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2063 - Zikanders Körper

Titel: 2063 - Zikanders Körper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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in den gemeinsamen Einsatz gingen. Das Alleinsein machte ihnen nichts aus, sie suchten die Einsamkeit geradezu. Was hätten sie einander schon zu sagen gehabt? Sie waren bar jeglicher Interessen, konnten nicht ihr bedauernswertes Schicksal beklagen und schon gar nicht über ihre Zukunft philosophieren. „Ein Squetsch ist ein Squetsch und bleibt immer ein Squetsch. Er kann nichts anderes werden", wie Yorommos zu sagen pflegte. Von ihr erfuhr Sig-Zikander auch, dass der Name Myh'Jaho der toten Ursprache der Caranesen entlehnt war und soviel hieß wie Leben rian nach dem Tod.
    Die Kommandantin der YOS, die an Bord ihres Raumschiffes aufgeschlossen wirkte, war in ihrem Alltagsleben so unnahbar wie alle Squetsch. Auf einem seiner Spaziergänge, die Sig-Zikander in den ersten Dienstjahren durch die Legionärsstadt unternahm, traf er sie einmal an einem der vielen Betonplätze. Sie lag in einer Hängematte und schien es zu genießen, im sanften Wind zu schaukeln. Er trat zu ihr, grüßte sie, aber sie tat, als nehme sie ihn überhaupt nicht wahr. In seinem früheren Leben hätte Sig-Zikander Myh'Jahorian als Prachtstadt be zeichnet, die alle Annehmlichkeiten zu bieten hatte. Eine ausgeklügelte Infrastruktur, architektonisch ansprechende Prachtbauten, Zentren des Wissens und der Freizeitgestaltung .., er hätte sich selbst als Omrabe hier wohl fühlen und seinem Spieltrieb nachkommen können. Obwohl es in Myh'Jahorian keinen Baum, nicht einmal einen Grashalm gab. Aber das Fehlen jeglicher Natur wäre für ihn nie ein Mangel gewesen, er hatte schon immer mehr für technische Spielereien übrig gehabt ... Er musste sich fragen, wozu alles gut sein sollte, denn die Legionäre nahmen keines der vielfältigen Angebote in Anspruch. In der Bibliothek, in der er anfangs sein Wissen über das Land Dommrath und seine geheimen Strukturen aufbesserte, war er stets der einzige Besucher.
    Als er alles erfahren hatte, was es an für Normalsterbliche unerreichbarem Wissen zu holen gab, kam er nicht mehr in die Bibliothek. Ihn hatte auch nicht der Wissensdurst, das Streben nach höherer Bildung getrieben, er wollte nur seinen Bedarf an erforderlichem Legionärswissen decken. Nicht mehr. Sein Suchen hatte nichts mit Streben nach höheren Werten zu tun.
    Und irgendwann war Sig-Zikander so weit, dass er sein Heim kaum mehr ohne Notwendigkeit verließ. Die Einsamkeit verursachte ihm keine Langeweile, Zeit wurde für ihn zu einem nebulosen, nicht deutbaren Begriff. Ein Domm war nicht mehr als ein Rhyn oder Kado oder ein Hiddyn.
    Denn ein Squetsch war eben ein Squetsch und blieb ein Squetsch. Als er noch auf Erkundung gegangen war, hatte er gelegentlich die Kolonie der Druiden aufgesucht und sich einige Male sogar mit Dolmor Sing Me'Karolni unter halten. Er war dem Druiden weder böse für das, was er ihm angetan hatte, noch konnte er Dankbarkeit verspüren. Die Unterhaltung mit Dolmor reizte ihn nur deswegen, weil dieser ein völlig normal fühlendes und denkendes Wesen war und kein introvertierter Squetsch. Aber die Gespräche brachten ihm nichts, Dolmor Sing Me'Karolni reizte ihn vermutlich nur deswegen, weil er ein potentieller Sterbehelfer war, auf den er jederzeit zurückzukommen hoffte...
    Jedenfalls lebten die Druiden in einer eigenen Enklave, die direkt an das Sanatorium grenzte. Sie führten dort, wenn sie nicht gerade ihren Pflichten nachkommen mussten, ein weitestgehend normales Leben. Es gab auf Annuze Iinsgesamt rund 630 von ihnen, und es wurden allmählich sogar mehr, weil sie sich ihren Lebensrhythmus bewahrt hatten und für Nachkommen sorgten. „Wir sind die einzige Kolonie sesshafter Druiden außerhalb von Couxhal", sagte Dolmor bei einem solchen Gespräch nicht ohne Stolz. „Wirst du auch ein Kind zeugen?" erkundigte sich Sig-Zikander ohne Neugierde und ohne zu überlegen, ob er damit ein Tabu berührte, bei ihm. „Dafür bin schon zu alt und nicht mal mehr zeugungsfähig", war Dolmors Antwort. „Fühlst du dich nun ähnlich wie ein Squetsch?"
    „Wie fühlt sich ein Squetsch?" fragte der Druide zurück. „Gar nicht", antwortete Sig-Zikander.
    Er hatte danach den Druiden nie mehr wieder besucht. Es gab keine Veranlassung. Auf Annuze Igab es auch Saphoren. Sig-Zikander hatte nie ihre Kolonie aufgesucht. Er wusste nicht einmal, wie viele von ihnen auf der Legionswelt lebten und unter welchen Bedingungen. Er wusste nichts über sie, außer dass sie die Installationskommandos für die Portale leiteten und in ihren

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