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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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suchen, den Kotzbrocken und seinen Mentor loszuwerden. Am besten irgendwo dort unten in der Wüste, und am besten noch heute.
    »Müssen wir einen großen Umweg machen?«, fragte Aruula.
    »Pas de problème«, wiederholte er. »Nur ein halber Tag mehr.« Victorius ging zu dem zweiten Seitenfenster, angelte das Fernrohr aus der Innentasche seines blauen Fracks und setzte es ans Auge. Wüste glitt jetzt unter ihnen dahin, weiter nichts als Wüste. Das Meer blieb zurück.
    »Vorher müssen wir Wasser in den Kessel pumpen«, sagte er beiläufig. »Er ist so gut wie leer.« In der Ferne erkannte er das Grün einer Oase, und in seinem Schädel nahm ein Plan Konturen an. »Ja, wir gehen runter, tanken Wasser, und dann ist es nur noch einen Lioonsprung bis nach Zentralafra.«
    Wo du niemals ankommen wirst , dachte er und lächelte Grao’sil’aana in die Echsenmiene. Glücklicherweise hatten auch der Daa’mure und sein Mündel ihre telepathischen Fähigkeiten verloren. Wenigstens denken konnte man jetzt ungestört. »Noch siebzig Stunden schätze ich, vielleicht achtzig – dann werden wir an einer Wolkenstadt festmachen.«
    Allerdings ohne dich und deinen Kotzbrocken, du vorwitziges Crooc! , dachte er. Dass die schöne Barbarin mit ihm weiterfliegen würde, wenn er sich erst der beiden Monstren entledigt hatte, daran zweifelte Victorius zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    ***
    Riad, Mitte September 2011
    Scheich Kemal Ben Ulashi richtete sich auf seinem Sitzkissen auf und hängte das Mundstück zurück in die Halterung an der Schischa. Über den Fernsehschirm flimmerte das Emblem von Al Dschasira. Die Zwölf-Uhr-Nachrichten!
    Ben Ulashi hob die Rechte – das Stimmengewirr in der Kaffeestube verstummte. Die Augen von mindestens vierzig Männern in weißen Dischdaschas hingen plötzlich am TV-Gerät. Rauchschwaden schwebten über den Turbanen.
    »Es wird immer wahrscheinlicher, dass der neu entdeckte Komet ›Christopher-Floyd‹ seine größte Erdnähe bereits zwischen dem neunten und dem elften Februar nächsten Jahres erreichen wird«, eröffnete der Anchorman von Al Dschasira die Nachrichten. »In nicht einmal zehn Millionen Kilometern Entfernung wird der erst kürzlich entdeckte Himmelskörper an unserem Planeten vorbeifliegen. Das ergaben neueste Berechnungen…«
    »Jetzt bringen sie das schon als Spitzenmeldung«, flüsterte neben Kemal Ben Ulashi sein Sohn Achmed. »Die machen uns noch die Frauen und Kinder verrückt!« Achmed verwaltete die drei Hotels seines Vaters in Riad. »Ich würde mal bei Al Dschasira…« Kemal Ben Ulashi hob die Rechte, sein Sohn verstummte.
    »… gravitatorische Auswirkungen auf die Erde sind nach Auskunft von Professor Dr. Jacob Smythe vom Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge, USA, durch die nahe Erdpassage voraussichtlich aber nicht zu erwarten…«
    Ben Ulashis Sohn hatte Recht, und der fast sechzigjährige Scheich wusste das. Und obwohl er keine Frau war und schon gar kein Kind, beunruhigten ihn die Nachrichten ganz erheblich.
    Aufmerksam lauschte er, jedes Wort des Anchormans und der Korrespondenten saugte er förmlich auf.
    Die nordamerikanische NASA plante den Kurs einer Sonde zu korrigieren, um sie in die Nähe der Kometenbahn zu manövrieren. Angeblich wollten die Amerikaner die Oberflächenbeschaffenheit des Kometen untersuchen. Ben Ulashi vermutete eher, dass der Westen Möglichkeiten auslotete, den Himmelskörper zu zerstören.
    Die Nachrichten wandten sich anderen Themen zu – ein Flugzeugabsturz in Somalia, der Bürgerkrieg im Zweistromland, Wirbelstürme über dem Atlantik, Unruhen unter den Pilgern in Mekka, ein Kamelrennen in Nad al Sheba. Die Männer im Teehaus begannen wieder zu tuscheln, zu lachen, zu reden. Ben Ulashi verfolgte die Börsennachrichten.
    Selbst auf die Aktienkurse fiel schon der Schatten des Kometen. Dabei war es noch nicht einmal drei Wochen her, dass diese beiden schottischen Hobbyastronomen ihn entdeckt hatten. Der Scheich griff zur Fernbedienung und stellte lauter.
    Ein Kemal Ben Ulashi konnte sich das erlauben.
    In Europa gaben die Kurse verschiedener Sportartikelhersteller nach. Kurse von Optikern und Buchketten kletterten so hoch wie seit Monaten nicht mehr. Kauften die Leute also Feldstecher, Teleskope und astronomische Handbücher und Sternkarten?
    Ben Ulashi spürte, dass sein Sohn ihn von der Seite beobachtete. Im Fernseher interviewte ein Wirtschaftsjournalist von Al Dschasira einen Kursanalysten. Er drosch Phrasen, die der

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