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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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Forschern vorbehalten waren.
    Auch Ereignisse der fernen Vergangenheit kann man heute miterleben. Auf dem Bildschirm gibt es die ägyptischen Pharaonen oder die Landung der Alliierten in der Normandie in Bild und Ton zu erleben. Auch Ihre Besteigung des Mount Everest fand wahrscheinlich am Bildschirm statt wie meine auch. Oft sind diese digitalen Erlebnisse bereits so realistisch, dass sie einen guten Ersatz für das Original abgeben, und sie sind den ersten Darstellungen, die Menschen in Stein meißelten oder an Höhlenwände malten, deutlich überlegen. Sie sind ergreifender als die Berichte, die Mönche mehrere Jahrhunderte nach dem Ereignis mühsam auf Pergament schrieben.
    Und die Qualität der elektronischen Wiedergabe wird sich mit dem technischen Fortschritt weiter verbessern. Es wird zweifellos dreidimensionale Darstellungen geben, vielleicht wird die mediale Erfahrung auf Geruch ausgeweitet. Überall werden Multimedia-Shows angeboten werden, auch wenn die meisten es immer noch vorziehen werden, neben jemandem auf der Couch zu Hause zu sitzen und sie dort zu erleben. Menschen sind grundsätzlich gesellige Wesen.
    Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die elektronischen Inhalte immer weniger real sind, sondern zunehmend virtuell. Man denke nur an die Welt von Harry Potter oder die meisten Computerspiele. Virtuelle Welten werden zunehmend mit der realen Welt um unsere Aufmerksamkeit buhlen.
    Man könnte sich tatsächlich fragen, ob ein Mensch der Zukunft die Mühe einer langen Flugreise überhaupt auf sich nehmen sollte, um sich dann in der sengenden Sonne mit einer Horde anderer Touristen um das Original zu drängen, wenn man die Touristenattraktion mit dem eigenen Edutainment-System zu Hause auf Knopfdruck viel umfassender erfahren kann. Die Antwort wird wohl immer häufiger »Nein« lauten. Außer wenn es um die im Leben einmalige Reiseerfahrung geht, etwa um die wenigen letzten Tiere zu sehen. Dafür muss man allerdings bei Tagesanbruch ewig lange in unbequemer Haltung ausharren und warten und viele werden sich für die einfachere und billigere Alternative auf der eigenen Couch entscheiden. Für den Wechsel vom Realen zum Virtuellen spricht außerdem, dass der ökologische Fußabdruck einer virtuellen Reise deutlich kleiner ist. Es werden wohl mehr Menschen an außergewöhnliche und gefährdete Orte reisen. Die Milliarden Home-Entertainment-Center werden sehr viel mehr Energie verbrauchen und das Ökosystem zusätzlich belasten. Aber der Fußabdruck der elektronischen Touristen wird kleiner sein, als wenn alle tatsächlich verreisten, und die Tiere haben ihre Ruhe.
    Durch Videokonferenzen ist die Anzahl der Geschäftsreisen heute schon gesunken und dieser Trend wird sich fortsetzen. Und wenn Ihre Mutter dreidimensional und geruchsecht elektronisch in den Raum projiziert wird, wie oft werden Sie sie dann noch tatsächlich besuchen fahren? Sie beide sollten sich eine Vorliebe für virtuelle Kommunikation antrainieren.
    Auch die Faszination mit dem Realen ist eine Frage der Gewöhnung. Ich selbst bin kein großer Freund elektronischer Kommunikation. Mir sind persönliche Treffen immer noch lieber. Aber mir ist klar, dass das eine Geschmackssache ist. Wie Sie wissen, bin ich der Meinung, dass man seine Vorlieben gezielt verändern kann. Die Vorlieben bei der Kommunikation ändern sich bereits. Unsere Kinder finden es toll, sich mittels sozialer Medien über elektronische Nachrichten und Bilder zu unterhalten. Sie ziehen diese Art der Kommunikation dem Telefon vor, das mir lieber ist, das mein Großvater aber noch als respektloses Benehmen betrachtet hätte. Er erwartete noch, dass jemand persönlich zu ihm kam, wenn er etwas Wichtiges zu sagen hatte.
    Ich rate Ihnen also, sich die Hard- und Software zu besorgen, die Sie für einen schönen virtuellen Abend zu Hause brauchen. Wenn Sie sie ein Jahrzehnt lang jeden Tag benutzt haben, werden Sie sich daran gewöhnt haben. Und in der Zeit, in der Sie aktiv an einer Änderung Ihrer Vorlieben arbeiten, wird sich das virtuelle Angebot über Ihre kühnsten Träume hinaus weiterentwickeln.
    4. Erziehen Sie Ihre Kinder nicht zu Naturliebhabern
    Werte werden gelernt: Sie werden von Eltern an ihre Kinder weitergegeben und von der umgebenden Gesellschaft bestärkt oder nicht. Werte sind also veränderlich, ähnlich wie Vorlieben. In der realen Welt bringen Eltern ihren Kindern mühsam bei, die Natur, Religion, Regierungsform ihrer Heimat zu schätzen und auch die

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