207 - Weg eines Gottes
Holzbrücke. Ohne Vorwarnung bebte der Boden. Papa Lava schüttelte sich, als müsse er lästige Fleggen vertreiben. Es knackte im Holz. Banta schrie erschrocken, als hinter ihr ein Teil der Brücke wegbrach. Mit einem wahren Panthersatz rettete sie sich auf sicheres Terrain. Mombassa, der es bereits erreicht hatte, ließ wieder sein dröhnendes Lachen hören, während es weiter bergan ging. »Du bist echt gut drauf, Banta. Wie biste denn so drunter?«
Sie ignorierte den Scherz einfach. Mombassa konnte in den angespanntesten Situationen herumalbern. Sie bezweifelte schon lange, dass der Kerl überhaupt Nerven besaß. Wenn ihn die Hirschkuh von einer Jägerin als Deemon bezeichnet hatte, dann war da schon was Wahres dran. Manchmal war Mombassa auch ihr unheimlich.
Sie passierten die Schleuse seitlich. Mombassa ließ Yao wieder herunter.
Von oben starrten sie auf ein wahrhaft apokalyptisches Bild. Unaufhörlich quoll der gelbrote, glühende, dampfende Strom aus dem Kleinen Schlund, bildete einen brodelnden Pfuhl und überfloss die Ränder des Beckens. In gerader Linie strebte das Magma zu Tal und fraß alles, was sich ihm in den Weg stellte.
Yao stöhnte. Das Schleusenhaus war nicht besetzt. Er konnte es deutlich sehen. Auch beim Wärterhaus ein Stück jenseits der Lava herrschte Ruhe.
»Uumu, Freund, wo bist du?«, brüllte er.
Niemand antwortete. Yaos Blick schweifte ins Tal hinunter. Sein Entsetzen steigerte sich ins Unermessliche. Er starrte auf den Strom, der soeben gegen die ersten Häuser brandete, an ihnen hoch leckte und beidseitig umfloss.
»Nein«, flüsterte er.
Mombassa setzte ihm die flache Hand unsanft an den Hinterkopf. »Komm wieder zu dir, Huutsi. Was müssen wir jetzt tun?«
»Was? Ach so, ja.« Yao schüttelte sich und zeigte mit ausgestrecktem Arm nach unten. »Das Schleusenhaus dort. Da müssen wir rein. Aber… die Lava umfließt es bereits. Alles ist verloren.«
»Red hier keine Wakudascheiße«, gab der Wawaa barsch zurück. Er wandte sich an Banta. »Siehst du die Treppe da seitlich? Zwischen der und dem festen Boden sind es bloß zwei Mannslängen. Die müssten wir eigentlich packen.«
Banta nickte zögerlich, obwohl ihr sichtlich nicht wohl war. »Also los.«
Mombassa sagte kein Wort zu Yao. Er warf ihn sich erneut über die Schulter, dann trabten sie auf die Schleuse zu.
»Was… was habt ihr vor?«
Mombassa wurde immer schneller. Wie ein wild gewordener Efrant spurtete er auf den Lavastrom zu. Schon im Laufen fixierte er den Punkt, an dem er abspringen musste.
Der Huutsi brüllte. Er ahnte, was der Koloss unter ihm vorhatte, und schlug ihm in Panik mit beiden Fäusten auf den Rücken. Der Wawaa ignorierte es einfach.
Der Lavastrom war nur noch ein paar Schritte entfernt. Durch den Dampf schimmerten die Umrisse des Schleusenhauses und der Treppe, die zu ihm hoch führte. Mombassas Körper spannte sich. Der vorletzte Schritt. Der letzte. Jetzt!
Der Huutsi und der Wawaa brüllten gleichermaßen, als sie vom Boden abhoben. Einen Moment, der einer kurzen Ewigkeit gleichkam, schwebten sie direkt über der Hölle. Unerträgliche Hitze, glühende, giftige Dämpfe, Todesangst. Wenn sie zu kurz sprangen, würden sie zumindest nicht lange leiden.
Mombassa hatte den Oberkörper leicht nach vorne gekrümmt. Mit der Linken hielt er den Huutsi fest, während er die Rechte ausstreckte. Die Treppe kam näher – und war doch noch so weit entfernt.
Dann endete die Ewigkeit abrupt, und Mombassa landete auf der Stufe direkt über der Lava! Seine Rechte umfasste das gusseiserne Geländer. Durch den Schwung wurden beide Männer nach vorne geschleudert. Sie drehten sich um die Längsachse des Hünen, der mit dem Bauch gegen das Geländer knallte. Sein Oberkörper knickte ab. Yao drohte nach vorne in die Lava zu fallen, aber Mombassa hielt ihn eisern fest. Gleichzeitig stoppte er das Vornüberkippen durch die Kraft seiner Bauchmuskeln.
Mombassa richtete sich auf. Drei Stufen auf einmal nehmend, eilte er nach oben. Dort gab er Banta, die er nur undeutlich wahrnahm, durch heftige Zeichen zu verstehen, dass sie nicht springen sollte. Sie verstand ihn und ließ es bleiben.
Yao und Mombassa keuchten. Die freiliegenden Hautstellen ihrer Körper waren verbrüht, aber sie hatten keine Zeit, ihre Wunden zu lecken. Mombassa starrte auf die riesigen Hebel, Drehwerke und Ketten, die über Zugschienen zu den Schleusen führten.
»Schleuse drei und vier müssen hochgezogen werden«, krächzte Yao. »Das
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