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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Kleinwüchsigen zu finster.
    In einer großen, schmucklosen Höhle trafen die Wawaas schließlich auf König Bawindi. Der noch junge, sehnige Mann hüllte sich in einen bodenlangen Mantel aus dem grauen Fell unbekannter Tiere. Er stand vor einem Thron aus behauenem Stein. Aus dem Mantel ragte das Penisrohr hervor. Seine Nasenscheidewand wurde gleich von zwei Knochen durchstoßen. Auch in seinen Wangen steckte je einer.
    Links und rechts des Throns standen je drei Stühle aus Plastik, auf denen die Mitglieder des Hofstaates saßen.
    Ihre Fellmäntel endeten bereits an den Oberschenkeln.
    Nachdem sich Mul’hal’waak in Bawindis Kopf gemeldet hatte, war der Pygma-König bereit, sich dem grünen Gott zu unterwerfen. Der Daa’mure erfuhr, dass sich die schreckliche Macht in den Tiefen des Berges heute Nacht wieder zwei junge Frauen geholt hatte. »Wir glauben, dass diese Macht aus dem Langen Gang kommt«, tat Bawindi kund. »Seit vielen Jahren wagen wir uns dort nicht mehr hinein, obwohl er früher zu unserem Revier gehörte.«
    Mul’hal’waak war sicher, dass es sich bei dem Langen Gang um jenen Verbindungsstollen zwischen der Zilverbak-Station und der Versuchsanlage am Karisimbi handelte. Dort mussten sie hinein. Der Daa’mure beschloss, zuerst einen Erkundungstrupp in den Gang zu schicken. Bewährter Weise führte Mombassa ihn an. Für die immer noch schwache Bantu ging Zaira mit. Auch Mongoo war mit von der Partie. Yao ließ der Daa’mure hingegen nicht mitgehen. Das Risiko schien ihm zu hoch.
    Der Lange Gang befand sich noch um einiges tiefer im Berg. Buga-Buga hatte sich, wenn auch nur nach längerem Zögern, bereiterklärt, die Wawaas dorthin zu führen. Er verspürte Angst und machte keinerlei Hehl daraus. Immerhin fand er traumhaft sicher durch das Ganggewirr. Immer wieder kamen sie durch geräumige Höhlen mit unübersichtlichen Felsformationen. Vor allem in luftiger Höhe konnten sich selbst größere Lebewesen bequem verstecken.
    Mombassa erkundete das, indem er einige der Felsen bestieg. An einer Felswand riss das Fackellicht plötzlich abgenagte, bleiche Menschenknochen aus der Finsternis.
    Ein kleiner Totenschädel starrte sie an. Die dunklen Flecken auf dem Stein darunter mussten Blut sein. Der Riese, der wie alle anderen eine Fackel trug, kickte das Gebein angewidert beiseite.
    Dann plötzlich blieb er stehen und hob die Hand.
    »Halt«, zischte er, während seine Nasenflügel bebten.
    »Riecht ihr das auch?«
    »Was soll’mer riechen außer dir?«, fragte Zaira. »Du stinkst mal wieder so gewaltig, dass es einem alles umdrehen tut.«
    Mongoo lachte leise. »Bei den Eiern vom Hausakoy, das ist so wahr, wie unser Gott Papalegba grün ist. Was riechst du denn nun, Großer?«
    »Hm. Es riecht… scharf. Das erinnert mich an was. Ich weiß aber nicht, an was genau. Wir sollten auf jeden Fall auf der Hut sein.«
    Sie erreichten den Langen Gang. Der Eingang befand sich in einer Höhle. Eine mächtige Stahltür, die offen war, hatte ihn einst gesichert. Buga-Buga stand jetzt die blanke Angst ins Gesicht geschrieben. Er wagte sich nicht mehr von Mombassa weg. Vor lauter Verzweiflung umklammerte er sein Penisrohr.
    Mombassa tat ein paar Schritte in den Langen Gang hinein. Eine völlig andere Welt tat sich vor ihm auf. Der Stollen war gut sechs Meter breit und mindestens ebenso hoch. Er bestand nicht aus Stein, sondern aus einem unbekannten, völlig glatten Material, das in einem sandigen Farbton schimmerte. Der Wawaa stieß einen kurzen Ruf aus. Das Echo pflanzte sich fort und verlor sich irgendwo weit hinten in der Finsternis.
    Als er zurückging, bemerkte er etwas im Fackellicht.
    Es hing an der Tür. Mombassa stoppte. Vorsichtig griff er nach dem Gegenstand. Es handelte sich um ein längeres graues Haar. »Wenn das von ‘nem Menschen ist, fress ich Mongoo mitsamt seinem Federschmuck«, murmelte er.
    Zusammen gingen sie zum Clan zurück. Mombassas Bericht versetzte Yao erneut in höchste Erregung. Er drängte zum sofortigen Aufbruch.
    Mul’hal’waak gab dem Drängen nach. Der Clan hatte genug zu essen für die nächsten acht Tage dabei. Laut den Informationen aus Mooris’pulajns Wissensspeicher musste dieser Gang nach der alten Längenmaßeinheit der Primärrassenvertreter rund vierundvierzig Kilometer lang sein. Zwanzig Kilometer pro Tag schafften die Wawaas locker, eventuelle Unwägbarkeiten mit eingerechnet.
    Olusegun, der dickbäuchige Schamane mit einer entstellenden Narbe quer über Stirn, Nase

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