2097 - Der Atem der Freiheit
grausamen Umständen verloren hatte. „Lass uns schlafen!" schlug Meikras vor. „Der, Tag ist bald vorbei, und wer weiß, was uns die Nacht bringt."
„Ich habe Angst davor", gestand Yzziey. „Wenn ich schlafe, kommen die Träume."
Meikras legte ihren Arm um sie und blickte sie lächelnd an. „Jemand hat mal' gesagt: Die Männer träumen, wenn sie schlafen. Die Frauen träumen, wenn sie nicht schlafen können."
„Du musst immer das letzte Wort haben!"„Warum nicht? Träume kommen von Gott. Hat Schiller gesagt. Oder war es der König Salomo? Jedenfalls einer dieser ganz alten Dichter. So ganz unrecht hatte er nicht. Denk darüber nach."
„Ich werde es versuchen."
Der Tato führte seinen Besucher und dessen Eskorte ins Innere der Zwillingswarte. Während sie einen der Räume durchquerten, fielen seine Blicke durch eines der riesigen Fenster auf die Skulptur, die in etwa hundert Metern Entfernung von dem Gebäude errichtet worden war. Er sah sie mit gemischten Gefühlen. Längst hatte die Realität ihn der Illusion beraubt, ein friedliches Zusammenleben mit den Ertrusern sei möglich. Er wusste, dass es nicht so war. Daher glaubte er auch nicht, dass der Bildhauer Ruus Kittgen die Statue ohne Hintergedanken auf dem Arkadium errichtet hatte.
Nach außen hin hatte der Tato so getan, als sei er arglos. Zu gleicher Zeit aber hatte er die Ertruser mit allen Mitteln moderner Technik beobachten und durchleuchten lassen. Und nicht nur das. Auch die Skulptur hatte er sorgfältig unter die Lupe genommen. Gefunden hatten die Spezialisten absolut nichts Verdächtiges. Gerade das aber weckte das Misstrauen des Tatos in besonderem Maße. Beim besten Willen konnte er sich nicht vorstellen, dass die Ertruser das Werk in friedlicher Absicht hergestellt und an diesen Platz transportiert hatten. Daher hatte er den Befehl gegeben, die Skulptur zu vernichten, sobald es zu einem offenen Kampf kommen sollte. Den Ertrusern gegenüber ließ er sich davon nichts anmerken. Sollten sie ihn ruhig unterschätzen! Sollten sie sich einbilden, dass sie mit einiger Aussicht gegen ihn kämpfen konnten!
Durch das Labyrinth der Korridore schritt er neben dem Besucher her. Einige Male versuchte er, ein Gespräch zu beginnen, doch auf seine Höflichkeitsfloskeln reagierte sein Besucher mit keinem Ton. Er ließ nicht das geringste Interesse an einer Konversation erkennen. Der Tato nahm es irgendwann achselzuckend hin. Tief unten in einem sorgfältig abgeschirmten und durch gestaffelte Energiefelder gesicherten Trakt lagen auf zwölf Pritschen zwölf Gefangene. Unüberwindbare Energiefelder fesselten sie an ihre Lager. Keiner von ihnen wäre in der Lage gewesen, sich aus eigener Kraft zu befreien.
Die gefangenen Ertruser standen allesamt im Verdacht, Angehörige der Neuen USO zu sein. Arkonidische Celistas hatten sie bei einem speziellen Einsatz in ihre Gewalt gebracht. Der Aufwand dafür war allerdings beträchtlich gewesen, hatte die Aktion doch mehr als einhundert arkonidische Raumlandesoldaten das Leben gekostet. Die Celistas hatten anschließend tödliche Unfälle vorgetäuscht. Dabei waren sie so geschickt vorgegangen, dass man die Ertruser in den Reihen der USO für tot halten musste. Subeat dom Cyllken war darüber informiert.
Er nahm an, dass die Celistas sich ihrer Sache nicht ganz sicher waren. Andernfalls hätten sie es nicht nötig gehabt, die Gefangenen abzuholen und nach Arkon zu bringen. Er zweifelte nicht daran, dass man die brutalen Verhöre dort mit anderen Mitteln fortsetzen würde. Arkon war ungeduldig geworden. Die Zentrale des Imperiums wollte endlich wissen, wo Quinto-Center war. Der Tato war nicht in der Lage gewesen, den Gefangenen das Wissen zu entreißen, also nahm das Göttliche Imperium die Sache selbst in die Hand. Subeat dom Cyllken war überzeugt, vergleichsweise human mit den Gefangenen umgegangen zu sein. Was ihnen jetzt bevorstand, übertraf alles Bisherige. „Zwölf Spezialisten", sagte der Erhabene mit einem Anflug von Lob. „Ausgezeichnet." Er schien nicht zu bemerken, dass zwei der Gefangenen deutliche Spuren der Folterungen trugen. Subeat dom Cyllken registrierte mit einiger Verbitterung, dass er nichts erreicht hatte. Er hatte begreifen müssen, dass man USO-Spezialisten, vor allem ertrusische, nicht ohne weiteres zum Sprechen bringen konnte. Die beiden schwer verletzten Männer verrieten durch keinerlei äußerliche Zeichen, dass sie Schmerzen hatten. Doch in ihren Augen brannte ein Feuer, das den
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