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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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zu können. Was vor einigen Tagen passiert ist, ist das direkte Ergebnis davon. Uumu war allein bei den Schleusenanlagen oben, obwohl dort immer mindestens zehn Mann sein müssen. Die hätten die Schleusen zu den Sicherheitsgräben rechtzeitig geöffnet. So haben wir jetzt dreiundzwanzig Tote und sieben von der Lava verschluckte Häuser. Das allein schon ist eine Katastrophe. Aber Banyaar hat es nicht einmal interessiert. Hauptsache, dem Königspalast ist nichts passiert.«
    »Kannst du mir vielleicht auch mal was erzählen, das ich nicht schon weiß, Onkelchen?«
    »Ja, du weißt es und findest es auch nicht in Ordnung. Du hast Banyaar deswegen ein Schwein genannt.«
    »Ja, Banyaar ist ein Schwein. Und? Er ist aber auch der Prinz und darf tun und lassen, was er will. Niemand kann ihn daran hindern.«
    »Du liebst ihn also nicht?«
    Elloa fuhr auf. Sie starrte ihrem Onkel ins Gesicht.
    »Was willst du noch alles wissen?« Sofort entspannte sie sich wieder. »Also gut, Onkelchen. Du wirst mich nicht verraten, das weiß ich. Nein, ich liebe diesen Fettsack nicht. Ich werde ihn auch niemals lieben. Aber er hat Macht und ist der zukünftige König. Deswegen werde ich seine Gefährtin. Ich müsste schwachsinnig sein, ein solches Angebot des Prinzen abzulehnen. Ich mache es auch für unsere Familie. So gehören wir alle zum Thron.«
    Koroh sah zum Himmel empor. Die Rauchfahne aus Papa Lavas Großem Schlund hatte sich in den letzten Stunden wieder etwas abgeschwächt. »Nur mal angenommen, ein anderer als Banyaar würde König. Und der würde dich ebenfalls zur Gefährtin und damit zur Königin machen. Könntest du dir das vorstellen?«
    Die junge Frau schluckte. »Bist du vergesslich geworden, Onkelchen? Das lassen die Uni-Regeln nicht zu. Nur wenn Banyaar vorzeitig stirbt, rückt der zweitgeborene Sohn als Prinz nach. Rayaar ist aber auch nicht besser als Banyaar. Im Gegenteil, der ist vollkommen verblödet.«
    »Und wenn es ein ganz Anderer wäre?«
    Elloa fasste ihn am Handgelenk. Schmerzhaft hart war ihr Griff. Sie starrte ihn an. »Onkelchen, was bei den sieben Göttern hast du vor? Bitte, sag es mir.«
    »Du wirst es erfahren, wenn die Zeit dafür reif ist. Jetzt ist es noch zu früh. Ich musste aber unbedingt wissen, welches Verhältnis du tatsächlich zu Banyaar hast.«
    »Du willst ihn töten. Nun, ich werde ihm keine Träne nachweinen.«
    »Es steht noch längst nicht fest, dass er sterben muss. Aber du siehst auch, dass ein König wie Banyaar die Huutsi leicht ins Verderben führen kann. Ich… weißt du, ich habe ebenfalls lange gebraucht, um das zu erkennen. Banyaars Verhalten nach der Katastrophe hat mir aber die Augen geöffnet. Und mit dem Gott der Wawaas haben wir mächtige Hilfe bekommen.«
    »Welcher Art?«
    »Das kann ich dir noch nicht sagen. Ich bitte dich, dass dieses Gespräch so lange unter uns bleibt, bis die Dinge geklärt sind.«
    Elloa starrte in die Ferne. Um ihre Mundwinkel zuckte es. »Ich hoffe, du weißt, was du da tust, Onkelchen.«
    Dann machte sie ein Zeichen der Zustimmung. »Also gut, du hast mein Wort.«
    Koroh war sichtlich erleichtert. Er verabschiedete sich und ging zurück, um nach den von der Lava Verletzten zu sehen.
    Elloa setzte sich in den Schatten eines mächtigen Baumes und zog die Knie an. So konnte sie am besten nachdenken. Ihr Onkel Koroh wollte also Banyaar stürzen. Das war ganz sicher nicht auf seinem Dunghaufen gewachsen. Elloa wusste ganz genau, wer wirklich dahinter steckte: Yao, dieser verdammte Hund!
    Da sie ihn einmal beim Baden am Fluss belauscht hatte, wo er mit Vorliebe Selbstgespräche mit seinem Spiegelbild führte, wusste sie, dass er selbst gerne König werden wollte. Und sie wusste zudem, dass Yao noch immer glühend in sie verliebt war.
    Lieber werfe ich mich vor eine Rotte Wisaaun, als dass ich mich von diesem Hurensohn auch nur noch einmal anrühren, geschweige denn besteigen lasse, dachte sie voller Hass.
    Es passte alles zusammen. Ihr Onkel Koroh und der Erste Maschiinwart pflegten freundschaftlichen Umgang.
    So war ihr völlig klar, dass es sich bei dem »Anderen« außerhalb des Königshauses nur um Yao handeln konnte.
    Dann schon hundert Mal lieber das Piig Banyaar…
    Der jungen Huutsi war auch klar, welcher Art die angesprochene Unterstützung des Wawaa-Gottes sein sollte: Er würde helfen, die Uni-Regeln zu bergen. Nur mit diesen, wenn überhaupt, konnten Koroh und Yao einen derart ungeheuerlichen Putsch legitimieren.
    Elloa lächelte böse.

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