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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Frau gibt!«
    »Aber Soldatenführer…«
    »Nix, aber!« Ramid winkte herrisch ab. Ein Mann in fleckiger Dschellaba konnte der Hand gerade noch ausweichen.
    »So. Und jetzt gehen wir runter zum Hafen! Wenn Nasrallah falsche Fährten legt wegen der Frau, dann wird das stimmen, was er über den Schatten gesagt hat. Wir fragen mal nach, wer in letzter Zeit ein Zeichen der Ewigkeit gekauft hat. Können ja nicht viele sein. Die überprüfen wir dann.«
    »Oh, und Ali…?« Ramid war schon losmarschiert. Als er jetzt abrupt stehen blieb und sich umdrehte, rummsten seine Soldaten aneinander. Er tippte dem Vordersten an die Brust.
    »Du rennst mal schnell zur Brücke zurück und reitest zum Kanal. Hol die Truppe her! Sie sollen ausschwärmen und die Stadt nach Nasrallah durchsuchen. Wenn sie ihn finden: festnehmen!«
    »Aber er wollte doch nach El Assud!«
    Ramid lächelte, und seine Stimme wurde honigsanft. »Ja, siehst du, Ali – das ist der Grund, weshalb ich Soldatenführer bin und nicht du. Klar hat er das gesagt. Aber doch nur, um uns zu täuschen! In Wahrheit schleicht er hier rum und sucht den Schatten.«
    »Das ist gerissen!«, sagte Ali, und Ramids Lächeln erlosch.
    »Nein, das ist eine Frechheit! Und deshalb wird er festgenommen! Dann kann er die nächsten Jahre als Galeerensklave zubringen. Da hat er viel Zeit, um über sein respektloses Verhalten mir gegenüber nachzudenken! Sonst noch was, Ali?«
    »Nein, Herr. Bin schon weg.«
    Einer der beiden anderen Alis fragte: »Warum folgen wir nicht der Frau, Soldatenführer?«
    Ramid schüttelte den Kopf. »Zu riskant! Sie war allein unterwegs, ist dir das nicht aufgefallen? Wenn sie merkt, dass sie verfolgt wird, warnt sie den Schatten vielleicht, und solange ich nicht weiß, wie er aussieht… Mist! Wenn ich wenigstens wüsste, welche Sprache sie spricht!« Er rieb sich das Kinn.
    »Was hatte sie noch mal gesagt?«
    »Passtoch auffi tjoot.«
    Ramid drehte sich erstaunt nach dem zweiten Soldaten um.
    »Das war gut, Ali! Das war sogar sehr gut! Merk es dir, und vergiss es bloß nicht! Kommt, wir gehen zu Shlomi!«
    Shlomi war ein alter Juud; stadtbekannt und sehr geschätzt.
    Er lebte in den Ruinen der Amerikanischen Botschaft. Das wusste natürlich keiner. Man hielt das rissige Gebäude mit dem großen bunten Emailleschild über dem Eingang für ein Prachthaus, und verglichen mit den anderen Bauten ringsum war es das auch.
    Juuds kamen viel herum und kannten sich aus mit fremden Sprachen. Sie konnten auch lesen und schreiben. Das war hilfreich, wenn man ein größeres Objekt kaufen wollte, wofür man tunlichst einen Vertrag aufsetzte. Die benötigten Pjaster lieh man sich dann gleich an Ort und Stelle, was ebenfalls hilfreich war. Allerdings auch sehr teuer.
    Als Ramid mit seinen Soldaten ankam, hockte der alte Mann auf einer Bank vor seinem Haus und genoss den Sonnenuntergang.
    »Nu, was kann ich für dich tun, Ramidele?«, fragte er freundlich. Shlomi war immer freundlich, besonders zu den Soldaten. Die Tavernen in El Nazeer gehörten dem Sohn der Schwester seines Schwagers. Shlomi hatte den Bau finanziert, und nun schickte ihm der Junge regelmäßig alle Kundschaft, die ihre letzte Runde Wein nicht bezahlen konnte. Eine Hand wusch die andere.
    Ramid fragte Shlomi, was Passtoch auffi tjoot bedeutete, und der bekam große Augen.
    »Ah, Donai! Du kimmst nach meim Haus für so e Schmuu?« Donai, so nannten die Juuds ihren Gott. Sie hatten nur einen, denn sie waren sparsam.
    »Ich muss es wissen, Shlomi!«, beharrte Ramid.
    »Scheen, dann sollst du’s erfahren, Ramidele! Es sind Worte der Wandernden Völker, von driben, in Euree. Sie bedeuten: Pass doch auf, Idiot! Aber wer sogt denn das zu dir?«
    »Keiner. Niemand. Ich habe es irgendwo gehört. Ganz zufällig.«
    »Ah!« Der alte Juud erhob sich von seiner Bank. Er ächzte leise, und selbst als er sich vor Ramid aufrichtete, blieb er leicht gekrümmt. Man sah erst jetzt die langen weißen Narben auf Shlomis Rücken, und den Abdruck der Eisenringe an seinen Fußgelenken. So sahen alle Männer aus, die von den Galeeren zurückkehrten. Wenn sie zurückkehrten.
    »Bleibst noch auf e Khaffa?«, fragte er.
    Ramid sagte: »Äh, nein. Vielen Dank! Ich bin in Eile.«
    »Wo willst denn hin, Ramidele?«
    »Zum Hafen. Ich will da –« Der Soldatenführer biss sich auf die Zunge. Shlomi war sehr interessiert an Neuigkeiten aller Art, und irgendwie bekam er sie auch immer. Wer die nötigen Pjaster besaß, konnte sie ihm dann

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