2044 - INSHARAM
Gnade, in Jonkylms Gegenwart verweilen zu dürfen, erfüllte mich dermaßen mit Glück, dass ich bei meinem beredten ständigen Begleiter nicht nachhakte. „Wie bist du mit deinem Raumschiff ins INSHARAM gelangt", fragte Dekomag, „und was willst du von Jonkylm?" Und ich berichtete ihm, die ganze Geschichte, rückhaltlos, ohne etwas zu verschweigen, erzählte von ES' Auftrag, von der Vernichtung von AurochMaxo-55, der Bergung des Kym und. dem Flug nach INSHARAM. Der Extrasinn erhob keinen Einwand. „Und du erwartest Hilfe von den Inzaila Onda?" fragte Dekomag. Ich zuckte mit den Achseln; war es auch nur denkbar, das solch ein Wesen uns nicht half? „Dann bist du vergebens zu diesem Ort gekommen", sagte die Rautak-Projektion. Ich sah sie nur an, war zu keiner Emotion fähig.
Verspürte weder Wut noch Enttäuschung, war einfach nur leer. „Ich will dir die Geschichte der Inzaila Onda erzählen - und ihres furchtbaren Scheiterns", sagte Dekomag. Und ich erfuhr, wie und warum die Inzaila nach INSHARAM gelangt waren. Und was sich danach an Grauenhaftem zugetragen hatte.
Ich verspürte wieder jenes seltsame Gefühl, das sich so häufig bei mir einstellte, .wenn mir Enthüllungen gemacht wurden, die Rätsel aufklärten, die sich über Jahrhunderttausende erstreckten. Jene Ehrfurcht vor kosmischen Zusammenhängen, die eigentlich zu gewaltig für den Verstand selbst eines potentiell Unsterblichen waren. ,„Indem wir", so schloss Dekomag und durch ihn die Inzaila Onda Jonkylm, „von Auroch-Maxo-55 aus das Tor zum INSHARAM öffnen ließen, begingen wir in unserer Hybris einen nicht wiedergutzumachenden Fehler. Wir hatten uns eingebildet, wirklich große Entitäten werden zu können, kosmische Friedensstifter, aber der Wunsch blieb der Vater des Gedankens. Wir mussten feststellen, dass wir im INSHARAM gefangen waren und es nicht mehr verlassen konnten. Denn wir konnten die Tore in den Kosmos, die Dimensionsventile, nicht öffnen. Nur Entitäten, die hier zu Superintelligenzen geworden sind, sind dazu imstande."
„Sie müssen die Ventile sogar öffnen, um das INSHARAM zu verlassen", murmelte ich, noch ganz im Griff der Tragik, die mich so schnell nicht aus ihrem Bann lassen würde. „Zumindest entwickelten wir im Verlauf der Jahrzehntausende diese Theorie. Doch selbst wenn es uns gelungen wäre, die Ventile ins Standarduniversum zu öffnen... wäre dies nicht gleichbedeutend mit einem unkontrollierten Abfließen der aufgestauten PsiMaterie und damit dem Tod von Billionen Lebewesen an jenen Endpunkten der Dimensionstunnel...?"
Eine solche Verantwortung würden die Inzaila Onda niemals auf sich nehmen, das war mir klar. Dazu waren sie einfach moralisch und ethisch viel zu hoch stehende Wesen. Eher würden sie bereitwillig in den Untergang gehen, als auch nur ein anderes Lebewesen zu gefährden. „Wie auch immer, wir werden entweder bald gerettet, indem jemand die Ventile öffnet, oder aber wir werden buchstäblich erdrückt, weil das IN-SHARAM sich vollständig mit Flüssigkeit füllt. Denn es hat einen permanenten Nachlauf an Psi-Materie, und die Kapazität der Dimensionsblase ist fast erschöpft. Und wir können uns nicht mehr von unseren furchtbaren kollektiven Alpträumen befreien, sind ihnen mittlerweile hilflos ausgeliefert.
Seit Jahrtausenden ist keine neue Shak Naru mehr zu uns gestoßen, die neues Leben, frischen Enthusiasmus zu der Inversen Küste gebracht hätte."
Und nun war sogar Hauchmén Zovirasch eingetreten! Es würde also niemals wieder ein Neuankömmling eintreffen ... „Die Inzaila Paumyr, die wir nach den Berichten der letzten Hinzugestoßenen als nächste Kandidatin erwarten konnten, hat bereits einen anderen Weg in den Kosmos gewählt. Wenn uns nicht der Druck der Psi-Materie tötet, werden wir über kurz oder lang den furchtbaren Träumen erliegen, die uns in der Gefangenschaft der Inversen Küste plagen... Du siehst also", fuhr Jonkylm durch den Mund der Rautak-Projektion fort, „wir Inzaila Onda können dir keine Hilfe gewähren. Vielmehr bitten wir dich um Hilfe."
Die Informationen waren zu geballt auf mich eingestürmt. Kosmische Geschichte von zweihunderttausend Jahren, in zweihundert Sekunden referiert.
Mein Geist war noch immer völlig leer, hatte nicht einmal ansatzweise verarbeitet, was ich gerade erfahren hatte. „Was", sagte Dekomag, „wenn es der SOL möglich wäre, die Membran-Ventile der Dimensionstunnel zu öffnen?
Und zwar ohne dabei unschuldige Intelligenzwesen zu
Weitere Kostenlose Bücher