2076 - Der Sternenlotse
schlug.
Icho Tolot hörte es unangenehm knacken, als einige seiner Knochen brachen. Der Haluter eilte zu ihm, sank neben ihm auf den Boden und drehte ihn auf den Rücken herum. Auf den ersten Blick erkannte er, daß Arban Rousmitty tot war. Namenlose Angst hatte den Sternenlotsen in den Tod getrieben.
Der Haluter legte zwei seiner Hände auf die Brust des Fremdwesens und begann mit einer Herzmassage, um ihm zu helfen. Vergeblich. Er wußte zuwenig vom Organismus des Caranesen, um mit dem Versuch einer Lebensrettung erfolgreich sein zu können.
Tolot hatte noch nicht einmal genaue Informationen darüber, wo das Herz des Lotsen lag, ob es ein einziges Organ war oder ob es sich - wie bei anderen Wesen - in zwei oder noch mehr Einzelorgane aufteilte.
Die Dookies alarmierten sowohl die Medostationen der SOL als auch die Exobiologen. Schon Sekunden später' waren die Spezialisten und die entsprechenden robotischen Maschinen zur Stelle.
Sie nahmen den Kampf um das Leben des Sternenlotsen auf. stellten ihre Bemühungen aber nach etwa drei Minuten ein. „Da ist nichts mehr zu machen", stellte Necker Rhavved fest. „Den holt niemand mehr iurück."
„So ist es", bestätigte einer der Exobiologen. „Wir haben keine Chance mehr."
*
SOL, Hauptleitzentrale
1304 NGZ
Im Unterlichtflug näherte sich der Hantelraumer dem Planeten Clurmertakh. Per Fernortung bemühte sich Viena Zakata um ein präzises Bild dieser Welt. Doch die Unwägbarkeiten des Hyperkontihuums im gesamten Cluster 0057 verhinderten die Erfassung von präzisen Daten.
Der Planet stellte sich nicht in einem klaren, sondern lediglich in einem stark verzerrten Bild dar, das sich allerdings verbesserte und verdichtete, als die SOL sich ihm weiter, näherte.
Während sich die Ortungsstation um eine Verbesserung der Ortungsergebnisse bemühte, erfuhr Atlan vom Tod des Sternenlotsen und von den Umständen, unter denen er eingetreten war. Der Arkonide setzte sich sogleich mit Major Hery-Ann Taeg in Verbindung und beauftragte sie, den Toten zu untersuchen.
„Ich will nähere Informationen", erläuterte er. „Und das möglichst bald."
„Ich weiß. Am besten noch gestern", gab sie aufmüpfig zurück. „Ich werde sehen, was ich tun kann."
Eine halbe Stunde später kam die Medikerin in die Hauptleitzentrale, um dem Arkoniden Bericht zu erstatten. Obwohl sich die Distanz zwischen der SOL und Clurmertakh inzwischen deutlich verringert hatte, konnte Zakata noch immer kein deutlicheres Bild des Planeten liefern. Allzu groß waren die hyperphysikalischen Verzerrungen, die bis in das für den Hantelraumer und den Planeten geltende Kontinuum hineinreichten.
Major Hery-Ann Taeg hatte mit Hilfe positronischer Medorobs und entsprechender Laboratorien eine Obduktion des Sternenlotsen vorgenommen und die Resultate an SENECA zur vergleichenden und eingehenderen Untersuchung weitergereicht. „Das Ergebnis ist eindeutig", teilte sie dem Arkoniden mit. „Arban Rousmittys Blut weist eine extrem hohe Konzentration verschiedener Substanzen auf, die als Streßhormone einzustufen sind. Dazu hat sein Lymphsystem versagt, genauer die Organe, die dem gleichkommen, was bei Menschen als Lymphsystem wirkt. Als Folge daraus hat sich das Blut zu stark verdickt. Es verklumpte und verursachte mehrere Infarkte. Fazit: Der Lotse ist nicht durch Fremdeinwirkung gestorben, sondern in tödlich verlaufende Angstzustände geraten. Mit anderen Worten Die Angst hat ihn umgebracht."
Überrascht blickte der Arkonide auf, als Marth und Necker Rhavved die Zentrale betraten. Die beiden Schatztaucher kamen schnurstracks zu ihm und der Medikerin.
„Ich weiß, was sie behauptet!" rief Marth, der allgemein als der Wortführer der Dookies angesehen wurde. „Aber wir wissen es besser. Mag sein, daß eine Menge Streßhormone im Blut des Sternenlotsen vorhanden waren. Dennoch hat ihn nicht seine Angst vor dem Unbekannten umgebracht."
„Es war Mord!" fügte Necker mit Nachdruck hinzu. „Das kann ich mir nicht vorstellen", entgegnete der Arkonide. Er blieb ruhig und gelassen. „Wenn es Mord gewesen wäre, wäre dies doch Icho Tolot mit Sicherheit nicht entgangen."
Marth Rhavved setzte zu einer wütenden Erwiderung an, doch nun zog ein anderes Ereignis die ganze Aufmerksamkeit der Besatzung in der Hauptleitzentrale auf sich.
Viena Zakata stieß einen Schrei aus. Der Mann mit dem „Pferdegesicht"deutete auf die Holos.
Die SOL hatte offenbar Störfelder von erheblichem Ausmaß durchflogen.
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