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207 - Weg eines Gottes

207 - Weg eines Gottes

Titel: 207 - Weg eines Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Aufbruch blasen.
    Der Clan bewegte sich parallel des Flusses. Elloa ging voraus. Sie führte ihren immer noch wankenden Tsebra-Hengst. Allerdings hielt sich Mombassa dicht hinter ihr, um jeden Fluchtversuch sofort im Keim zu ersticken.
    Bald machte der Dschungel einer weiten Ebene Platz, auf der ein Meer von Maispflanzen wogte. Es reichte bis an den sanft ansteigenden Fuß des rauchenden Vulkans. Schmale Wege führten kreuz und quer durch die Felder. Die kampferprobten Wawaas waren hoch konzentriert. Sie umringten schützend den Großen Thron auf dem Heiligen Kral, der von acht Männern an zwei kräftigen Stangen getragen wurde. Sie alle waren bereit, ihren Gott Papalegba und den Hilfsgeist Katehm mit dem eigenen Leben zu schützen. Nun, von einer Ausnahme abgesehen vielleicht.
    Die Krieger schauten und schnupperten nach allen Seiten. Zwischen den übermannshohen Pflanzen konnten sich allerlei Gefahren verbergen. Aber im Dschungel mussten sie sehr oft weit unübersichtlichere Situationen meistern. Immer wieder stießen sie auf lange Rohrleitungen mit kleinen Öffnungen, aus denen Wasser auf die Felder rieselte. Sie staunten. So etwas hatten sie noch nie zuvor gesehen. Elloa lachte spöttisch. Dafür kassierte sie von Mombassa einen Schlag ins Kreuz, der sie stürzen ließ. »Das wirst du noch bereuen«, zischte sie.
    Die ersten Arbeiter tauchten auf. Sie blieben starr stehen. Die Aufseher griffen zu seltsamen Waffen, die wie Rohre aussahen. Die Wawaas hielten ihre dagegen. Erste Drohgebärden machten die Runde. Mombassa lachte dröhnend. Als die Huutsi Elloa und ihre beruhigend erhobene Hand sahen, taten sie nichts.
    Auf einem breiten Weg bewegte sich der seltsame Zug auf die Stadt zu. So viele Häuser auf einem Fleck hatten die Wawaas erst einmal in ihrem Leben gesehen: in Abujj in Nigraa, in der Heimat des Gen’rels und seiner Egbesu Boizz. Allerdings waren die nicht so gut erhalten gewesen wie diese.
    Drei Huutsi-Krieger tauchten auf. Sie trugen prächtige Federbüsche auf den Köpfen und als Bänder an den Oberarmen. Tierfelle bedeckten ihre Hüften bis zu den Knien. Neugierige Blicke musterten die Fremden. Noch neugieriger schauten sie allerdings auf Elloas Tsebra, das immer wieder stolperte. Sie schienen es kaum glauben zu können.
    »Siehst du das, Mongoo?«, flüsterte Banta und fletschte ihre angespitzten Zähne.
    »Bei Hausakoys Eiern, was soll ich sehen?«
    »Dass die nicht mal Angst vor unserm Mombassa haben. Das hab ich bis jetzt noch nie erlebt. Die müssen sich ja ziemlich für was Besseres halten.«
    Die Wawaas marschierten zwischen die drei- und vierstöckigen Häuser aus Lavastein und Lehmziegeln. Immer mehr Huutsi, vor allem Alte und Kinder, blieben stehen und starrten die Fremden an. Die wiederum bildeten einen Kreis um den Kral wie wilde Wakudas um ihre Kühe. Die seltsamen Gebilde zwischen den Häusern, aus denen Wasser floss, wenn sich Teile davon bewegten, waren ihnen suspekt.
    »Hol den Prinzen her«, befahl Elloa einem Knaben. Der machte ein Zeichen der Zustimmung und trabte davon.
    Bevor Banyaar kam, machten die Huutsi einem anderen Platz. Ein großer, gut aussehender Mann mit mächtigen Muskeln erschien. Er trug ein farbig bedrucktes Hemd und eine kurze Hose, wie es die Wawaas zuletzt beim Gen’rel in Abujj gesehen hatten. Mit energischen Schritten kam er auf die Neuankömmlinge zu.
    »Yao. Muss ausgerechnet diese Flegge zuerst auftauchen«, flüsterte Elloa fast unhörbar. Mombassa hörte es trotzdem.
    In diesem Moment wurden Schreie laut. Yao fuhr herum. Huutsi rannten durcheinander. Einige zeigten den Kraterhang hinauf.
    Dem Ersten Maschiinwart stockte der Atem. Weit oben, bei der Schleuse, stieg plötzlich eine zweite Rauchfahne in den Himmel. Weitaus besorgniserregender war jedoch die Lava, die der Kleine Schlund in einem zähen Strom auf den Hang spuckte! Einzelne Zungen bildeten sich und wälzten sich nach unten. Schneller, immer schneller. Direkt auf Kiegal zu!
    »Die Schleusen!«, schrie Yao. »Uumu kann sie nicht alleine bedienen! Dieser verdammte Banyaar. Wir müssen da hoch!« Er sah sich suchend um, fand aber außer den drei Kriegern niemanden, der seinen Ansprüchen zu genügen schien.
    Mombassa trat vor. Wie ein Berg baute er sich vor dem Ersten Maschiinwart auf. »Was redest du hier lange rum? Wo müssen wir hin?«
    Der Erste Maschiinwart sah ihn verblüfft an. Wie konnte es sein, dass der Fremde perfektes Huutsi sprach? »Los, kommt mit«, sagte er, drehte sich um und

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