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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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konnte, weil sie zu weit entfernt war, und rannte um sein Leben.
    Dreißig Meter. Der Schwarzhäutige erwartete Daa’tan böse grinsend, schloss kaum merklich seine Fäuste um die Schwertgriffe.
    Zwanzig Meter. Aruula kam es vor, als wäre alles plötzlich zu Snäkkentempo verlangsamt. Sie bot ihre ganze Kraft auf, und doch schien jeder Schritt eine Ewigkeit zu beanspruchen.
    Fünfzehn Meter. Zeigende Hände hoben sich, und das Gebrüll der Schwarzhäutigen drang dumpf und dunkel an Aruulas Ohr: »Aooooo-männnn-tuuuuu!«
    Zehn Meter. Die Arme von Daa’tans Gegner schwangen hoch und auseinander. Aruula fragte sich verzweifelt, warum ihr Körper so schwerfällig war.
    Fünf Meter. Beide Klingen hatten den Umkehrpunkt überschritten und sanken ihrem Ziel entgegen, wie auch Daa’tans Säbel. Aruula begann zu schreien vor Verzweiflung.
    Sie sah Daa’tans Gesichtsausdruck – so zufrieden, so selbstbewusst. Dieses dumme Kind! Es würde sterben im Glauben, einen erprobten Krieger bezwungen zu haben.
    Drei Schritte noch.
    Aruula ließ das Schwert fallen, um schneller zu sein; krümmte sich und sprang. Daa’tan durfte nicht sterben! Was er Maddrax angetan hatte, zählte nicht; nicht hier und jetzt. Er war doch ihr Junge! Er musste leben. Um jeden Preis.
    Mit der Liebe einer Mutter warf sich Aruula in den Weg der Klingen. Ihr Leben für Daa’tans. Die Hände der Barbarin erreichten ihn, stießen ihn beiseite und in Sicherheit. Aruula sah die Schwerter auf sich zukommen und wusste: Es gab kein Entrinnen.
    Ein Schatten verdunkelte den Himmel. Der Lupa! Er war genauso verzweifelt wie Aruula hergespurtet, um Daa’tan zu retten. Jetzt sprang er über sie hinweg den Krieger an, und noch in der Luft wurden seine Pfoten zu langen schuppigen Krallen. Sie durchbohrten die schwarze Kehle, verankerten sich darin und rissen den Mann um.
    Bis der Schwarzhäutige tot am Boden aufschlug, war von dem vermeintlichen Lupa nichts mehr da. An seiner Stelle kauerte ein menschenähnliches Echsenwesen. Grao’sil’aana ächzte, als er sich erhob und zu Daa’tan humpelte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    »Ja. Wo ist meine Mutter?« Daa’tan klang benommen. Er hatte beim Sturz die stumpfe Seite der Säbelklinge gestreift; seine Schläfe war verschrammt und schon emsig damit beschäftigt, anzuschwellen.
    »Aruula ist hier, und es geht ihr gut«, konstatierte Grao’sil’aana nach einem flüchtigen Blick. Die Barbarin blutete an den unteren Rippen, es war jedoch zum Glück nur eine leichte Verletzung.
    »Wo sind die Schwarzhäutigen?« Daa’tan setzte sich stöhnend auf.
    Der Daa’mure hielt Ausschau. »Sie laufen den Fluss entlang, Richtung Norden. Ein paar Frauen folgen ihnen.«
    Daa’tan stutzte. »Die Sklavinnen folgen den Kerlen? Freiwillig?«
    »Äh… könnte sein, dass das mit mir zusammenhängt.«
    Grao’sil’aana präsentierte eine Art Grinsen. »Vielleicht hätte ich mein Aussehen vor ihnen nicht so drastisch verändern sollen. Aber ich war froh, dass ich es überhaupt verändern konnte! Du weißt schon, nach der Sache in Arabien… Ganz wohl ist es mir noch immer nicht beim Versuch einer Gestaltwandlung.«
    »Das geht vorbei.« Daa’tan sah sich um. »He, wo ist mein Schwert?«
    »Und wo ist Victorius?«, fragte Aruula plötzlich.
    Daa’tan, der eben aufstehen wollte, ließ sich hart zurückfallen. Er starrte Grao’sil’aana an, und in seinem Gesicht zog ein Emotionsgewitter auf. Begreifen, Schrecken, Fassungslosigkeit und Ärger kamen und gingen. Was blieb, war helle Wut.
    Der Daa’mure sah es mit Unbehagen.
    »Hör zu…«, hob er an. Weiter kam er nicht.
    Daa’tan schoss hoch, zielte mit beiden Händen nach der schuppigen Echsenkehle und brüllte, dass sich seine Stimme überschlug: »Was hast du getan, du Idiot? Wo ist Victorius? Wo ist die Rozière? Wieso bist du nicht an Bord? Verflucht! Verflucht!«
    »Wenn ich noch an Bord wäre, würdest du das nie erfahren, denn dann wärst du inzwischen tot!«, schnappte Grao’sil’aana, während er wieder und wieder Daa’tans Hände abwehrte, die ihn zu erwürgen versuchten. Irgendwann hatte er genug und stieß den Jungen von sich. »Lass das!«
    Er zeigte auf sein linkes Bein, das seltsam knotig wirkte.
    »Siehst du das? Hier und hier? Das sind Brüche! Bei Sol’daa’muran, ich hätte mir das Genick brechen können.«
    »Warum hast du’s nicht getan?«, schnarrte Daa’tan giftig vom Boden her.
    Aruula mischte sich ein. »Schluss jetzt, Daa’tan! Nimm

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