2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

einfaches und praktisches Ziel und kann für Zufriedenheit im Leben sorgen. Aber wenn Sie diesem Ziel absolute Priorität einräumen, heißt das auch, dass Sie kein anderes Ziel haben, außer dem wirtschaftlichen Aufstieg. Schwieriger wird es, wenn Ihnen nicht egal ist, wie Sie Ihr Geld verdienen, oder dass Ihr Ehepartner Sie in der Zwischenzeit verlassen hat oder dass Ihre Kinder und Freunde Ihre Ziele nicht teilen.
    Normalerweise fallen den meisten Menschen, die möglichst viel Geld als ihr oberstes Lebensziel angeben, nach kurzem Nachdenken eine Reihe von Bedingungen ein, unter denen sie ihr Ziel anstreben. Sie wollen dann möglichst viel Geld verdienen, aber nicht durch Geschäfte mit Streubomben oder wenn die dritte Ehe daran zu zerbrechen droht, dass man immer im Büro (oder am Smartphone) war. Nach längerem Überlegen kommen die meisten ausgeglichenen Menschen zu dem Schluss, dass ihr Lebensziel sehr viel komplexer ist und sich umschreiben ließe als »maximale Lebenszufriedenheit – unter der Voraussetzung, dass eine bestimmte Einkommensgrenze nicht unterschritten wird«.
    Die Einsicht, dass Geld nur ein Teil der Antwort ist, ist der erste große Schritt in die richtige Richtung. Man macht sich dadurch bewusst, dass es möglich ist, das eigene Wohlergehen zu erhöhen, selbst wenn das Einkommen stagniert. Zugegeben, das ist schwieriger, wenn alle Freunde und Nachbarn Sie nach Ihrem Einkommen beurteilen. Aber es ist machbar. Viele Menschen sind bereits an diesem Punkt, sie wählen eine berufliche Laufbahn nicht, um möglichst viel Geld zu verdienen, sondern weil die Arbeit sie auf andere Weise befriedigt. Ein Blick in Regierung, Universitäten und Nichtregierungsorganisationen genügt. Viele Mitarbeiter dort haben sich für mein Lebensziel in einer postindustriellen Gesellschaft entschieden: »Befriedigende Arbeit ist Arbeit für etwas, an das Sie glauben, mit gewissen Erfolgserlebnissen.« Das bedeutet unter anderem, dass Sie sich, sobald Sie ein Ziel erreicht haben, ein neues suchen müssen.
    2. Vermeiden Sie eine Vorliebe für Dinge, die bald verschwunden sein werden
    Es ist empirisch bewiesen, dass Menschen irgendwann das mögen, was sie immer schon getan haben. Menschen, die schon immer Karten gespielt haben, spielen gerne Karten. Menschen, die schon immer Ski gefahren sind, lieben es, Ski zu fahren. Glücklicherweise funktioniert das auch andersherum: Wenn Sie im Alter gerne Karten spielen wollen, fangen Sie einfach mit dem Kartenspielen an, wenn Sie noch jung sind, und hören nicht auf damit. Das funktioniert auch bei weniger attraktiven Tätigkeiten: Wenn Sie im fortgeschrittenen Alter joggen wollen, fangen Sie am besten mit dem Joggen an, wenn Sie noch jünger sind. Nach etwa zehn Jahren werden Sie merken, dass Ihr Körper den Kick braucht, den er vom Joggen bekommt.
    Das bedeutet außerdem, dass Sie Ihren eigenen zukünftigen Geschmack so beeinflussen können, dass er zur Zukunft passt. Laut meiner Prognose wird das Leben der Zukunft sich sehr stark von unserem bisherigen Leben unterscheiden. Wenn Sie nicht eingreifen, werden Ihre Vorlieben durch Ihr bisheriges Leben bestimmt, was dazu führen wird, dass Ihnen die Zukunft nicht gefallen wird.
    Ein Beispiel: Die Zukunft wird in kompakten, überfüllten Städten stattfinden. Das Leben dort wird ganz und gar nicht so sein wie in den britischen Modellstädten der 1950er-Jahre oder den offenen Weiten kalifornischer Vororte. Die meisten Menschen werden eine Hochhauswohnung in einer Megastadt ihr Zuhause nennen. Der Punkt ist ganz einfach der, dass die Bewohnerin eines Hochhauses glücklicher ist, wenn sie am liebsten in einem Hochhaus wohnt, und es ist wahrscheinlicher, dass sie das am liebsten tut, wenn sie ihr ganzes Leben lang in einem Hochhaus gewohnt hat. Daher rate ich Ihnen: Gewöhnen Sie sich nicht an das Leben im Vorort. Denken Sie an das lästige Rasenmähen, die vielen Insekten, das ständig kaputte Dach, die verstopfte Regenrinne und die langen langweiligen Fahrten in die Stadt, zur Kneipe und zum Einkaufszentrum. Gewöhnen Sie sich daran, Ihre Wohnung jedem anderen Zuhause vorzuziehen.
    3. Investieren Sie in hochwertige Unterhaltungselektronik als Ersatz für die Realität
    Die Unterhaltungselektronik wird in den kommenden Jahrzehnten zweifellos eine immer größere Rolle in den heimischen Wohnzimmern spielen. Man kann heute schon durch Fernsehen oder Computer via Kabel oder drahtlose Netzwerke an Orte reisen, die bisher nur furchtlosen