodan reden, was er will. Es ist einfach so."
In den dunklen Gassen hatte Moharion Mawrey zunächst Mühe, sich zu orientieren, doch schon nach wenigen Schritten wußte sie, wo sie war. Entschlossen ging sie zum Nordrand der Stadt, nickte dabei freundlich grüßend einer Reihe von Monochrom-Mutanten zu und betrat schließlich einen leerstehenden Wohncontainer. Sie schaltete das Licht ein, verhängte die Fenster und packte die Standardausrüstung aus, die zu jedem Container gehörte.
Sie hatte das Gefühl, die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben. Die Ministerin war fest davon überzeugt, daß Falo Gause Ratsmitglieder und andere Mutanten davon überzeugen werde, daß sie bleiben müsse. Wem schadete sie schon, wenn sie in Para-City wohnte? Niemandem! Aber sie konnte den Mutanten mit Rat und Tat zur Seite stehen, und sie konnte ihnen helfen, sich gegen Koo Parkinson zu behaupten.
Als Moharion Mawrey sich gerade aufs Bett legen wollte, um ein wenig zu ruhen, klopfte es an der Tür.
Als sie öffnete, sah sie sich Startac Schroeder gegenüber.
„Es tut mir leid", sagte er, griff nach ihrem Arm und teleportierte mit ihr- In Bruchteilen von Sekunden wechselten sie über von der Wärme des Containerinneren in die nächtliche Kühle eines Hochgebirgstals.
„Was soll das?" protestierte die Ministerin für Mutantenfragen. „Hättest du nicht bis zum Morgen warten können, wenn es nicht so kalt ist? Willst du mich umbringen?"
Der Teleporter zeigte stumm auf ein etwa fünf Meter breites und ebenso langes Zelt, das kaum hundert Meter von ihnen entfernt an einem Bach stand. Danach tippte er sich kurz grüßend gegen den Kopf und verschwand..Fröstelnd schob Moharion Mawrey die Hände in die Taschen ihrer Hose, und dann stolperte sie durch die Nacht bis hin zu dem Zelt, dessen Wände aus Formenergie matt erhellt waren.
„Hallo!" rief sie. „Ist da jemand drin?"
Ein wüster Fluch ertönte, ein Spalt bildete sich in der Energiewand, und das Gesicht eines alten, bärtigen Mannes schob sich hindurch. Düster funkelnde Augen blickten sie an.
„Was willst du hier?" fragte der Mann.
„Laß mich erst mal rein!" bat sie. „Es ist höllisch kalt hier draußen."
„Wie komme ich dazu?"
„Willst du mich hier draußen erfrieren lassen?"
„Du kannst dich ja in deinen Gleiter setzen oder womit du gekommen bist. Im Zelt ist kein Platz für dich."
„Ein Teleporter hat mich hier abgesetzt."
Der alte Mann fluchte erneut, und dabei entwickelte er ein Vokabular, das Moharion Mawrey veranlaßte, sich die Hände gegen die Ohren zu pressen. Sie trat auf ihn zu, und als er nicht wich, stieß sie ihn ins Zelt zurück, um ihm dann zu folgen. Ächzend setzte er sich an das Lagerfeuer, das er entfacht hatte und dessen Rauch über einen Trichter aus Formenergie nach oben abgeführt wurde.
„Zur Hölle mir dir!" brüllte er. „Du bist nicht nur häßlich wie die Nacht, sondern auch unverschämt.
Was bist du für ein Scheusal?"
„Ich bin Moharion Mawrey, Ministerin für Mutantenfragen", antwortete sie ruhig.
„Und ich bin der Kaiser von Nirwana", fauchte er sie an.
„Sei gegrüßt, Hoheit", gab sie trocken zurück.
Der Alte sank stöhnend auf den Boden, ballte die Hände zu Fäusten und schüttelte sie vor ihrem Gesicht. „Womit habe ich das verdient?"
„Keine Ahnung", antwortete sie. „Jedenfalls bin ich hier, und ich werde bis morgen bleiben. Dann verschwinde ich."
„Halt die Klappe!" zischte er. „Da draußen ist noch jemand!"
Sie horchte, und dann vernahm sie eine Stimme, ohne zu verstehen,
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