2045 - Aufruhr im INSHARAM
von nun an nie mehr trennen?"
„Wir können eins sein", sagte Karja. „Ich zeige dir, was ich gelernt habe, und du mir, was du kennengelernt hast."
„Und sonst nichts?" fragte sie.
Karja umschwamm sie langsam. „Und sonst noch vieles, vieles mehr", versprach er. „Ich begehre dich als meine Partnerin, Ich habe es schon getan, als ich dich verließ. Doch da war es noch viel zu früh - für uns beide."
„Ich bin glücklich", sagte ihm Ruyde, Und mit ihren Sinjazz-Organ sendete sie ein entsprechendes Signal in die Weiten des Ozeans. „Gemeinsam werden wir so vieles entdecken und kennenlernen, Karja. Und ..." Über das „Und" schwieg sie. Dies war eine Sache, die nur sie beide etwas anging. Nicht einmal einen der befreundetsten Schwärme.
Zuallererst bauten sie sich ein Nest. Sie schafften' dazu Reste von abgestürzten Pflanzeninseln herbei welche die Inverse Küste nie erreicht hatten und am Boden des Ozeans lagen. Es dauerte seine Zeit bis die Hülle in eine der kleineren Taschen des INSHARAM gebaut war. Ruyde hatte gewusst, was dazu zu tun war. Sie hatte es bei anderen Paaren beobachtet, die ihren Schwarm verlassen hatten, um für den Nachwuchs zu sorgen, der die Zahl der Evoesa ständig konstant hielt - sofern nicht durch äußere Bedrohungen und unerwünschte Eindringlinge die Gesamtzahl reduziert wurde, wie es schon häufig geschehen war. Ruyde und Karja verbrachten viele Tage in dem Nest. Es war groß genug, dass sie sich gegenseitig umschwimmen und umschwärmen konnten. Kein anderer Evoesa getraute sich in diesen Tagen in die Nähe des Nestes. Es war tabu - genau wie das, was die beiden noch jungen Wesen darin trieben. Als sie dann das Nest wieder verließen, war in jedem von ihnen der Keim zur Fortpflanzung gelegt - in Ruyde wie in Karja, in ihr und in ihm. Bei den Evoesa galt nicht, dass nur die Angehörigen - des weiblichen - Geschlechts Junge hervorbringen konnten. Bei ihnen waren er und sie Elter, Im Augenblick ihres Todes würden Ruyde und Karja das gegenseitig gezeugte Junge ausstoßen und, Jahre später, mit ihrem konservierten Bewusstsein zu ihm zurückkehren.
Aber soweit war es noch lange nicht. Ihr Leben hatte erst begonnen. Sie liebten sich tagelang und hörten nicht auf die allgegenwärtigen Signale aus dem Ozean. Er war riesig, und sie beide waren allein in ihrem Nest. Dann, als sie es verließen, überraschte Karja Ruyde mit einer Ankündigung: „Ich werde dich zu einem der Ältesten bringen, Ruyde", verkündete er. „Es ist Swado Taya Devior. Ich habe, wenn ich dich nicht suchen musste, weil ich dich bei einem Schwarm wusste, viele Tage mit ihm verbracht, und er hat mich vieles gelehrt. Ich möchte, dass auch du dir seine Weisheiten anhörst."
„Ich fiebere danach", sagte Ruyde. „Dann folge mir!" Sie schwammen nebeneinander. Ihre Sinjazz-Organe waren synchron geschaltet. Sie durchquerten den Ozean und sahen mehrere abgestürzte Schwimmende Inseln, die den Weg nicht geschafft hatten. Schließlich, nach sieben Tagen, führte Karja sie zu einer Art Höhle, einer nur metergroßen Tasche in der Ozeanwandung. „Hier lebt Swado Taya Devior", sagte er. „Bitte, warte hier.
Ich gehe zu ihm und bereite ihn auf deine Ankunft vor. Er ist scheu, musst du wissen."
„Karja, wenn er nicht will, dass ich mit dir komme ..."
„Ich habe ihm genug von dir erzählt. Er freut sich, deine Bekanntschaft zu machen. Nur muss ich ihn vorbereiten."
„Dann geh! Aber bitte, komm bald zu rück - so oder so." Karja schwamm in die Höhle hinein, die sie an ihr gemeinsames Nest erinnerte. Zwei Stunden lang musste sie warten, dann erschien der Gefährte wieder und winkte ihr mit den Vordergliedmaßen. Sie schwamm zu ihm. „Swado ist bereit, dich zu empfangen", sagte Karja. „Aber warum hat es so lange gedauert?" wollte sie wissen. „Er ist von Natur aus scheu, wie ich schon sagte. Er ist alt, sehr alt. Dass ich ihn vor Jahren fand, war ein Zufall. Auch ich brauchte lange, um an ihn heranzukommen. Aber jetzt ist er soweit. Komm, Ruyde!"
Mit gemischten Gefühlen folgte sie ihm in die Höhle. Ihr Inneres war von leuchtendem Plankton halbwegs erhellt. Ruyde konnte einen alten Evoesa erkennen, der sich bis in den hintersten Winkel seiner Wohnhöhle zurückgezogen hatte. „Das ist Ruyde, meine Gefährtin", stellte Karja sie vor. Und zu Ruyde: „Das ist Swado Taya Devior, mein großer Lehrer."
„Ich fühle mich überaus geehrt, deine Bekanntschaft zu machen, Swado", sagte Ruyde. „Die Ehre ist ganz auf
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