2045 - Aufruhr im INSHARAM
begleiten, aber ich... Du verstehst." Dao-Lin-H'ay nickte nur und ging mit wackelnden Schritten zum Ausgang.
In der Zentrale waren sie alle versammelt: Fee Kellind, die von Viena Zakata zurückgekommen war, Icho Tolot, der sich aus den Labors hierher begeben hatte, Ronald Tekener und die gesamte Zentralebesatzung. Es wurde aufgeregt diskutiert. Natürlich drehte sich alles um das, was die Kartanin als Angriff bezeichnet hatte. Jeder Mann und jede Frau hatte es gespürt: das gleiche Ziehen und die gleichen Schmerzen, dazu die Todesangst.
Major Juno Kerast, der Zweite Pilot, war wie immer einer der Ruhigsten. Entsprechend gelassen vertrat er gerade die Ansicht, dass möglicherweise der Kym in den Labors für den inzwischen abgeflauten Einfluss verantwortlich sei - eine Vermutung, der die meisten anderen laut widersprachen.
Dao-Lin-H'ay konnte in dem Gewirr kaum einzelne Stimmen ausmachen. Sie esperte, aber auch das war bei den vielen Menschen schwer, von denen fast jeder eine andere Meinung hatte.
Major Pria Ceineede, die Dritte Pilotin, vertrat auf ihre rechthaberische Art lautstark die Ansicht, dass Delorian Rhodan das Unheil angezogen oder ausgelöst habe. Damit waren noch weniger Raumfahrer einverstanden als mit Juno Kerasts Erklärungsversuch. „Es ist der Kym", beharrte Kerast. „Ein geheimnisvolles Objekt, von dessen Natur oder Bedeutung wir keinerlei Ahnung haben. Aber wir hantieren daran herum, .vermessen ihn, röntgen ihn - was weiß ich noch alles. Müssen wir uns dann wundern, wenn wir eine Reaktion provozieren?"
„Der Kym hat bisher keinerlei Reaktion gezeigt", widersprach Icho Tolot mit gedämpfter Stimme. „Ich schließe ihn als Ursache aus."
„Die Sache liegt doch auf der Hand", ließ sich Roman Muel-Chen vernehmen. „Es ist das INSHARAM selbst. Ich glaube, dass Menschen sich nur begrenzte Zeit in ihm aufhalten können. Ich betrachte das INSHARAM als einen riesigen Organismus, und wir sind die Eindringlinge. Also versucht es, uns abzustoßen."
Der Emotionaut erhielt die mit Abstand größte Zustimmung von allen. Dann ergriff die Kommandantin das Wort, die bisher geschwiegen hatte. „Ich war, wie bekannt, bei Viena Zakata in der Ortungszentrale", sagte sie. „Ich bin noch nicht dazu gekommen, davon zu berichten, aber wir haben fremde Geschöpfe einwandfrei beobachten können, die in etwa einem Kilometer Entfernung von der SOL durch das Psi-Wasser dümpelten. Wenn ihr meine Meinung hören wollt - die wahre Ursache für den Schmerzüberfall liegt bei jenen fremden Wesen, den Bewohnern des INSHARAM." Sie sah erstaunte Gesichter. Ihre Ausführungen hatten die gesamte Diskussion gekippt. Vom Kym oder von Delorian Rhodan sprach plötzlich niemand mehr.
Aber Fee wurde mit Fragen nach den Fremden bombardiert, die sie natürlich noch nicht beantworten konnte.
Tatsache war, dass es sie gab. Roman Muel-Chen verstieg sich sogar zu der Behauptung, das INSHARAM habe sie geschickt, um die SOL anzugreifen. Ja, nicht einmal die Möglichkeit, das INSHARAM sei ein denkender Organismus, schloss er aus. „Wenn es nicht zu verrückt klingen würde - es könnte mir einleuchten", flüsterte Ronald Tekener seiner kartanischen Gefährtin zu. Er hatte den Arm um ihre Taille gelegt. Die beiden Unsterblichen hielten sich etwas im Hintergrund. „Ruhe!" rief Fee Kellind. Die heftigen Diskussionen verstummten. „Major Viena Zakata wird uns über die Beobachtungen von Geschöpfen auf dem laufenden halten. Ihr Angriff - falls es einer war - ist fehlgeschlagen. Sollte sich ihre Zahl drastisch erhöhen, wird Zakata Alarm geben. Was wir in der Zwischenzeit tun können, ist folgendes: Ich werde einen Notruf an die SOL-SJ-33 aussenden und Atlan drängen, sofort zurückzukehren, damit wir uns im Notfall rasch aus dem INSHARAM zurückziehen oder unseren Standort verlagern können. Außerdem, Icho Tolot, ruhen bis auf weiteres alle Versuche mit dem Kym. Ich glaube zwar nicht daran, dass er die Ursache ist, aber wir müssen alle Eventualitäten in Betracht ziehen."
„Und Delorian Rhodan?" fragte Pria Ceineede. „Was ist mit ihm?"
„Was soll mit ihm sein?" fragte Fee zurück. „Was sollen wir deiner Meinung nach tun? Er liegt in einem Überlebenstank und im Koma. Sollen wir das Kleinkind dort herausnehmen und zum Tode verurteilen?"
„Nein", sagte die Pilotin kleinlaut, als sie von allen Seiten ablehnende Blicke erntete. „Natürlich nicht."
„Dann sind wir uns einig", stellte die Kommandantin fest. „Ich rufe jetzt
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