2068 - Die Falle der Sambarkin
nachdenklich. „Sie sitzen in ihren Stationen, beobachten uns und warten. Worauf? Was haben sie vor?" Die Kommandantin war sich darüber klar, dass sie es sich nicht leisten konnten, untätig zu bleiben, bis die Besatzungen der Elfzackstationen sich zum Handeln entschieden. Je mehr Zeit verstrich, desto nachteiliger entwickelte sich die Situation für sie.
Auf der anderen Seite blieben ihnen nur wenige Möglichkeiten, überhaupt etwas zu tun. Solange sich die SOL nicht von der Stelle bewegen konnte, war es schwierig, in irgendeiner Weise tätig zu werden. „Wir müssen heraus aus unserer passiven Rolle", versetzte Don Kerk'radian. „Wenn wir weiterhin untätig bleiben, können wir gleich Selbstmord begehen."
Mondra Diamond verließ ihre Kabine, eilte auf den nächsten Antigravschacht zu. Sie hatte Hunger und wollte etwas essen. Sie wollte jedoch nicht die Messe aufsuchen, in der sie fast immer etwas zu sich nahm und in der sie stets die gleichen Gesichter sah. Mondra hatte das Bedürfnis, Menschen zu begegnen, die sie noch nicht kannte und mit denen sie reden konnte. Da die Hauptleitzentrale nur wenige Informationen Über die Situation des Hantelraumers an die Besatzung weitergegeben hatte, fühlte sie sich in unnötiger Weise belastet. Auch das war ein wichtiger Grund für sie, eine Messe aufzusuchen. Sie hoffte auf den dortigen Monitoren andere Bilder von der Umgebung sehen zu können, in der die SOL herausgekommen war.
Vielleicht traf sie sogar jemanden an, mit dem sie über die Situation reden konnte. Als Mondra Diamond in den Antigravschacht steigen wollte, kam ihr Gustavo Arkennte entgegen. Er blickte sie ernst an.
„Wo willst du hin, Mondra?" fragte der Psychologe. „Das geht dich nun wirklich nichts an", sagte sie kühl und abweisend. „Ich sehe das anders", antwortete er. „Wenn sich eine Patientin gewissen Symbolen zuwendet ..."„Patientin? Symbolen?" unterbrach sie ihn. Fassungslos blickte sie ihn an. „Habe ich richtig gehört? Von was für Symbolen sprichst du überhaupt?"
„Dem Antigravschacht zum Beispiel. Eine Mutter, die ihr Kind verloren hat ...". „Allmächtiger!" stöhnte sie. „Bin ich noch auf der SOL oder schon im Irrenhaus?"
„Beruhige dich, Mondra. Die nervlichen Belastungen waren besonders hoch für dich. Ich bin mir dessen bewusst. Aber mach dir bitte keine Sorgen.
Das ist alles kein Problem." Die ehemalige Zirkusartistin wich vor dem Psychologen zurück, ließ ihn aber nicht aus den Augen. Ihr Körper war gespannt, als ob sie einen Angriff von ihm erwartete. Langsam hob sie die Hände und streckte ihm die Handflächen abwehrend entgegen. „Lass das lieber", riet sie ihm. „Ich brauche keine Betreuung von dir, nicht im geringsten. Geh mir aus dem Weg, oder ich werde wütend." Gustavo Arkennte erbleichte, und auf seiner steilen, blassen Stirn bildeten sich plötzlich kleine Schweißtropfen. Er erkannte, dass sie es ernst meinte. „Aber du kannst das alles psychisch nicht unbeschadet überstanden haben", versuchte er zu argumentieren. „Und ob ich das habe!" fauchte sie ihn an. „Und jetzt verschwinde!"
„Schon gut", sagte er vorsichtig. Er flüchtete geradezu in den Antigravschacht. „Wir setzen deine Behandlung später fort." Mondra Diamond konnte nicht anders: Sie stand auf dem Gang und lachte laut hinaus.
*
„Niemand hat vor, Selbstmord zu begehen", entgegnete Fee Kellind dem für die Schiffsverteidigung verantwortlichen Oberstleutnant. Die Kommandantin wandte sich an den Emotionauten. „Wir warten nicht länger", ordnete sie an. „Wir versuchen jetzt einfach, uns selbst zu befreien.
Wir setzen die volle Triebwerkskapazität ein. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht ausreicht, die Fesselfelder zu überwinden."
Auf ihr Geheiß war die Wissenschaftsabteilung ebenso in die Bemühungen involviert worden wie andere Abteilungen, Daten über die Feldformel der Traktorstrahlen zu ermitteln. Fee Kellind hoffte, die Traktorstrahlen neutralisieren zu können, wenn es erst einmal gelang, diese Formel zu enträtseln.
Mittlerweile bewegten sich die insektenförmigen Raumschiffe schneller. Ihre Kommandanten schienen zu dem Schluss gekommen zu sein, dass sie es sich leisten konnten, die Angriffsposition in aller Offenheit einzunehmen. Fee Kellind blickte Roman Muel Chen an. Der Emotionaut wartete auf ihr Zeichen. Als sie es ihm gab, handelte er. Unmittelbar darauf erfüllte von einer Sekunde zur anderen ein urwelthaftes Tosen die SOL. Der
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