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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Ausführlich schilderte er den Tod des armen und teuren Tieres und die erfolgreiche Suche nach dem Täter. Dem Ruchlosen, einem Jemeniten, drohte die Todesstrafe. Ein Schwager des Scheichs würde den Prozess gegen ihn leiten.
    »Was halten Sie von dem Kometen, Professor Awakian?«, erkundigte Ben Ulashi sich irgendwann übergangslos, und seinem Tonfall entnahm Awakian, dass er nun zu seinem eigentlichen Thema zu kommen gedachte.
    »Nun, die Medien tun alles, um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, würde ich sagen.« Awakian entschied, sich bedeckt zu halten, solange er nicht wusste, worauf der Scheich wirklich hinauswollte. »Wenn man die Zeitungen aufschlägt oder die Nachrichten einschaltet, kommt man sich manchmal vor, als stünde die nächste Sintflut vor der Tür. Dabei hatten wir doch erst vor zwölftausend Jahren einen Weltuntergang.« Der Mediziner lächelte; zurückhaltend, denn die Saudis schätzten keine heftigen Emotionsbekundungen.
    »Ich meine, was halten Sie persönlich von dem Kometen, Professor Awakian? Einmal abgesehen von den Medien und den Massen der einfachen Menschen – halten Sie ›Christopher-Floyd‹ für gefährlich, oder glauben Sie, er wird die Erdbahn kreuzen und wieder im All verschwinden?« Der Scheich lächelte nicht, im Gegenteil: Todernst musterte er seinen Leibarzt.
    Plötzlich begriff Awakian, dass Ben Ulashi den Kometen für gefährlich hielt. Das überraschte ihn, und er musste sich beherrschen, um nicht spöttisch zu lächeln.
    »Nun, nach seriösen Theorien gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass so ein kosmischer Vagabund auch mal die Erde trifft.« Jedes Wort wählte er mit Bedacht. »Solche Ereignisse haben die Entwicklung des Lebens auf unserem Planeten immer außerordentlich stark beeinflusst. Meines Wissens könnte es um das Jahr 2100 wieder einmal so weit sein…« Er unterbrach sich und machte sich klar, dass ihn die Fragen des Scheichs eigentlich nicht überraschen sollten: Der Mann war ein Hypochonder, wie gesagt. »Warum fragen Sie, Eure Hoheit?«
    Kemal Ben Ulashi wiegte den Kopf hin und her, wie Awakian es manchmal an ihm beobachtete, wenn er sich am Roulettetisch zierte, alles auf eine Zahl zu setzen. Schließlich bedeutete der Scheich El Tubari mit einem Blick, die Gesprächsleitung zu übernehmen.
    »Es gibt da ein Medikament, Professor Awakian – oder korrekter: Es gab da ein Medikament, das vor zwei oder drei Jahren durch die Medien und Privatpraxen geisterte. Es hieß Hypnotimmortal .« El Tubari machte eine Pause und versuchte an der Miene des Arztes abzulesen, ob dieser das Medikament kannte.
    Awakian zwirbelte die Spitze seines prächtigen Schnauzers.
    Er fragte sich, wozu der Scheich einen Chefingenieur brauchte.
    Seines Wissens verdiente Ben Ulashi sein Geld mit zwei Hotelketten, mit Importautos, einer Reederei, einer Immobilienfirma und mit Börsengeschäften; und mit Öl natürlich. Er kannte das Medikament.
    »Wir wüssten gern, ob sie es besorgen und einsetzen könnten«, fuhr El Tubari fort. »Es wird ja leider nicht mehr vertrieben.« Er lächelte und hob bedauernd die Handflächen.
    »Und vor allem wüssten wir natürlich gern, ob sie es für wirksam halten.«
    »Eine Tiefschlafdroge. Sie ist verboten worden, und das mit Recht«, sagte Awakian. »In Fachkreisen nennen wir den Wirkstoff Ichtylintrihydroäthylamid – kurz: ITH. Das Präparat wurde aus der Hypophyse des Kugelfischs gewonnen, der Hirnanhangsdrüse. Ich kenne sämtliche Studien. Die NASA nutzte den Wirkstoff 2009, um die Astronauten der Marsexpedition während des Fluges in einen Tiefschlaf zu versetzen. Noch wissen wir nicht, was aus ihnen geworden ist. Wir wissen aber aus Studien nach dem Start der BRADBURY, dass ITH äußerst unangenehme Nebenwirkungen zeitigen kann.« Er beugte sich vor und stützte sich die Arme auf die Knie. »Warum interessieren Sie sich dafür, Eure Hoheit?«, wandte er sich an den Scheich. Natürlich glaubte er den Grund für das Interesse des Scheichs an der Droge längst zu kennen.
    »Welche Art von Nebenwirkungen meinen Sie, Professor?«, fragte der Ingenieur.
    »Nun ja, sie ähneln dem apallischen Syndrom, dem Wachkoma. Allerdings konnten die Betroffenen laufen, willentlich gesteuerte Handlungen durchführen, und so weiter. Dennoch waren sie…« Awakian suchte nach Worten und machte eine ratlose Geste. »… wie Tote mit einem lebendigen Körper, ja, wie Zombies. Das Gehirn wurde angegriffen und erlitt irreparable Schädigungen.

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