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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Olusegun kümmerten sich um ihn. Als er erwachte, war alles anders.
    ***
    Olusegun, der Wawaa-Schamane, hatte fürchterliche Angst. Es würde nun nicht mehr lange dauern, bis sich Gott Papalegba seiner entledigen würde. Aber der Wawaa wollte leben.
    Stundenlang saß er am Krankenlager Yaos und starrte vor sich hin. Ife kam ihm in den Kopf, die wunderbare junge Frau, die er mehr geliebt hatte als jede andere. Nur die Liebe zu seinem Gott Papalegba war noch größer gewesen.
    Aber Papalegba hatte ihm die größte Enttäuschung seines Lebens bereitet. Als sie in Abuja in Nigraa auf den Clan der Egbesu Boizz gestoßen waren, hatte deren Gen’rel sofort ein Auge auf Ife geworfen. Lüstern und geil war er gewesen. Und weil der Gott Papalegba auf der Suche nach grünen Häusern seiner Götterkumpels war und überdies unbedingt von der seltsamen Flüssigkeit haben wollte, das die Egbesu Boizz »Benziin« nannten, hatte er dem Gen’rel Ife für dessen Lügen über die fliegenden Städten am Victoora-See überlassen.
    Gott Papalegba hatte Ife einfach verschenkt und damit Oluseguns Vertrauen für alle Zeiten zerstört. Und nun will er mich auch noch loswerden, der Gott Papalegba.
    Aber nicht mit mir…
    Olusegun dachte an die gefahrvolle Reise durch die schreckliche Todeswüste. Er war dem allgegenwärtigen Tod nicht ausgewichen, aber der hatte ihn verschmäht.
    Warum sollte er ihn also jetzt durch den verräterischen Gott empfangen?
    Olusegun fasste einen Entschluss. Vielmehr entschied er sich, einen Plan in die Tat umzusetzen, den er schon lange hegte. Seit er damals tagtäglich die Heilige Säuberung des Gotteshauses durchgeführt und dabei auf etwas gestoßen war…
    Er stand auf, nahm Eisenkeil und Hammer aus der Werkstatt in Yaos Haus und ging nach draußen. Eine kühle Nacht empfing ihn. Raschen Schrittes ging er zum Thron des Gottes Papalegba, der ganz in der Nähe von Yaos Haus stand. Der grünliche Schein, der weit zu sehen war, führte ihn.
    Krampfhaft dachte Olusegun an etwas anderes. Als er nahe am Thron war, drehte er sich abrupt, überbrückte die Distanz mit drei raschen Schritten und setzte den Eisenkeil in den Spalt des grünen Kristalls, den er bei den Säuberungen entdeckt hatte. Blitzschnell hob er den Hammer und schlug zu.
    Es knirschte hässlich. Ein gezackter Riss zog sich plötzlich durch die Brücke, die die beiden Kristallohren zusammen hielt.
    Olusegun hob den Hammer erneut. In diesem Moment kam der Zugriff des völlig überraschten Gottes auf seinen Geist. Es ging um Bruchteile eines Augenblicks!
    Er oder ich!
    Der Schamane war ein Sekundenbruchteil schneller.
    Der Hammer traf den Keil im selben Moment, in dem grelle Blitze seinen Geist erfüllten. Sie brachen abrupt ab.
    Stattdessen ertönte ein furchtbarer, schriller, nicht enden wollender geistiger Schrei, der nur langsam verwehte.
    Olusegun brach zusammen.
    Ich habe einen Gott getötet…
    Im Moment seiner Neutralisierung, als der Primärrassenvertreter Olusegun urplötzlich das Mentalgefäß zerstörte, eröffnete sich Mul’hal’waak die ganze Wahrheit.
    Denn der Namenlose fand in seine ontologisch-mentale Substanz zurück, vereinigte sich mit ihr, bevor sie verwehte. Der Namenlose war kein zweiter Daa’mure gewesen, sondern vielmehr ein Teil seines eigenen Bewusstseins, das sich bei dem furchtbaren Zusammenprall gespalten hatte.
    Ohne sich seiner Identität bewusst zu sein, hatte es sich verselbstständigt, und mit ihm der Großteil seines Langzeitgedächtnisses. Losgelöst von den meisten anderen Mentalstrukturen, konnte es sich alle Erlebnisse und Informationen sehr leicht merken, während das eingegrenzte Bewusstsein Mul’hal’waaks damit Probleme hatte.
    Und dadurch, dass seine ontologisch-mentale Substanz aus zwei denkenden Polen bestand, waren Mul’hal’waak Dinge möglich gewesen, die Daa’muren normalerweise nicht beherrschten; die zeitweilige Übernahme von Primärrassenvertretern zum Beispiel.
    Plötzlich verspürte Mul’hal’waak kreatürliche Angst.
    Würde er auch hier, auf diesem fremden Planeten, in das Leuchten Sol’daa’murans eingehen können?
    ***
    Als Yao erwachte, betrübte ihn der überraschende Tod des grünen Gottes nicht sonderlich. Dass dieser ihm geholfen hatte, registrierte er kühl. Aber es war besser so, gab es nun doch niemanden mehr, der ihm in seine Pläne hinein redete. Mit Papalegba an seiner Seite wäre er niemals unabhängig gewesen.
    Nachdem klar war, dass Yao nicht sterben würde, rief

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