2097 - Der Atem der Freiheit
Aktivität entwickelten. Daraus leitete er die Vermutung ab, dass eine militärische Aktion unmittelbar bevorstand.
Eine entsprechende Meldung - verbunden mit einem Hilferuf um militärische Unterstützung -, hatte er nach Arkon geschickt. Die im Kreit-System stationierten arkonidischen Verbände waren seit mehreren Pragos in Alarmbereitschaft versetzt worden. „Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, dass die Ertruser die Lunte an das Pulverfass legen", hatte er entgegen seiner nüchternen und pragmatischen Art signalisiert. Er hatte gehofft, Arkon damit aufrütteln zu können. Das war ihm offenbar nicht gelungen - oder ganz anders als ursprünglich geplant.
Flüssige Glut tröpfelte von der Decke und schwebte direkt auf ihre Augen zu. Sie wollte ihnen ausweichen. Mit aller Kraft spannte sie ihre Muskeln, konnte sich jedoch nicht bewegen. Irgendetwas lähmte sie und hielt sie fest. Sie stöhnte laut. Sie wollte die Augen schließen, um sie vor der Glut zu schützen, stattdessen zog sie die Lider weit auf, als wollte sie die Augen der Glut bieten und sich blenden lassen. Als die Glut nur noch Zentimeter von ihr entfernt waren, schrie sie gequält auf. Sie sah das Gesicht des Folterers, der sich zynisch lächelnd über sie beugte. „Du brauchst mir nur die Wahrheit zu sagen", forderte er, „dann wird dir nichts geschehen, und du wirst dein Augenlicht behalten. Ich hasse es, jemanden foltern zu müssen.
Es tut mir in der Seele weh, und wenn es vorbei ist, leide ich noch tagelang. Warum tust du mir das an? Was veranlasst dich dazu, mich solchen Qualen auszusetzen?"
Die Stimme hallte an den Wänden wider. Zugleich wurde sie von Silbe zu Silbe schriller, so dass sie in den Ohren schmerzte. Sie spürte eine Hand an der Schulter. „Was ist denn mit dir?" fragte eine vertraute Stimme. „Träumst du?" Sie schreckte hoch, und im nächsten Moment wusste sie wieder, wo sie war. Sie drehte sich auf die Seite und schlug die Hände vor das Gesicht. Ein Weinkrampf erschütterte ihren Körper. „Yzziey", flüsterte ihre Freundin. „Beruhige dich. Es ist vorbei. Schon lange!"
Die junge Frau richtete sich auf, erhob sich und eilte in die Hygienekabine, um sich zu erbrechen. Sie konnte nicht anders. Die Erinnerung an das schreckliche Geschehen war übermächtig. Es dauerte lange, bis sie in ihr Bett zurückkehrte. Inzwischen hatte sie geduscht, um sich den Angstschweiß von der Haut zu waschen. „Ich muss immer wieder daran denken", sagte sie mit tränenfeuchten Augen. „Ich werde diese Bilder nicht los."
„Wir müssen darüber reden", sprach Meikras eindringlich auf sie ein. „Nur so wirst du irgend wann überwinden, was geschehen ist. Leiden machen den Menschen stark - oder sie zerbrechen ihn. Aber das dürfen sie nicht. Dich zerbrechen. Es wäre ein später Sieg jener, die dir das angetan haben. Du bist stark, Yzziey, und du wirst immer stärker werden. Vielleicht heißt Leiden nichts anderes als ein intensiveres Leben führen."
Yzziey lächelte mühsam. „Du hast immer ein Sprichwort bereit, wie?"
„Es hilft manchmal", versetzte ihre Freundin. „Haben wir uns nicht mal die Hände gereicht, als wir noch Kinder waren? Wir haben in den sternenfunkelnden Himmel hinaufgeblickt und gesagt ..."
„". per aspera ad astra", unterbrach Yzziey sie. „Über raue Pfade zu den Sternen!"
„Ja, das waren unsere Worte. Ich habe sie nie vergessen. Wir beide ahnten noch nicht, was auf uns zukommen würde. Wir waren Kinder. Voller Phantasie und erfüllt von naivem Glauben an die Zukunft." ,„Das waren meine Kinder auch", flüsterte Yzziey. Ihre Hand krampfte sich um die Haarlocke und zog sie straff nach unten. Ihre Lippen wurden schmal. ?>Auch sie waren voller Hoffnung, bis sie jenen robotischen Bestien in die Hände gerieten, die meinten, Informationen aus ihnen herausbrennen zu müssen. Hätten sie mich doch getötet! Aber sie haben mich nur zusehen lassen. Ich werde sie töten. Jeden einzelnen von ihnen. Vor allem Subeat dom Cyllken, der den Befehl dazu gegeben hat. Nur dann finde ich meine Ruhe wieder."
„Er hat den Tod verdient. Tausendfach!" Meikras strich sich mit den Fingerspitzen über die drei Haarinseln auf der vorderen Hälfte ihres, Schädels.
Sie hatte sich für diese Frisur entschieden, um dadurch immer wieder daran erinnert zu werden, wem ihre Eltern zum Opfer gefallen waren. Yzziey hatte die Locke aus ähnlichen Erwägungen heraus wachsen lassen. Sie war sozusagen ein Mahnmal für ihre Kinder, die sie unter
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