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2036 - Geheimkonferenz der Blues

Titel: 2036 - Geheimkonferenz der Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kirzay!"
    Sothem bedeutete so etwas wie „Oberster Priester".
    Was immer der Apaso vermutete, Zym hütete sich, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Sothems nannte der Volksmund die Anführer geheimdienstlicher Organisationen. Der Apaso hielt ihn für einen Mitarbeiter des Geheimdienstes von Roost. „Lang lebe der Prophet", antwortete er. Und in Gedanken an jüngste, noch unbestätigte Meldungen fügte er hinzu: „Es scheint, als wolle der Prophet alle Völker des Tlyünosmun zu sich rufen."
    Der Apaso zuckte deutlich sichtbar zusammen. „Bist du sicher?"
    „Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch. Zumindest behauptet das meine Regierung. Ob es sich tatsächlich um einen Propheten handelt, wage ich nicht zu entscheiden."
    „Oberster Koordinator, was willst du damit ..." Er benahm sich, als hätte man ihm auf Apas bisher wichtige Informationen vorenthalten. Zym Kirzay hielt das durchaus für möglich. „Die Santanzer halten die Rote Santilligenz für die Inkarnation des Tlyünosmun."
    Jetzt verschlug es dem Apaso endgültig die Sprache. „Entschuldige meine Eile", sprudelte er hervor und eilte davon, als seien alle bösartigen Kreaturen des Universums hinter ihm her.
    Zym Kirzay lehnte sich neben die Schleuse und atmete tief durch. Seine Hände begannen zu zittern. Die Kniegelenke fühlten sich wie zerbröselnde Schwämme an, und die Füße schienen sich in den Stiefeln selbständig machen zu wollen.
    Jedes Gespräch mit Smelnyk-Ypküz kostete ihn unwahrscheinliche Kraft.
    Lange würde er das nicht durchstehen. Irgendwann verplapperte er sich.
    Spätestens dann wußte der Adjutant, daß etwas mit ihm nicht stimmte.
    Minutenlang kämpfte der Tentra mit sich. Als er die Beherrschung über seinen Körper zurückerlangte, suchte er so schnell wie möglich seine Wohnung auf und schloß sich ein.
     
    *
     
    Sein Zustand stabilisierte sich erst nach Stunden. Er erhob sich und ging eine Weile umher. Tiefes Durchatmen brachte ihm Entspannung.
    Die Stelle am rechten Unterschenkel juckte nicht mehr. Sie schmerzte.
    Zym Kirzay starrte den Stiefel an. Dann zog er ihn vorsichtig aus. Etwas spritzte davon und landete unter dem Tisch.
    Der Tentra entdeckte das winzige Loch im Hosenbein. Böses ahnend, löste er die Klettverschlüsse seitlich am Fuß und krempelte die Hose hoch.
    Ein Laut der Verwunderung drang aus seinem Halsmund. Hellblaues Muskelfleisch leuchtete ihm entgegen. Das Ding - was immer es war - hatte den Körperflaum und die Haut weggescheuert.
    Der Oberste Koordinator stemmte den Tisch zur Seite und hielt nach dem winzigen Gegenstand Ausschau. Er war so klein, daß er ihn erst beim zweiten Hinsehen entdeckte. Hastig griff er danach.
    Es war der Kristall, den er bei seiner Flucht aus dem Geheimen Staatsarchiv verloren hatte. Er hatte sich offensichtlich im Saum seines Stiefels verfangen. Von dort war er ein Stück nach unten gerutscht.
    Zym Kirzay erstarrte unter dem Eindruck der Erkenntnis. Immer wieder wendete er den Kopf, damit auch die Hinterkopfaugen den winzigen Speicher betrachten konnten.
    Irgendwann kehrte das Leben in den Tentra zurück. Er fuhr herum und eilte ins Arbeitszimmer. Das Lesegerät stand auf dem Tisch. Kirzay vergewisserte sich, daß sein Syntron derzeit nicht mit dem Netz von Oyster Zwölf verbunden war.
    Seine Finger bebten ungewöhnlich stark, als er den - Kristall in das Lesegerät legte und sich das Hologrammfeld aufbaute. Der Blick seiner Augen fraß sich an den Texten und Graphiken fest.
    In dem Kristall steckten alle jene Daten, nach denen er gesucht hatte. Zum ersten Mal begriff er die globalen Zusammenhänge zwischen den Konstruktionen und Erfindungen der letzten vierzehn Jahre. „Goldene Technik ist autarke Technik", prangte es auf einer Headline.
    Die Technik, die sie in der Eastside unter dem Patronat der vier größten Völker entwickelten, besaß keine Kompatibilität zu anderen Systemen mehr. Sie ließ sich nicht einmal reparieren. Defekte Aggregate mußten demontiert und gegen neue ausgetauscht werden. Die Lieferanten bezogen ihre Ware ausschließlich von Planeten der drei größten Völker.
    Zym Kirzay verstand übergangslos, wieso die Propagandamaschinerie auch den kleinsten Fortschritt als riesigen Erfolg verkaufte. Es ging nicht um ein schnelles Vorwärtskommen der technischen Entwicklung. Die Verbreitung einheitlicher Systeme mit minimalen Neuerungen versprach den großen Profit, wirtschaftlich wie politisch.
    Das große Reich der Jülziish wuchs tatsächlich zusammen,

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