2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Wachstums von 1972.
In den Jahrzehnten seit der Veröffentlichung lieferte die zögerliche Reaktion der Menschheit auf das Klimaproblem eine erstklassige Bestätigung dieser Botschaft. In den 1960er-Jahren 3 wurde das Problem erstmals identifiziert, der Weltklimarat (Intergovernmental Panel of Climate Change – IPCC) wurde 1988 etabliert, um die Sicht der Wissenschaft beizusteuern, 4 und 1997 wurde das Kyoto-Protokoll beschlossen. 5 40 Jahre später haben wir aber immer noch keine Reduktion der jährlichen Treibhausgasemissionen erreicht. Die Menschheit verbleibt dauerhaft in einem Zustand der Grenzüberziehung (indem sie etwa doppelt so viel CO 2 im Jahr ausstößt, wie die Wälder und Meere der Erde aufnehmen können), und wir können bereits erste Anzeichen der nahenden schrittweisen Zerstörung des Ökosystems erkennen, das eine ganze Reihe ökologischer Dienstleistungen liefert, auf die die Menschheit angewiesen ist. Auf einer Konferenz nach der anderen wird über gesteuerten Niedergang diskutiert, mit wenig Wirkung allerdings, was die Emissionen betrifft.
In den Szenarien der Grenzen des Wachstums stellten Grenzüberziehung und Zusammenbruch eine Zukunftsvariante dar, von der meine Kollegen und ich tatsächlich glaubten, es werde infolge einer neuen, weisen, vorausschauenden Politik gar nicht so weit kommen. War das Gefahrenpotenzial des endlosen Wachstums und der verzögerten Lösungen erst einmal verstanden, wäre rasches Handeln die Folge. Eine Warnung, die auf Vernunft und auf das beste verfügbare Datenmaterial gestützt war, würde, so dachten wir, die Aufmerksamkeit erhöhen, die Verzögerungen abkürzen und die trüben Zukunftsaussichten aufhellen.
Es gibt leider überhaupt keine Anzeichen dafür, dass die vergangenen 40 Jahre unseren jugendlichen Optimismus bestätigt hätten. Aber wenigstens definierten Die Grenzen des Wachstums das konzeptionelle Werkzeug für eine aufgeklärte Debatte – obwohl diese Debatte eigentlich gar nicht richtig stattgefunden hat.
Eine wohlbegründete Vermutung
In diesem Buch habe ich mir etwas ganz anderes vorgenommen. Mit der Hilfe und Unterstützung meiner neuen Freunde (»neu« in dem Sinn, als alle Mitautoren von 2052 – ausgenommen William W. Behrens – bei dem ersten Versuch vor 40 Jahren nicht dabei waren) will ich für das, was in den nächsten 40 Jahren geschehen könnte, eine Prognose zu erstellen versuchen. Dabei geht es einerseits darum, meine Neugier zu befriedigen, andererseits soll es aber auch ein Versuch sein, die Gesellschaft zum Handeln zu bewegen. Eine solche Prognose zu erstellen, ist eine entmutigend große Aufgabe und lässt sich nicht mit hoher Präzision erfüllen. Zwischen heute und 2052 kann so viel passieren, dass im wissenschaftlichen Sinn – das heißt, mit einem schmalen Unsicherheitsbereich – das Ergebnis nicht vorhersagbar ist. Es gibt zahlreiche mögliche Entwicklungen der Zukunft, von denen viele wahrscheinlich und die meisten unwahrscheinlich sind.
Deshalb kann ich keine wissenschaftliche Prognose erstellen – in dem Sinn, dass man verbindlich sagen kann, diese Prognose werde mit der größten Wahrscheinlichkeit Wirklichkeit werden. Glücklicherweise kann man aber eine Vermutung anstellen. Noch besser, man kann eine wohlbegründete Vermutung anstellen, die zumindest auf vorhandene Fakten aufgebaut und in sich stimmig sein, das heißt, keine Widersprüche enthalten sollte.
Dieses Buch hat meine wohlbegründete Vermutung zum Inhalt. Es ist keine »wissenschaftliche Wahrheit« – diese Art von Wahrheit gibt es in der Zukunftsforschung nicht. Es ist eine präzise Beurteilung, eine sachkundige Beurteilung. Ich persönlich bin sicher, dass ich recht habe, obwohl sich das nicht beweisen lässt. Man kann mir aber auch nicht nachweisen, dass ich im Unrecht bin, jedenfalls nicht bevor wir auf dem Weg zum Jahr 2052 ein ganzes Stück vorangekommen sind.
TEIL 1
HINTERGRUND
KAPITEL 1
Sorgen um die Zukunft
M ein ganzes Erwachsenenleben habe ich mir um die Zukunft Sorgen gemacht. Nicht um meine persönliche Zukunft, sondern um die Zukunft der Welt – die Zukunft der Menschheit – auf ihrem kleinen Planeten Erde.
Jetzt, im Alter von 66 Jahren, erkenne ich, dass ich mir alle diese Sorgen umsonst gemacht habe. Nicht etwa, weil die Zukunft der Welt heute rosarot und problemfrei aussieht. Meine Sorgen waren vergeblich, weil sie über die letzten 40 Jahre, seit ich anfing, mir Sorgen zu machen, die globale Entwicklung nicht nennenswert
Weitere Kostenlose Bücher