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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorgen Randers
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außen hilft, die Lösung muss von den Menschen vor Ort selbst kommen. Außenstehende können bei der Ausbildung unterstützen, die größten Schulden erlassen und Importe zulassen. Viele halten die freie Marktwirtschaft für die beste Möglichkeit, um die ärmeren Volkswirtschaften neu auszurichten und sie auf Wachstumskurs zu bringen. Andere verweisen auf die chinesischen Experimente in jüngster Zeit, die beweisen, dass eine erfolgreiche Wirtschaft nicht unbedingt frei sein muss. Man kann auch gute Resultate erzielen, ohne dass Profit das oberste Ziel des Kapitalverkehrs ist. Unverzichtbar sind aber wohl geordnete, verlässliche Rahmenbedingungen, geringe Korruption und ausreichende Investitionen in die Zukunft.
    Solche Lösungen tatsächlich umzusetzen, ist die eigentliche wirtschaftliche Herausforderung. Die letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass dies leichter gesagt als getan ist. Die Vergangenheit hat außerdem gezeigt, dass es sehr viel sinnvoller ist, die Ressourcen eines Entwicklungslandes für den Aufbau des Landes zu verwenden, als sie an ausländische Investoren zu verkaufen. Auch einfache und praktische Maßnahmen gegen Armut – ein verlässliches Einkommen vom Staat etwa, für das eine bestimmte Stundenzahl gemeinnützige Arbeit pro Jahr geleistet wird – funktionieren gut. Das heißt aber nicht, dass sie in der Realität einer überwiegend kapitalistischen und politischen Welt auch einfach umzusetzen sind.
    Armut wird sich wohl nur beseitigen lassen, indem wie bisher hart an der wirtschaftlichen Entwicklung gearbeitet wird, indem man ohne ideologische Scheuklappen aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernt, und durch eine größere Bereitschaft, Einkommen und Wohlstand auf die weniger Privilegierten umzuverteilen. Die Wähler müssten verstehen und akzeptieren, dass diese Maßnahmen keine unmittelbare Abhilfe schaffen. Meine Prognose zeigt, wie lange dieser Prozess wahrscheinlich dauern wird.
    Welche Verantwortung trägt dabei aber jeder einzelne von uns? Meiner Meinung nach ist es unsere Aufgabe, solche Vorstöße, die auf Basis von Erfahrungswerten darauf abzielen, Menschen aus der Armut zu befreien, selbst wenn es unseren ideologischen Prinzipien zuwiderläuft, moralisch und politisch zu unterstützen, selbst wenn das bedeutet, dass wir mehr Steuern zahlen müssen, als wir wollen.
    Ähnliches gilt für den fortschreitenden Klimawandel. Auch hier sind die Lösungen bekannt und in diesem Fall nicht nur in verallgemeinerter Form, sondern bis ins Detail. Jeder, der sich auch nur im Mindesten dafür interessiert, weiß genau, was getan werden muss, um die globale Erwärmung auf 2 °C zu begrenzen. Die Liste der notwendigen Maßnahmen wurde in den letzten fünf Jahren so oft wiederholt, bis man es nicht mehr hören wollte. Die Weltgemeinschaft muss (a) die Energieeffizienz erhöhen, (b) auf erneuerbare Energie umsteigen, (c) das Abholzen der Wälder beenden und (d) einen Groß teil fossil befeuerter Kraftwerke und Zementfabriken mit Anlagen zur CO 2 -Abscheidung und -Speicherung ausstatten (zumindest den Teil, der nicht rechtzeitig außer Betrieb genommen werden kann, weil nicht schnell genug erneuerbare Energie zur Verfügung steht). Jede dieser Maßnahmen ist technisch machbar und nicht besonders teuer. Wenn sie sofort umgesetzt werden, könnten sie den Pro-Kopf-Verbrauch um ein paar Prozentpunkte senken. Wenn sie richtig umgesetzt werden, gehen keine Arbeitsplätze verloren. Die Menschen würden ganz einfach Windmühlen bauen statt kohlebefeuerter Anlagen, Elektroautos herstellen statt Spritfresser und Prognosen für Emissionsquoten erstellen statt für Termingeschäfte mit Öl.
    Eine (kleinere) Umstrukturierung der Wirtschaft könnte das Klimaproblem lösen. Dies ist nicht weiter schwierig – wenn Wähler und Regierende es auch tatsächlich wollen, was nur selten der Fall ist. Die Umstrukturierung einer Volkswirtschaft, deren Investitionen durch die Politik vorgegeben werden, ist relativ einfach. In einer freien Marktwirtschaft ist das viel schwieriger. Das Problem ist, dass klimafreundliche Lösungen in der Regel mehr kosten als die billigste Lösung, nämlich gar nichts zu ändern und so weiterzumachen wie bisher. Um eine Volkswirtschaft klimafreundlicher auszurichten, braucht es Gesetze, durch die klimafreundliche Lösungen auf dem Markt wettbewerbsfähig werden. Solche Gesetze müssen aber von einer politischen Mehrheit getragen werden, um in Kraft zu treten. Die findet sich jedoch nur selten,

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