2087 - Die groÃe Verheerung
oder sucht sie ihr Heil in der Flucht, um Verstärkung zu holen und uns mit einer ganzen Meute in die Enge zu treiben?
Mondra schloss ihren Schutzanzug und aktivierte den Paratron. Dao-Lin-H'ay war wehrlos. Die Kartanin hatte zwar nicht das Bewusstsein verloren, doch sie konnte den Oberkörper, der von dem Schuss gestreift worden war, nicht bewegen. Wenn Eem'Ratma sofort wieder angreift, kann sie ein Tontaubenschießen veranstalten. Ich muss Dao sichern. Sie zerrte ihre Begleiterin von der freien Fläche, auf der sie lag, in die Deckung eines Trümmerfelds.
Die Kartanin stand unter Schock. Die Paralyse strahlen schienen sich in ihrem Körper auszubreiten, auch ihre Gedanken zu lähmen, sonst hätte sie anders reagiert. Sie war eine Unsterbliche, Sie verfügte über viel mehr Erfahrung als selbst die beste sterbliche TLD-Agentin, Mondra rutschte über Dao, schloss deren Anzug und aktivierte auch den Paratron. Dann richtete sie sich auf, sah sich um. Der Kombistrahler lag schwer in ihrer Hand. Ein gutes Gefühl. Die Vorsichtsmaßnahme war überflüssig gewesen. Eem'Ratma hatte sich zurückgezogen. Mondra vernahm Schritte, hörte deutlich, dass sie leiser wurden. Dann verhallten sie vollends. Doch sie wird nicht aufgeben. Sie will die neue Oberste Frachtagentin werden, und wenn sie zu ihrem Amtsantritt mit Gefangenen aufwartet, die unbefugt in das Containerkabinett eingedrungen sind, kann niemand ihr diesen Posten streitig machen.
Und wenn sich dann noch herausstellt, dass einer der Gefangenen den Permit-Schlüssel gestohlen hat, den Parrim der Pelz nicht wiederbeschaffen konnte, wird ihr Triumph perfekt sein. Die Frage war nur, wie mutig Eem'Ratma war. Wie risikofreudig. Würde sie es noch einmal allein versuchen, aus dem Hinterhalt, oder würde sie Hilfe holen? Mondra Diamond wusste, was sie zu tun hatte. Ich funktioniere wieder, dachte sie. Und dieser Gedanke tat ihr gut.
„Hörst du mich, Dao?" fragte Mondra. „Verstehst du mich?" Die Kartanin verdrehte die Augen. Dann bewegte sie den Kopf, nickte kaum wahrnehmbar. „Gut", sagte Mondra und nahm einige Einstellungen an Daos Anzug vor. „Dir werden jetzt Medikamente injiziert, die gegen die Paralyse ankämpfen, aber du wirst noch eine Weile bewegungsunfähig sein. Wir haben zwei Möglichkeiten: Ich kann dich zu den anderen zurückbringen, und wir werden Ispargue verlassen müssen, weil Eem'Ratma mit Verstärkung zurückkommen wird, um uns dingfest zu machen. Das ist aber kein Problem, wir haben die Supergondel als Option. Oder ich kann verhindern, dass die Ektapa den Bahnhof erreicht und Hilfe holt.".
Etwas funkelte in den Augen der Kartanin. Katzenhafte Animalität. Sie hält von der Ektapa-Intrigantin genauso viel wie ich, dachte Mondra. „Sollen wir zu den anderen zurück kehren?" Dao-Lin-H'ay bewegte sich nicht. „Soll ich versuchen, Eem'Ratma aufzuhalten?" Die Kartanin nickte schwerfällig „Aber dann muss ich dich für eine Weile allein lassen. Nur die Anzugsysteme werden dich schützen, falls Eem'Ratma zu dir zurückkehren sollte." Sie zögerte. „Aber das wird ihr nicht gelingen", fügte sie dann hinzu, als gäbe es nicht den geringsten Zweifel daran.
Die Kartanin nickte erneut. Länger, energischer, wie es Mondra vorkam. „Der Anzug wird dich schützen", sagte Mondra und erhob sich, wandte sich von Dao-Lin-H'ay ab. „Alle Anzugsysteme aktivieren!" sagte sie. „Volle Kampfbereitschaft."
Ich war Artistin, dachte sie. Wie sehr hat Perry meinen geschmeidigen Körper geliebt ... und ich die Nähe zu ihm. „Individualtaster. Spezifikation Ektapa. Es dürfte auf dieser Ebene nur eine geben." Die Innenseite ihrer Helmscheibe erhellte sich. Ein Raster bildete sich, ein Punkt leuchtete auf. Ich war TLD-Agentin, dachte sie. Ich habe zwar keine Lizenz zum Töten, aber ich weiß, wie man tötet. „Ortung. Individualimpulse, Wärmeimpulse, Lebensimpulse; Zentrum des Rasters der Transmitter, den wir entdeckt haben. Meine Position grün kennzeichnen, die aller anderen Lebewesen rot.
Dao-Lin-H'ay gelb kennzeichnen. Transmitter schwarz kennzeichnen."
Das Raster veränderte sich umgehend. Plötzlich stand ein schwarzer Punkt in der Mitte. Ein roter Punkt näherte sich ihm langsam, sehr langsam. Ein gelber und ein grüner Punkt befanden sich dicht nebeneinander; noch war der rote Punkt etwa doppelt so weit entfernt. Ich habe meinen Sohn verloren, dachte sie. Ich verspüre einen unendlichen Zorn. Einen Zorn auf alles und jeden. Ich könnte sie alle
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