2095 - Nekrophoren
verborgen hatte, standen ihm jetzt zur Verfügung. Kintradims Höhe war ein offenes Buch für ihn, und das galt auch für die Funkanlage und den Transmitter.
Das Wissen des Architekten war sein Wissen. Diese Funkanlage ist für die intergalaktische Kommunikation konzipiert. Ich habe sie einst verwendet, um mit den anderen Architekten oder dem Chaotarchen Xpomul Kontakt aufzunehmen.
Torr Samaho kannte die Leistungsfähigkeit der Anlage. Und er war noch im Besitz des Architektenstabes.
Der Architektenstab. Wie lächerlich! Was hätte ihn noch vor einem Tag ein Stab interessiert? .
Nun hing sein Überleben von diesem letzten wichtigen, ihm verbliebenen Utensil ab. Es diente ihm als Legitimation zur Verwendung der Funkanlage. Sie akzeptierte den Stab sofort und gab die Kontrollen frei.
Samaho benötigte erneut die Hilfe seiner Geisel. Er wußte, was er zu tun hatte, konnte die notwendigen Einstellungen jedoch nicht selbst vornehmen. Dafür war seine linke Hand einfach zu groß und unbeweglich.
Ein Richtfunkstrahl, dachte er. Ein Richtfunkstrahl nach Erranternohre.
Erst als die Verbindung stand, sprach der ehemalige Diener der Materie. Er hatte befürchtet, diese Worte einfach nicht über die Lippen bringen zu können, doch zu seiner Überraschung fiel es ihm nun überhaupt nicht schwer.
„Dies ist ein Hilferuf", sagte er. „Ein Hilferuf an Cairol den Dritten ... !"
*
Die Worte verhallten im Gleißen des blauen Lichts. Torr Samaho wußte nicht, was er nun zu erwarten hatte. Würde er überhaupt eine Antwort bekommen? Und falls ja, welche?
„Erranternohre", flüsterte er.. „Erranternohre ..."
Jene Galaxis, in der die Kosmischen Ordnungsmächte ihre Kräfte zusammengezogen hatten.
In der die kosmischen Burgen der sieben Mächtigen stationiert gewesen waren und die sechs Sporenschiffe in Erscheinung traten.
In der sich gleichzeitig eine Materiequelle und eine Materiesenke befanden. Und in der das Plateau lag.
Das Plateau ...
Die Erinnerungen kamen zurück. Fassungslos starrte er an sich hinab. Sein Körper war unversehrt.
Aber der schwarze Anzug der Macht hatte sich verändert ...
„Cairol", flüsterte er. „Du bist tot und doch nicht tot ..."
Die Erinnerungen kamen zurück, und plötzlich wußte er es wieder.
Cairol der Zweite existierte nicht mehr. Er war zusammen mit MATERIA verglüht.
Aber es gab einen Cairol den Dritten. Jenen Cairol, der ihm seine Macht genommen hatte.
Und ausgerechnet an ihn wandte er sich.
Torr Samaho lachte leise auf. Wie sollte es auch anders sein? Er stand noch immer auf seiten der Ordnungsmächte. Diese Konditionierung würde er niemals abschütteln können.
Der ehemalige Diener der Materie war noch nicht verstummt, als sich unter dem .Torbogen ein Hologramm bildete. So verschwommen seine Sicht auch sein mochte, er erkannte ihn sofort.
Der Roboter der Kosmokraten sah ihn wortlos an.
„Ich ... ich benötige dringend Hilfe", sagte Samaho. Die Worte kamen dem Eingeständnis seiner absoluten Niederlage gleich. „Ich ... habe eine bedeutende Entdeckung gemacht. Es ist mir gelungen, den havarierten Chaotender ZENTAPHER ausfindig zu machen."
Cairol betrachtete ihn lange wortlos. „Du siehst nicht gut aus, Torr Samaho", sagte er dann.
Der Diener der Materie schwieg. Was hätte er darauf auch erwidern sollen?
„Aber ich werde sofort kommen", fuhr der Roboter fort.
Natürlich! frohlockte Samaho. Ein havarierter Chaotender!
Er übermittelte dem Roboter per Peilsignal die Koordinaten und technischen Spezifikationen des Großtransmitters. Doch bevor er die Verbindung unterbrechen konnte, trennte Cairol sie von sich aus.
Auch das kam für Samaho einer Niederlage gleich.
Er kapselte die Plattform mit einem Schutzschirm gegen den Rest von Kintradims Höhe ab und ließ die mächtige Anlage mit ihrer autarken Energiezufuhr langsam anlaufen.
Nun konnte er nur noch warten. Warten und hoffen, daß Cairol so schnell wie möglich eintraf.
„Noch ist nicht alles verloren!" flüsterte er, und in dem Maße, in dem die Verwirrung von ihm abfiel, nahm sein Plan immer konkretere Züge an.
Der Roboter konnte möglicherweise sein Leben retten - und vielleicht konnte er ihm als Gegenleistung für ZENTAPHER noch das eine oder andere Zugeständnis abringen ...
„Noch ist nicht alles verloren!" wiederholte er und wartete.
*
Bericht: Atlan Icho Tolot war schon bei Bewußtsgin, als ich zu mir kam. Das überraschte mich nicht. Der schwarze Riese verfügte nicht nur
Weitere Kostenlose Bücher