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205 - Das Zeichen der Ewigkeit

205 - Das Zeichen der Ewigkeit

Titel: 205 - Das Zeichen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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Statue vom nächsten Tisch und hielt sie Aruula hin. Die Barbarin betrachtete die merkwürdigen Zeichen am Sockel aufmerksam: Vögel, Wellen, Käfer… das Ganze ergab keinen Sinn.
    »Was steht denn da?«, fragte sie.
    »Weiß ich nicht«, musste Hadban gestehen. »Als das Licht zurückkehrte nach der langen Finsternis, konnten alle diese Schrift lesen. Mein Volk hatte viele Jahre damit verbracht, sie zu erlernen. Aber heute kennen sie nur noch Priester und Gelehrte am Königspalast.«
    »Dann ist sie nutzlos«, entschied Aruula und gab die kleine Figur zurück. Es war eine Replik der berühmten Ramses-Statue, und auf ihrem Sockel stand: Mein Name ist Ozymandias, König der Könige. Seht meine Werke, ihr Mächtigen, und verzweifelt!
    »Salama leikum!«, scholl es plötzlich, und Grao’sil’aana kam heran. Aruula erkannte ihn erst gar nicht. Er war als Egeeter getarnt, und er hatte mit dreien ihrer Perlen eingekauft!
    Weg war der armselige Lendenschurz, den er aus der Schiffsladung geangelt hatte. Stattdessen trug er eine teuer aussehende Dschellaba mit Lederbesatz und -gürtel, einen Dolch und ein Kopftuch wie Hadban.
    »Wie sehe ich aus?«, fragte er.
    »Blöd«, antwortete Aruula und zwängte sich an ihm vorbei.
    »Wo ist Daa’tan?«
    »Deshalb bin ich ja hier! Oder glaubst du, ich käme deinetwegen?« Grao’sil’aana folgte ihr. »Daa’tan hat ein Schwert gefunden, von dem er denkt, dass es seinem Mütterchen gefallen könnte. Aber der Händler rückt es nicht raus, nicht mal im Tausch gegen die beiden Mossari-Säb-«
    »Schhhh!«, machte Aruula, was im Lärm des Basaars nur optisch erkennbar war. »Du darfst das Wort hier nicht benutzen!«
    Grao’sil’aana brüllte fragend: »Säbel?«
    »Nein, Mossari!«, brüllte Aruula zurück, hob erschrocken die Hand vor den Mund – und wurde rot vor Zorn. Der Daa’mure ging grinsend weiter.
    Die Barbarin sah sich nach Hadban um. Er war bei einem Händler stehen geblieben; sie steckten die Köpfe zusammen und sprachen gestikulierend. Der Mann verkaufte drehbare Metallständer, mit Kästchen aus dünnen Stäben daran. Ein Junge, vermutlich sein Sohn, bewachte einen Bottich voll Leinentücher. Alle paar Minuten nahm er ein triefendes Tuch, trat damit an den Metallständer, drückte zwei nasse Zipfel durch die Seitenstäbe der Kästchen und begann zu drehen.
    Quietschend kreiste der Ständer um sich selbst. Man konnte zusehen, wie das ablaufende Wasser zu Tropfen verkümmerte, die ebenfalls bald versiegten. Keine Frage, wozu das Ding nütze war.
    »Ein Wäschetrockner«, murmelte Aruula. »Sehr praktisch!«
    Sie konnte nicht wissen, dass in diesem Metallständer einst Romanhefte gesteckt hatten und das Schild mit den Burgzinnen darauf ein Verlagslogo war.
    Dann bemerkte sie, dass Hadban und der Händler in einem Hauseingang verschwanden.
    Als sich Aruula daraufhin nach Grao’sil’aana umdrehte, wurde sie hart angerempelt.
    »Pass doch auf, Idiot!«, fauchte sie den rundlichen Egeeter an. Er trug einen Brustpanzer über dem weißen Leinenhemd, und einen Rock aus gehärteten Lederstreifen. Aruula hielt den Mann für einen Soldaten. Möglicherweise war er sogar der Anführer, denn die drei genauso gekleideten Egeeter, die ihm folgten, starrten auf seinen Hinterkopf, als würden sie Befehle erwarten.
    Aruula dachte sich im ersten Moment nichts dabei, dass der Fremde sie angerempelt hatte. Es blieb gar nicht aus bei dem Gedränge. Aber da war etwas in seinem Verhalten, das sie stutzen ließ: Der Egeeter sah ihr fest in die Augen. Unentwegt.
    Das tat keiner, der nur zufällig mit jemandem zusammenstieß.
    Stirnrunzelnd ging sie an ihm vorbei.
    ***
    »Das war sie! Das war sie ganz bestimmt!« Ramid wischte sich nervös über die Stirn. Er war kurz nach dem Fährenunglück an der Brücke angekommen und hatte die wartenden Bauern dort nach einer Kriegerin mit weizenblonder Mähne befragt. Die hatte keiner gesehen, wohl aber eine schöne fremde Frau in Begleitung dreier Männer. Der Brückenwärter konnte sie genau beschreiben, immerhin hatte er sie in das Haltegeschirr des Skaiks geknotet, und mit dieser Beschreibung war Ramid ihr nach El Kahira gefolgt.
    »Weizenblonde Mähne!«, knurrte er in einer Mischung aus Ärger und Triumph. »Netter Versuch, Nasrallah!« Er wandte sich an seine Soldaten. »Da habt ihr mal ein schönes Beispiel für die Blödheit der Berba! Sie denken immer nur von hier bis da. War doch klar, dass ich herausfinden würde, dass es hier keine blonde

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