2041 - Absolute Finsternis
„Das riecht nach Ärger", bestätigte Reginald Bull. Mit Daumen und Zeigefinger massierte er seine Nase. „Na und?" Gucky seufzte. „Sogar manche Privatgleiter verfügen über Paratronprojektoren. Wo liegt das Problem?"
„Die Errichtung des Schutzschirms war nicht abgesprochen", antwortete Bull. „Das hinterlässt einen sehr bitteren Beigeschmack."
„Monatelang sah es aus, als würden sich unsere Erwartungen hinsichtlich Mol' Jueglo erfüllen", betonte Rhodan. „Ich will noch nicht behaupten, Dass wir absichtlich getäuscht wurden, aber allein einen entsprechend dimensionierten Paratronprojektor zu beschaffen ..."
„Die jungen Leute haben Teleportertalente, für die das wohl kein Problem darstellt", wandte der Mausbiber ein. „Vor allem, wenn sie einen Para-Block bilden." Reginald Bull schüttelte den Kopf. „Es geht nicht um das Wie und schon gar nicht darum, ob der Paratron erst seit eineinhalb Stunden steht oder seit Tagen. Das Warum ist ausschlaggebend." Er bedachte den Mausbiber mit einem forschenden Blick. Ihm fiel auf, Dass ein feuchter Schimmer Guckys Augen verschleierte. Zudem rümpfte der Ilt unaufhörlich die Nasenspitze. „Deshalb habe ich dich sofort nach Eingang der Meldung angerufen und gebeten, Perry und mich in La Paz zu treffen und mit uns hier herzu teleportieren."
„Worauf warten wir?" Rhodan griff nach der Hand des Mausbibers. „Spring zur Strukturschleuse!"
Die bei den Männer und der Ilt zwischen ihnen materialisierten wie aus dem Nichts heraus nahe der ehemaligen Strukturschleuse. Ein zehn Meter hoher Mast markierte von weitem sichtbar die Stelle am Südrand der Energiekuppel, daran hatte sich nichts geändert. Reginald Bull blickte über den Friedhof der Mutanten. Er zählte, rechnete hoch und schüttelte betreten und in stummem Entsetzen den Kopf. Mindestens neunhundert metallene Grabplatten drängten sich dicht an dicht, auf jeder stand ein Name eingraviert, junge Menschen, aus allen Bereichen der Liga nach Terra heimgekehrt, anfangs ohne zu ahnen, Dass in ihnen eine genetische Zeitbombe tickte. Falls nicht ein Wunder geschah, würden alle sterben.
Nicht weit entfernt ragte der Ara-Raumer auf. Ein Monument der Ohnmacht, mehr nicht, fand Reginald Bull. Das Schiff wirkte verlassen, nicht einmal bei den Bioreaktoren auf seiner Oberfläche gab es Bewegung.
Die Terraner wussten, Dass es einen unregelmäßigen Kontakt zwischen der Besatzung des Schiffes und dem Ara gab, der sich bei den Mutanten aufhielt. Gelegentlich schickte er Anforderungen an seine Leute, und dann arbeiteten sie an Experimenten, die bisher trotz aller Bemühungen des Geheimdienstes nicht genau nachvollzogen werden konnten, Und ab und zu flog ein Besatzungsmitglied mit einem Gleiter in eine Stadt, meist nach La Paz, um frische Nahrung einzukaufen. Mehr Kontakte gab es nicht. „Und nun?" fragte Gucky. „Wir kommen nicht in die Stadt, es sei denn ..."
„... wir warten auf die nächste Beisetzung", sagte Rhodan bedrückt. „Das behagt mir nicht." Bully drehte sich halb um die eigene Achse und ging langsam auf den Bereich zu, der die frühere Strukturschleuse markierte.
Hinter dem blauen Leuchten zeichneten sich die Silhouetten kantiger Container ab. Für 50.000 Bewohner war die Siedlung geschaffen, wenig mehr als zwei Drittel der Wohnungen waren wirklich bezogen. Je näher Bully kam, desto deutlicher konnte er schemenhafte Gestalten sehen, die sich bewegten, doch eine präzisere Beobachtung erlaubte der Paratron nicht.
Zwanzig Meter vor der Energiewand hielt Reginald Bull inne und stemmte die Arme in die Hüften. „Ich fühle mich ausgesperrt", sagte er, ohne sich umzuwenden. Das Geräusch von Rhodans Schritten verhielt neben ihm. „Die Mutanten grenzen sich ab - aber wir müssen uns wohl den Vorwurf anhören, sie in die Isolation getrieben zu haben."
„Ich frage mich, weshalb Moharion keine Nachricht weitergab", murmelte Rhodan. „Der neue Bürgermeister schweigt ebenfalls."
„Ich würde diesen Parkinson gerne kennenlernen." Nachdenklich begann Bully, auf der Unterlippe zu kauen. „Alles, was ich an wirklichen Fakten in Erfahrung bringen konnte, ist seine Herkunft: Koo Parkinson, geboren am 2. Februar 1279 auf Lepso. Dann gibt es viele Gerüchte über ihn, die alle von Lepso stammen und entsprechend überreizt sein können. Man weiß ja, wie auf dem Planeten die Gerüchte kochen. Die Meinungen über ihn widersprechen sich, von unsympathisch bis charismatisch."
„Dumm gelaufen, was?" Gucky
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