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2082 - Ein ganz normaler Held

Titel: 2082 - Ein ganz normaler Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Trinkwasser.
    Gegen die Gräuel, die sich höchstwahrscheinlich in Terras Städten abspielten, war das Mittelmeer geradezu ein Hort der Sicherheit. Jedenfalls glaubte Richsen das - bis zu dem Tag, an dem von Westen wieder ein Sturm aufzog.
    Diesmal war er nüchtern und blieb unter Deck. Er selbst steuerte die ANTJE, seine ganz private Zuflucht vor dem Leben, dem er sich eigentlich nicht recht gewachsen fühlte, durch die aufgewühlte See. Es war bereits Nacht, und der Sturm zerrte an dem Boot. Es blitzte und donnerte. Für Richsen war das keine neue Erfahrung - aber das, was er dann hörte und auf seinem kleinen Ortungsschirm sah, schon. „Heilige Milchstraße", stöhnte der Techniker. „Was ist das?" Er rannte die Stufen hoch, dann aus der Kabine und hinaus auf Deck, in den prasselnden Regen. Das musste er mit eigenen Augen sehen. Es war gewaltig, und es näherte sich schnell von Norden her.
    Ein Brausen erfüllte die Luft, wie er es noch nie gehört hatte. Es übertönte den Sturm schon jetzt.
    Banther Richsen hielt sich mit der linken Hand an einer Leine fest, die rechte legte er flach über die Augen, als er den Kopf in den Nacken legte. Ein Blitz blendete ihn, der Donner folgte zwei, drei Sekunden später. Doch das Brausen erstickte alles andere. Und dann sah Richsen noch unter den tiefhängenden Gewitterwolken einen gewaltigen Schatten in der Luft, aus Richtung Sizilien kommend nach Süden fliegend. Der Schatten zog direkt über ihm hinweg. Richsen duckte sich unwillkürlich, als er begriff, was da knapp über dem Mittelmeer Richtung afrikanische Küste dahinschoss. „Ein Raumschiff!" schrie er in den Sturm. „Ein arkonidisches Raumschiff! Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?" Eine Bö fegte ihn fast von den Planken. Der Mann hielt sich fest, ohne den Blick von dem Koloss zu nehmen, der den Himmel auszufüllen schien, von Blitzen illuminiert, mit dem Getöse eines urweltlichen Ungeheuers. Das Schiff, es musste ein arkonidisches Schlachtschiff sein, bot so einen gewaltigen, beinahe allmächtigen Eindruck, dass Banther fast das Herz stehenblieb. Mächtig zog es über ihn hinweg, trotz seiner großen Geschwindigkeit fast wie in Zeitlupe. Der Lärm war nicht mehr auszuhalten. Richsen schrie, hörte aber seine eigene Stimme nicht mehr. Für bange Augenblicke fürchtete er, es müsse ihn zerschrammen, dann war es über ihn hinweg und jagte weiter seinem unbekannten Ziel entgegen. In seinem gewaltigen Sog brach ein Sturm los, gegen den das Unwetter von zuvor ein mildes Lüftchen darstellte.
    Banther Richsen wurde von Bord gerissen. Seine Hand ließ das Seil los, und noch ehe er sich's versah, flog er vom Boot herunter und tauchte in die sturmgepeitschten, hohen Wellen des Meeres. Er kam nicht dazu, um Hilfe zu rufen wen auch? Ein letzter Blick, als er in einem Wellental hochgespült wurde, traf die schon viele Meter entfernte, halb auf der Seite liegende ANTJE. Dann wurde es dunkel um ihn.
     
    2.
     
    Terra, Altiplano
    17. Februar 1304 NGZ
     
    Tia de Mym blieb außer Atem stehen und schulterte ihre Ausrüstung ab, legte sie auf einen länglichen, gut einen Meter hohen Findling. Sie selbst ließ sich vor dem Brocken zu Boden und öffnete eine Dose mit kaltem Energizer-Getränk. Es tat gut, die Flüssigkeit auf den Lippen zu spüren. Seit dem Morgen hatte sie keine Rast gemacht, und in diesem Teil Terras, im bolivianischen Hochland, zwischen den Ketten der Anden, herrschte gerade Sommer. Tia schätzte, dass sie augenblicklich an die 3900 Meter hoch war, im tropischen Hochgebirgsklima.
    Die Luft war bereits dünn, aber Tias Konstitution machte das nicht viel aus. Sie kam zurecht und hatte gewusst, worauf sie sich einließ. Dabei hinterließ sie auf den ersten Blick einen eher zerbrechlichen Eindruck. Tia de Mym war 35 Jahre alt und 1,69 Meter groß, wirkte dabei äußerst schlank. Erst beim zweiten Hinsehen merkte man an ihren Bewegungen, dass sie sportlich durchtrainiert und keinesfalls schwächlich war.
    Sie sah sich um. Ihren Augen bot sich das gleiche Bild wie seit Tagen: einsame, trostlose Gebirgssteppe, von Kakteen und ähnlichen Gewächsen eingenommen. Es gab nur sehr wenige alte, ausgetretene Pfade. Einem davon war sie die letzten zwei Tage gefolgt, ohne festes Ziel. Sie kannte solche Wege. Im Laufe der Jahre war sie mitunter wochenlang einsam und auf sich selbst gestellt gewesen. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran. Schlafsack, Zelt, Vorräte und einige wenige zusätzliche Ausrüstung- das war

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