205 - Das Zeichen der Ewigkeit
Das trieb ein paar Schwarzhäutige aus dem Schilf. Sie schleppten Teile der Schiffsladung zu dem beachtlichen Stapel an Kisten und Säcken, der schon im Sand lag, und Aruula erkannte mit Befremden, dass sich diese Männer nicht am Kampf beteiligt hatten. Ihr Blick wurde nachdenklich, wanderte zurück zu dem Turbanträger.
Sein Hengst galoppierte auf die Sklavinnen zu. Ohne das Tempo zu verlangsamen, ließ sich der Mann zur Seite sinken und streckte eine Hand aus. Die Schwarzhäutigen merkten, was er vorhatte, brüllten auf und rannten los. Unterwegs zogen sie die Waffen.
Daa’tan nahm den Säbel von der Schulter, wollte helfen.
»Warte!«, sagte Aruula, während sie den Ritt des Berba stirnrunzelnd verfolgte. Eigentlich hätten die Frauen schreien müssen, oder zu fliehen versuchen. Das wären normale Reaktionen auf eine nahende Bedrohung gewesen. Doch sie taten nichts dergleichen, im Gegenteil. Als der schwarze Hengst heran war, sprang eine von ihnen plötzlich auf, unterlief ihren abgelenkten Bewacher und spurtete auf das Pferd zu. Sie hielt die gefesselten Hände hoch, der Reiter packte sie. Haarscharf von einem blitzenden Säbel verfehlt, zog er die Frau hinter sich aufs Pferd und floh.
Die Schwarzhäutigen versammelten sich beim Flugzeugwrack. Sie diskutierten laut, und Aruula musterte sie nachdenklich. Jetzt, da das brennende Schiff gesunken war, klarte auch der Rauch auf und es kamen Einzelheiten zu Tage, die bis dahin nicht erkennbar gewesen waren. Zum Beispiel, dass die Schwarzhäutigen leuchtend gelbe Augen hatten, kein einziges Haar, und dunkle Handflächen. Äußerlichkeiten alarmierten Aruula nicht; Grao’sil’aana war ungleich exotischer als die schlanken Fremden mit ihrer tief schwarzen Haut. Aber was sie stutzig machte, war deren Körpersprache.
Irgendwie sah das wilde Herumfuchteln nicht nach dem Verfassen einer Dankesrede aus.
Mit einem Mal verstummten die Männer. Sie drehten sich um, wie auf Kommando, und starrten unangenehm gierig herüber.
»Oh, verflucht!«, raunte Aruula ahnungsvoll, während sie ihr Schwert nachfasste.
Aus der Luft hatte alles so eindeutig ausgesehen: Hier die Guten, da die Bösen, dort ein brennendes Schiff. Dass eine Sklavin sich freiwillig den Bösen anschloss, war auch noch kein Indiz für eine Fehleinschätzung der Situation. Wohl aber, dass die Schwarzhäutigen plötzlich ihre Waffen zogen und brüllend auf Aruula los stürmten.
Töten!, stand in den finsteren Gesichtern, und – anders als die Berba – ließen diese Männer nicht den geringsten Zweifel an ihrer Entschlossenheit, ihr Vorhaben auch auszuführen.
Aruula und Daa’tan wehrten sich verzweifelt.
Wenigstens hatte der vorausgegangene Kampf gegen die Turbanträger den Clan der Schwarzen durch Verletzungen dezimiert, sodass Mutter und Sohn nicht einfach überrannt wurden. Doch es war immer noch ein halbes Dutzend Angreifer übrig – und von deren Kaltblütigkeit konnte selbst Daa’tan etwas lernen.
Sie waren beidhändig mit Krummschwertern bewaffnet, die sie beim schnellen Anspringen wie Scheren kreuzten. Was dazwischen geriet, wurde vom Körper abgetrennt.
Aruula blieb keine Zeit für einen rettenden Sprung zur Seite, als einer der Schwarzhäutigen vorschoss und mit beiden Schwertern nach ihrem Unterschenkel hieb.
Doch sie war kampferprobt, und sie wusste sich zu helfen.
Ohne Nuntimor loszulassen, stützte sie sich auf die vorgebeugten Schultern des Angreifers und riss die Beine hoch. Da war ein grässlicher Laut hinter ihr, und im Fallen sah die Barbarin, wie ein Schwarzhäutiger zur Seite kippte, der sich angeschlichen hatte. Sein linker Fuß blieb stehen.
Aruula sprang auf, tötete ihren Angreifer, wandte sich dem nächsten zu. Irgendwo hörte sie Daa’tan schreien, und ihr wurde kalt vor Angst um ihn. Sie konnte ihn nicht sehen, hatte keine Zeit, ihn mit Blicken zu suchen. Die feindlichen Schwerter waren überall, und das üble Geräusch aneinander schleifender Klingen ging selbst im Schreien des Verletzten und seiner Gefährten nicht unter.
Was für unheimliche Augen sie hatten! Im stechenden Gelb schwammen je zwei Pupillen, und da war etwas Animalisches in der Art, wie sie die Barbarin anstarrten, ohne zu blinzeln. Es beeinträchtigte Aruula, ihre Konzentration ließ nach, die Gedanken schweiften ab.
Sie wusste, dass dies tödlich war, und so kämpfte sie gegen zwei Feinde zugleich: den inneren und den am Nilufer. Es war so schwer, nicht zu verzweifeln angesichts der ausweglosen
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