2070 - In der Sternenkammer
genetisches Großexperiment als Ursache voraussetzen muss." Das Wesen, auf das Lanhan zeigte, war nur sechzig Zentimeter groß und hockte in einer Art Sattel auf der Schulter eines silberhäutigen Trägers. „Sie gehen Symbiosen mit Lebewesen ein, die ihnen eine Fortbewegung ermöglichen. Als Symbionten kommen Tiere in Frage, Halbintelligente, man hat sie sogar schon auf dem Rücken kräftiger Intelligenzwesen hocken sehen", fuhr Lanhan fort. „Und trotzdem gelten sie als freundlich und verbindlich, wenngleich undurchschaubar. Mit ihrer Exotik sind sie willkommene Farbtupfer auf den Welten des Landes Dommrath. Niemals hat man gehört, dass ein Mitglied des Clans betrogen oder bewusst fehlerhafte Ware verkauft hätte. Von diesem Nimbus lebt der Karriolende Clan."
„Ich weiß", sagte der Weise Haj. „Es gilt als geflügeltes Wort in diesem Abschnitt des Landes Dommrath ... zuverlässig wie ein Seelenquell."
„Die genetischen Verwandten der Crozeiren beziehen ihren Namen aus einer körperlichen Besonderheit", sagte Lanhan. „Sie sind physisch verkümmert, zum Laufen sind sie nur noch in Notfällen imstande."
„Und jeder Zweifel ist ausgeschlossen?" fragte Haj. „Ja. Die Nachfahren der Crozeiren nennen sich Seelenquell, sie sind in einigen wenigen Clans organisiert und leben als fliegende Händler von außerordentlicher Reputation."
„Und wie steht es mit den weiteren Übereinstimmungen?"
„Über so etwas wie ein Menta verfügen die Seelenquell anscheinend nicht - der Ausdruck gilt in den Clans als unbekannt. Aber auch die Seelenquell weisen noch mentale Eigenschaften auf, die sie durchaus ungewöhnlich erscheinen lassen."
„Welche?" fragte der Doppelstabroboter. „Die kleinen Humanoiden vermögen mit ihren Trägern enge mentale Beziehungen einzugehen, die der Ansicht unserer Fachleute zufolge einer suggestiven Kontrolle nicht unähnlich sind."
„Aber die Seelenquell stellen in dieser Form keine Bedrohung für die Macht der Kimbaner dar?"
„Nein. Das Volk ist niemals negativ in Erscheinung getreten. Ganz im Gegenteil, die Seelenquell agieren zuverlässig im Interesse des Friedens. Die Ritter von Dommrath haben das eine oder andere Mal in ihnen brauchbare Verbündete mit festen ethischen Prinzipien gefunden."
„Warum dann deine Besorgnis?" fragte Haj. Lanhan Kascha zögerte einen Augenblick, bevor er weitersprach. Es war seltsam, aber er war unsicher, wenn er mit dem Roboter kommunizierte. „Weil wir einige interessante Dinge herausgefunden haben", sagte er dann. „Die Bevölkerungsstärke der Seelenquell bleibt stets ungefähr konstant, bei insgesamt nicht mehr als etwa fünfzigtausend Individuen. Deutet das nicht darauf hin, dass die Seelenquell trotz ihrer offensichtlichen Unkenntnis doch etwas ähnliches wie ein Menta haben? Oder etwas, das dem vergleichbar ist? Wie anders wäre die auffällige Konstanz zu erklären, wenn nicht durch eine konstante mentale Masse, die stets auf das gesamte Volk aufgeteilt werden muss?"
„Ein wichtiger Aspekt", gestand Haj ein. „Wir haben bestimmte Schlüsse gezogen", sagte Lanhan. Der Doppelstabroboter schwieg, warte offenbar ab. „Bei den Crozeiren muss es anders gewesen sein. Sie waren, bevor sie spurlos verschwanden, ein Millionenvolk, immerhin die Beherrscher einer ganzen Galaxis."
„Ich höre", sagte Haj. „Unsere Genetiker folgern, dass die Crozeiren imstande waren, ihr Menta in einem langfristigen Vorgang auch zu vermehren. Die alten Crozeiren waren vermutlich eine Art Seelenvampire. Sie haben das Menta wahrscheinlich aus externen Quellen vergrößert - eine Eigenschaft, über die die heutigen Seelenquell allerdings wahrscheinlich nicht verfügen."
„Wahrscheinlich nicht? Die Ritter von Dommrath stufen das Volk der Seelenquell also zumindest als ... mentafähig ein?"
„Ja", sagte Lanhan. „Verstehst du nun meine Besorgnis? Was rätst du mir, Weiser Haj?"
„Ich rate dir", sagte der uralte Doppelstabroboter, „dass ihr die Seelenquell trotz ihrer scheinbaren Harmlosigkeit in Zukunft unter genauer Beobachtung haltet ..."
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Beck: Zitate aus den Chroniken: vor etwa 700.000 Jahren
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