2039 - Traumzeit
wäre er als Imperator eine zu starke Persönlichkeit gewesen."
Die Liste seiner Gegner war lang und betraf Erhabene, Edle und Hochedle, erinnerte sich Bostich, von einer kurzen, glühenden Welle des Neids durchdrungen, weil sich mit dem Gedanken an Atlan automatisch der an dessen Unsterblichkeit einstellte. Sie kümmerten sich nicht um die Wünsche des Volkes, sondern wollten einen formbaren Höchstedlen nach ihren Vorstellungen. Sie bereiteten ein Attentat vor; sogar einen Ersatz-Imperator hatten sie bestimmt - an Atlans Stelle sollte der entschlusslose Weichling Traytor, Imperialer Protektor von Ariga, den Kristallthron besteigen. Die Verschwörung wurde frühzeitig aufgedeckt, und Atlan erklärte öffentlich seinen Verzicht auf Krönung und Imperatorenwürde.
In Bostich vermischten sich die Eindrücke - Geschichtsdaten und die persönlichen Jahre seiner Abhängigkeit seit seiner Inthronisation überlappten zum Vexierbild. In den Jahren und Jahrzehnten nach dem denkwürdigen 27. April 1171 NGZ entwickelte sich das „Bürgerkomitee für Wiedereinführung der Monarchie" zu einem Sammelbecken radikaler Imperialisten. Aus ihm ging die FAMUG hervor, die Gruppe „Für Arkons Macht und Glorie". Solange Atlan in der Milchstraße weilte, konnte seine überragende Persönlichkeit die Machtbestrebungen dieser Splittergruppen in Grenzen halten. Das änderte sich in der Zeit seiner Abwesenheit der ersten Coma-Expedition.
Es war später ein offenes Geheimnis, dass die FAMUG ihre eigentlichen Wurzeln im Thektran von Arkon II hatte und Thek'athor Scolar da Ariga ihr wahrer Anführer war, während Morad da Darrid zu Beginn des 13. Jahrhunderts NGZ eher sein eigenes Süppchen zu kochen versuchte. Im Grunde gab es mehr Raumschiffskommandanten und militärische Würdenträger als Raumschiffe, obwohl die Produktionsstraßen vor allem auf Arkon II einen erhöhten Ausstoß hatten. 50.000 Thek'pama im Flottenzentralkommando hatten nichts anderes zu tun, als sich in virtuellen Kriegsspielen zu üben.
Ab 1205 NGZ war Halifer da Polat Präsident des republikanischdemokratischen Imperiums der Arkoniden; ein älterer Mann von ruhigem, besonnenem Wesen, aber ohne herausragendes Profil. In den Kreisen der jüngeren und reaktionären Mitglieder innerhalb und außerhalb seiner Regierung wurde deshalb bald über seine Ablösung diskutiert. Selbst der Galaktische Rat Tydon da Tramis vertrat die Ansicht, dass die Generation neuer Arkoniden in Atlans Abwesenheit nur das weitergeführt habe, was er begonnen hatte - nämlich den Stellenwert der Arkoniden auf galaktopolitischer Bühne zu erhöhen.
Ende März 1212 erwies sich Morad da Darrid als ein Verbrecher, der die von vielen als gut und richtig erkannten Ideen für eine bessere Zukunft seinen persönlichen Vorteilen opferte. Er starb, als er Atlan bedrohte, durch Theta da Arigas Strahlschuss. Dass sie inzwischen ebenfalls die Meinung vertrat, Arkon sollte sich weiter um eine Vormachtstellung in der Milchstraße bemühen, leitete die Trennung von dem Unsterblichen ein. „Die starke Einbindung ins Galaktikum", verkündete sie auch als Präsidentin wiederholt, „kann für unser Volk nicht von Vorteil sein. So sehen es viele junge Leute, und ich auch. Es ist nicht verdammenswert, solche Ideale zu entwickeln oder sich dafür einzusetzen."
Gaumarol versuchte Aktakuls Gesicht zu erkennen. Längst hatte er das Zeitgefühl verloren. Der Felssturz schien vor Augenblicken und einer Ewigkeit zugleich abgegangen zu sein. Lichtpunkte in seinem Blickfeld erweckten zögernd Gaumarols Aufmerksamkeit. Zuerst hielt er sie für Sternchen infolge der Schmerzen, doch der zweite und dritte Blick belehrten ihn darüber, dass es die winzigen Kristallprojektoren sein mussten.
Tiefes Brummen durchzog die Kraftfeldblase deutliches Zeichen dafür, dass der behelfsmäßige Schutz mehr und mehr belastet wurde. Für seine Experimente standen Aktakul nur die aus allen möglichen Geräten ausgebauten Teile zur Verfügung; Projektoren aus Spielzeug oder Haushaltsgeräten. Selbst die fingerkleine Kaltfusions-Brennstoffzelle war ein häufig verwendetes Standardmodell. „Es wird knapp", murmelte Aktakul. „Lange hält das Prallfeld nicht mehr. Hoffentlich empfängt Kymalthoran unsere verzweifelten Gedanken. Nur von ihm können wir jetzt noch Hilfe erwarten."
Gaumarol hustete keuchend. Hitze-, Kälte- und Schmerzwellen wechselten einander in rascher Folge ab. Für einige Zeit musste er dann das Bewusstsein verloren haben.
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