205 - Das Zeichen der Ewigkeit
das lohnte, demonstrierten sie wenig später.
Die Auffahrt zur Brücke lag in Trümmer geschlagen am Boden. Man hatte eine Gasse frei geräumt und Seile gespannt vom Ufer zum Brückenpfeiler. Fährleute zogen an ihnen ein Floß entlang.
Jetzt, am Nachmittag, hatten sie viel zu tun. Ganze Pulks von Egeetern warteten mit Körben, Säcken und schnatterndem Federvieh auf die Überfahrt. Es waren Bauern aus der Umgebung, die zum abendlichen Basaar von El Kahira wollten, um dort ihre Waren anzubieten. Schwitzend und schwatzend standen sie im Ufersand. Der Lärm war enorm.
Aruula fragte sich gerade, ob Hadban etwa erwartete, dass sie durch die großen hölzernen Röhren kriechen würde, die den Brückenpfeiler hoch führten, als die wartende Menge aufschrie.
Das Floß hatte die Anlegeplattform schon fast erreicht. Es war vollbesetzt, nicht einmal ein Huhn hätte mehr darauf gepasst. Irgendjemand war am nassen Rand ins Straucheln geraten; er musste sich an seinem Vordermann festgehalten haben, und der am nächsten. So war ein Domino-Effekt entstanden. Mehrere Egeeter stürzten ins Wasser. Das wiederum brachte die Fähre aus dem Gleichgewicht. Sie kippte zur Seite, Menschen und Gepäck kamen ins Rutschen. Panik brach aus.
Lautlos versanken die Krokodile.
Aruulas Hand flog hoch. Sie wollte zur Waffe greifen, wollte helfen. Wie immer. Doch das Schwert der Kriegerin lag verloren am Uluru, auf einem anderen Kontinent. Sie konnte nichts tun.
Plötzlich schnellte ein halbes Dutzend Riesenechsen aus den Wogen, riss die Mäuler auf, schnappte zu, tauchte gleich wieder ab. Schreie erstickten im gurgelnden Wasser, Hände versanken. Zwei Körbe trieben schaukelnd davon.
»Wir nehmen einen anderen Weg«, sagte Daa’tan.
Aber es gab keinen, wie Hadban ihm versicherte. So wanderten die drei Gefährten, als das Floß zurückkehrte, mäßig begeistert zur Anlegestelle. Ihr Begleiter versuchte ihnen ein wenig Zuversicht zu vermitteln. Er sagte, jetzt wäre der günstigste Moment für eine Überfahrt, weil die Croocs beschäftigt seien.
Die egeetischen Bauern hatten es auf einmal nicht mehr eilig, nach El Kahira zu kommen. Über den Nutzen des Stadtbesuchs musste erst diskutiert werden, laut und heftig und lange, und das wiederum ging nicht ohne Khaffa. Die Zutaten packten sie aus, dann richteten sie Feuerstellen ein. Das schwarze Getränk wurde mit Nilwasser gekocht, und es brachte ermattete Lebensgeister ganz ungemein in Schwung.
»Sie tun, als wäre nichts passiert«, sagte Aruula erstaunt.
»Na ja.« Hadban hob die Schultern. »Was sollen sie machen? Es lässt sich nicht mehr ändern. Was geschehen ist, ist geschehen. Insh’Amentu! (So Gott (Amentu) will!)«
Als die Fähre anlegte, zog bereits ein angenehmer Duft das Ufer entlang. Daa’tan bestand darauf, den fremden Trank zu probieren, aber Hadban sagte, Khaffa wäre auch überall in El Kahira erhältlich. Dem Neunzehnjährigen blieb nichts übrig, als den anderen auf das Floß zu folgen. Sie hatten dort allen Platz der Welt, denn sie waren die einzigen Passagiere bei dieser Überfahrt.
Eine schwimmende Plattform dümpelte am Fuß des mächtigen steinernen Brückenpfeilers, und die Gefährten atmeten auf, als sie dort unbeschadet ankamen. Hadban half der Barbarin galant vom Floß herunter. Es war nur ein kleiner Sprung, doch sie zögerte mit ihrer ungewohnten Bekleidung.
Finster wies sie nach oben.
»Und? Wie soll ich da jetzt hochkommen?«, fragte sie schnippisch.
Hadban lächelte. Erneut griff der bärtige Mann nach ihrer Hand und führte Aruula an eine der hölzernen Röhren. Es waren dicke Dinger; ein Pferd hätte bequem darin Platz gehabt.
Sie endeten, ähnlich wie Orgelpfeifen, mit einer gerundeten Öffnung an der Vorderseite. Ein Egeeter stand davor. Er war barfuß, trug einen dreckverschmierten Lendenschurz, und er stank.
Während Hadban den Preis aushandelte, hob Aruula ihr Gesicht in den Wind. Die Nasenflügel der schönen Frau bebten, als sie die Gerüche prüfte. Wie ein Geschöpf der Wildnis.
»Käfer!«, sagte sie erstaunt. »Der Mann riecht nach Käfern!«
»Von mir aus kann er nach dampfender Yakkscheiße stinken. Hauptsache, wir kommen endlich hier weg!«, maulte Daa’tan, just als sich Hadban mit dem Brückenwärter geeinigt hatte.
Eine Perle von Aruulas Kleid wechselte den Besitzer. Der steckte seinen Kopf in die Öffnung der vorderen Holzröhre und stieß einen gellenden Pfiff aus. Das wiederholte er bei den anderen drei Röhren, dann wandte
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