2039 - Traumzeit
im einzelnen tat. Als Ergebnis entstand jedoch die Prallfeldblase, die sie zwar vor weiteren direkten Treffern schützte, innerhalb weniger hundertstel Tontas aber vollständig eingeschlossen wurde.
Ein leiser Fluch Aktakuls erklang. „Keine Verbindung. Mein Armbandkom muss einen Schlag abgekommen haben. Funktioniert deiner noch?" Er wartete die Antwort nicht ab sondern tastete nach Gaumarols Handgelenk, gefolgt von einem weiteren Fluch. Das machte Gaumarol klar, dass ihre Situation noch viel ernster war, als er gedacht hatte. Er atmete tief ein und aus und versuchte die Schmerzen zu ignorieren. Mühsam kämpfte er gegen die nahende Ohnmacht und flüsterte rau: „Hält deine Konstruktion?"
„Ich hoffe es, mein Freund. Hängt von der Masse ab, die sich draußen aufstaut."
Mein Freund! Trotz der Schmerzen lächelte Gaumarol. Ja, Aktakul war sein Freund. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass er kolonialer Abstammung war - ein Aspekt, dem in der arkonidischen Gesellschaft inzwischen wieder große Bedeutung beigemessen wurde. Schon in den Jahren vor der Ausrufung des Kristallimperiums hatten die konservativen Kräfte die herausragende Stellung der Arkoniden vermehrt hervorgehoben. Ein Prozess, der seither eher forciert worden war.
Traumzeit: „... wurde im aufblühenden Zweiten Imperium der Herkunft wieder Beachtung geschenkt, zunächst jedoch ohne daraus besondere Privilegien abzuleiten", wisperten die Stimmen durch die Weite des Kristallsaals, während die Bilder der Erinnerung in Imperator Bostich I. kurz verblassten. „Offizielle Verlautbarungen betonten wortreich die Stärke der arkonidischen Gemeinschaft, aber beim auf Gos'Ranton ansässigen Adel fiel die Vorstellung, etwas Besonderes zu sein, auf äußerst fruchtbaren Boden."
Die Belebung des Traditionellen blieb langfristig nicht ohne Folgen, dachte Bostich. Die aristokratischen Kreise blieben unter sich, hier Adel, dort einfacher Essoya und dann erst die Bewohner der Kolonien - vor allem, wenn sie schon äußerlich auf den ersten Blick als solche zu erkennen waren. „Gesetze aus tiefer Vergangenheit traten erneut in Kraft", fuhren die Imperatoren fort, der vielstimmige Chor wurde lauter. „Imperiale Erlasse verkündeten die auf Celkar verabschiedeten Beschlüsse zur Rechtsnorm. Scheinbar plötzlich gab es sie wieder, die besonderen Privilegien der maßgeblichen Familien und Geschlechter. Schon vorhandene Besitztümer und steuerliche Vorteile ergänzten einander, zur herausragenden gesellschaftlichen Stellung kam die auf harten Galax und Chronners beruhende Macht. Tatsächlich fußten die Veränderungen auf einem Jahrzehnte andauernden Prozess, der in den ersten Jahren des Kristallimperiums seinen Höhepunkt erreichte." In der Zeit nach dem Ende der Monos-Diktatur war es vor allem Atlan da Gonozals Initiative zu verdanken gewesen, dass Arkon zu neuer Blüte aufstieg. Die endgültige Überwindung der separatistischen Zersplitterung früherer Jahrhunderte nach der Vernichtung von Arkon Irr in Tausende Duodez-Monarchien, rivalisierende Fürstentümer, winzige Systembaronien und welche staatlichen Formen auch immer stärkte das Selbstbewusstsein der Arkoniden in einem Maß, dass viele ambitionierte Kräfte davon träumten, das Neue Imperium der Arkoniden zur führenden Macht in der Milchstraße aufsteigen und in altem Glanz auferstehen zu lassen.
Milliarden Arkoniden hatten Atlan als Imperator gewollt. Sich diesem Wunsch zu beugen, war er bereit. In freudiger Erwartung des Ereignisses, das im Überschwang der Gefühle Imperiale Inkarnation bezeichnet wurde, feierte das Traditionsbewusstsein wahre Triumphe. Uralte, vergessen geglaubte Rangbezeichnungen aus Politik, Handel, Adel und militärischer Hierarchie wurden wiederbelebt, die Patriotische Imperiale Zeremonienschule gegründet und der Einfluss des Hochadels gestärkt.
Der Chor rief in. Bostichs Gedanken hinein: „Längst waren die Adelstitel nicht mehr identisch mit den früher damit verbundenen Lehen und Herrschaftsbereichen. In der Rückbesinnung auf Tradition und altverbriefte Privilegien waren es jedoch vor allem die Familien des Hochadels, die die Gunst der Stunde nutzten und sich ihre feudalen Pfründe sicherten. Die feine Gesellschaft Arkons war nun mehr Geld- als Geburtsadel, ihr Einfluss vielleicht deshalb sogar größer als in früheren Zeiten. Aus den Kreisen dieser Würdenträger stammten jene, die in Atlan eher eine Gefahr sahen.
Sogar nach dem Verlust seines Zellaktivators
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