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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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wenn die Gesetze kurzfristig zu höheren Kosten führen. Dadurch ist der freie Markt in seinen ausgetretenen Bahnen gefangen. Wir können uns einfach nicht darauf einigen, das zu tun, von dem wir wissen, dass es getan werden muss.
    Besonders ärgerlich ist, dass die klimafreundlichen Lösungen oft gar nicht wirklich teurer sind als die Alternativen. Sie scheinen nur teurer, weil die versteckten Kosten der billigeren »Marktlösung« ganz einfach nicht mit berechnet wurden. Wenn man mit niedrigeren Rabatten rechnet und die Kosten für die Außenwirkungen der umweltschädlichen und der sauberen Lösung etwas realistischer veranschlagt, sind viele klimafreundliche Lösungen mit ihren derzeitigen Preisen durchaus konkurrenzfähig. Daher wird eben dafür gesorgt, dass solche Schattenpreise nicht berücksichtigt werden und die sauberen Lösungen chancenlos bleiben. Das Problem ist erkannt und inzwischen bemühen sich viele, die tatsächlichen Kosten der Klimagasemissionen aufzudecken. Aber das wird Zeit brauchen und es zeigt, wie stark die politische Opposition gegen jede Lösung ist, die höhere Steuern oder größere staatliche Eingriffe nötig macht oder beides.
    Was aber kann und sollte jede und jeder Einzelne in dieser Angelegenheit unternehmen? Meiner Meinung nach sollte sich jeder öffentlich für eine Verringerung der Emissionen aussprechen, darauf hinweisen, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Problem darstellt und dass so schnell wie möglich Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen, dass eine Lösung technisch möglich und relativ billig ist und dass man selbst bereit ist, seinen Teil der Kosten dafür zu tragen, wenn die Mehrheit sich dafür entscheidet. Wenn Sie darüber hinaus noch in Ihrem täglichen Leben beweisen, wie einfach es ist, die Treibhausgasemissionen durch den persönlichen Lebensstil zu senken, dann haben Sie meiner Meinung nach mehr als Ihre Pflicht getan. Denn Sie haben zur politischen Willensbildung beigetragen, die notwendig ist, um einen deutlichen und zielgerichteten Schritt in eine klimafreundliche Zukunft zu veranlassen und mitzutragen. Aber wie Sie aus meiner Prognose wissen, wird dieser Schritt wohl leider erst sehr viel später, in den 2030er-Jahren, in großem Umfang gegangen werden.
    Meine Darstellung der Situation mag willkürlich wirken, sie entspricht aber anderen, allgemein anerkannten aktuellen und formelleren Beschreibungen darüber, was getan werden sollte, um das doppelte Problem von Armut und Klimawandel zu lösen. Der kürzlich veröffentlichte Bericht Resilient People, Resilient Planet der Hochrangigen Gruppe zu Globaler Nachhaltigkeit des Generalsekretärs der Vereinten Nationen enthält eine bemerkenswert deutliche Liste mit Handlungsempfehlungen, 2 die als Ergänzung und Erweiterung der bekannten, aber vage formulierten Millenniums-Entwick-lungsziele der Vereinten Nationen gedacht waren, auf die sich im Jahr 2000 189 Länder einigten. 3
    Aus Sicht der reichen Länder ist bei meiner Prognose vor allem bedauerlich, dass in den reichen Ländern in den nächsten 40 Jahren die Einkommen nicht steigen und die Realeinkommen vielleicht sogar sinken werden. Für diejenigen, die an der Spitze der globalen Einkommens- und Alterspyramide stehen, ist das kein Problem. Aber für die meisten jüngeren und ärmeren Menschen sind das düstere Aussichten für die Zukunft.
    Wie soll man damit umgehen? Am besten umgeht man das Thema ganz und sucht für sich neue Erfolgskriterien. Man akzeptiert, dass der Konsum zurückgehen wird, und sucht seine Zufriedenheit woanders. Ganz offensichtlich gibt es mehr im Leben als immer mehr Konsum (sobald man eine bestimmte Untergrenze überschritten hat, die der Durchschnittsbewohner der reichen Länder vor einer Generation erreicht hat). Wenn wir alle gemeinsam unser Wohlergehen statt materieller Zugewinne als geeignetes Ziel akzeptieren, wird sich dieses Ziel durchsetzen. Mir ist natürlich bewusst, dass mehr Einkommen auf jedem Niveau das Wohlergehen erhöht und dass bei niedrigem Einkommen nichts wichtiger ist als ein höheres Einkommen. Aber mit einem durchschnittlichen Einkommen in den reichen Ländern ist es absolut möglich, sich auf neue Kriterien für Zufriedenheit einzustellen – innerhalb der Grenzen eines gesicherten Konsums –, statt nur auf eine Gehaltserhöhung zu schielen.
    Sie könnten am Silvesterabend 2052 traurig darüber sein, dass das eigene Nettoeinkommen im vergangenen Jahr inflationsbereinigt nur wenig über dem lag, was Ihr

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