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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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wollte.
    ***
    Der Erkundungstrupp der Wawaas kam zurück. Er hatte eine Gefangene gemacht. Banta führte ein Tsebra am Zügel, das schwankte, als hätte es Biir gesoffen.
    »Fass mich nicht noch einmal an, Deemon!«, zischte die Jägerin Mombassa an, als der sie vor dem grünen Kristall auf die Knie zwingen wollte. »Ich beuge mich aus freien Stücken vor eurem Gott.«
    Sie kniete nieder, ohne jedoch den Kopf zu senken. Stolz und gleichzeitig die Lage abschätzend, schaute sie in die Runde der schweigend dastehenden Wawaas. Erschrocken zuckte sie zusammen, als tatsächlich eine Stimme in ihrem Geist aufklang. Die Jägerin war es gewöhnt, dass Götter stumm waren, abstrakte Wesen, die niemals zur Stelle waren, wenn man sie brauchte. (Wer bist du?)
    Die Huutsi fasste sich schnell. Sie kannte keine Angst. Auch nicht vor einem göttlichen Wesen. »Ich bin Elloa vom Stamm der mächtigen Huutsi«, sagte sie laut. »Es gibt keine größere Jägerin in den Wäldern als mich. Außerdem bin ich dem neuen König als Frau versprochen. Ich rate dir also dringend, mich sofort wieder frei zu lassen. Sonst wird euch Banyaar, mein zukünftiger Gatte, mit seiner Tekknik vernichten. Alle, bis auf den letzten Mann. Und dich ebenfalls, du seltsamer Gott.«
    Mul’hal’waak ging in den geistigen Verbund mit dem Namenlosen, doch sie schafften es nicht, Elloas Gedanken zu lesen. Dazu war ihr Wille viel zu stark. (Warum nennst du mich seltsam? Sehen die Götter, zu denen du betest, anders aus?)
    »Ich bete zu keinen Göttern. Bisher habe ich noch nie einen gesehen.«
    (Gut. Hast du schon mal so einen grünen Kristall gesehen, wie er vor dir liegt? Oder von einem gehört?)
    »Nein. Niemals.«
    (Du hast also niemals zuvor gehört, dass es grüne Kristalle in den fliegenden Städten gibt?)
    Elloa verzog das Gesicht. »Es gibt keine fliegenden Städte. Kein Huutsi hat jemals eine gesehen. Du bist genauso verrückt wie dieser unsägliche Yao, der diese Städte erobern und erforschen will. Städte, die nur in der Fantasie von Märchenerzählern existieren.«
    (Wer ist dieser Yao?)
    »Ein Nichts, ein Niemand. Er wird niemals die Macht haben, das zu tun, was er will.«
    Mul’hal’waak wusste in diesem Moment, dass er diesen Yao unbedingt kennen lernen musste. Machtlose mächtig zu machen war kein Problem, wenn man es nur geschickt genug anstellte.
    (Gut, Menschenfrau Elloa. Ich bin heute gnädig gestimmt. Du musst dein weiteres Dasein nicht als Sklavin fristen. Ich lasse dich frei. Dafür führst du uns zu deinem Volk. Ich möchte die Huutsi gerne kennen lernen.)
    Elloa ließ sich darauf ein. Der Daa’mure wandte sich an den Schamanen. (Ich will, dass wir die Stadt der Huutsi aufsuchen, Olusegun.)
    Der Schamane keuchte. Das kannst du nicht ernst meinen, Gott Papalegba, gab er in Gedanken zurück. Die machen uns alle nieder mit ihrer Tekknik. Oder wir werden ihre Sklaven.
    (Willst du meinen Willen in Frage stellen, Olusegun? Zweifelst du an meiner Macht?)
    Das würde ich mir nie erlauben, Gott Papalegba, das weißt du. Ich bin dein treuester Diener. Aber es ist gefährlich für uns alle!
    (Du glaubst nicht, dass ich euch vor der Tekknik schützen kann?)
    Doch, schon. Aber ich frag mich manchmal, warum du uns in der großen Wüste nicht vor den Andronenlioons und den Termiits geschützt hast.
    (Frevler!), donnerte der Daa’mure. (Ohne meine Macht wärt ihr alle in der Wüste umgekommen. Ich wollte, dass nur die Besten und Stärksten überleben.)
    Ach so. Das wusste ich nicht, Gott Papalegba. Aber die Huutsi…
    Mul’hal’waak war es Leid. Er zwang dem Schamanen seinen Willen auf. Das gelang nur, wenn sich Olusegun nahe genug bei ihm befand, so wie jetzt gerade. Derart aufsässig war der Clanführer nie zuvor gewesen.
    (Du hättest ihm Ife lassen sollen), sagte der Namenlose. (Sie war seine große Liebe.)
    (Ich begreife diese irrationalen Gefühle nicht, von denen die Primärrassenvertreter geleitet werden. Die meisten männlichen Bio-Einheiten wechseln ihre Weibchen öfter als ihre Lendenschurze. Warum kann sich Olusegun nicht einfach eine Neue suchen?)
    (Weil sie ihm höchste Lust beim Paarungsvorgang beschert hat. Er glaubt, dass er keine andere mehr findet, die das kann. Das hätten wir bedenken müssen, auch wenn wir es nicht verstehen.)
    (Du hast Recht. Selbst nach fünfhundert Umläufen machen wir immer noch Fehler, wenn es um die Gefühle der Primärrassenvertreter geht.) Mul’hal’waak sagte nichts mehr weiter. Er ließ Olusegun zum

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