2098 - Hinter dem Kristallschirm
Kohäsionsverstärkung einen Schutzfaktor, der bei tragbaren Kombinationen nur noch schwer überboten werden kann. Exakt an diesem Punkt scheitern die Roboter, denn die Kraft, die notwendig ist, um den Anzug zu zerschneiden oder bei vollem Bewusstsein gegen meinen Willen zu öffnen, würde mich im selben Augenblick ebenfalls töten. Das scheint SEELENQUELL nicht riskieren zu wollen. Die Superintelligenz will mich ganz offensichtlich lebend -logisch, denn meinen Tod hätte SEELENQUELL zweifellos leichter haben können! Schon auf Ferrolader bei der Transmission!
Die drei Katsugos stellen ihre Bemühungen ein. So widersinnig es scheint: SEELENQUELL kann mich im Augenblick mental nicht überwältigen, und im Schutz des Galornenanzugs hat die Superintelligenz auf meinen Körper keinen Zugriff - es sei denn, einen tödlichen. SEELENQUELL beendet von einer Sekunde zur anderen seine ungestüme Attacke. Die Katsugos projizieren starke Fesselfelder, machen mich bewegungsunfähig.
Eigentlich hätte es dessen gar nicht bedurft, denn solange die funkenstrahlende Kugel in unmittelbarer Nähe schwebt und mich „nicht aus den Augen lässt", gibt es kein Entkommen. Die in den Helm eingeblendeten Anzeigen der Menüleiste sind ebenso deprimierend wie eindeutig: Die Aggregate des Galornenanzugs sind nicht in der Lage, die Fesselfelder zu überwinden, und selbst wenn die Superintelligenz nicht wäre, würde ein Kampf gegen die Katsugos mehr als nur schwer werden. Fröstelnd und weiterhin abwechselnd von Kälte- und Hitzeschauern heimgesucht, erkenne ich SEELEN-QUELLS ebenso einfache wie wirksame Strategie: Er hat mich so sicher, wie es sicherer nicht geht. Er wird abwarten. Sobald ich einschlafe und keinen Widerstand mehr leiste, kann er sich meines Geistes bemächtigen, und dann...
Ich zwinge mich zur Ruhe, zur Sachlichkeit, zur nüchternen Betrachtung versuche, mir über meine Situation klarzuwerden. Ein Durchschnittsmensch kommt selten länger als drei Tage ohne Schlaf aus. Ich jedoch trage einen Zellaktivator und werde von meinem Galornenanzug unterstützt, nötigenfalls auch mit Hilfe von Medikamenten und Drogen. Wie lange also? Fünf Tage? Sieben? Zehn? Ich frage mich verzweifelt, wie lange ich wirklich bei Bewusstsein bleiben und erfolgreich Widerstand leisten kann...
Yart Fulgen: Analysen und Konsequenzen; Quinto-Center, USO-Planungsstab, 20. Mai 1304 NGZ Wer gedacht hatte, die Dunklen Jahrhunderte der Monos-Herrschaft könnten in wenigen Jahrzehnten über wunden werden, wurde inzwischen deutlich eines Besseren belehrt: Die Auswirkungen des Hundertjährigen Krieges, der Abschottung der Milchstraße sowie die von Monos veranlassten tiefgreifenden Einflüsse auf nahezu alle bekannten Zivilisationen - vom Simusense der Terraner bis hin zu Wirtschaft und Schaffenskraft ganzer Völker ausblutenden Großprojekten wie dem Humanidrom - hatten „Nachwehen" zur Folge, die durch das Entstehen der Toten Zonen, die Spindelwesen oder die Imprint-Sucht und das damit verbundene Leid eher verschärft wurden.
Schon ab 1200 NGZ machte sich in der Milchstraße bei etlichen Völkern das Bestreben breit, nicht mehr die Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit zu suchen, sondern eine nationalistische und isolationistische Politik zu betreiben; eine Rückkehr zur Großmachtpolitik alten Schlages, ungeachtet des Risikos, dass solche Bemühungen eines Volkes' zwangsläufig auf entsprechende Reaktionen anderer Völker treffen. Scheinbare oder tatsächliche Bedrohung führte zu einem Rüstungswettlauf; anfänglich eher im verborgenen, später in einer Weise forciert, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass die Zeichen langfristig auf Sturm standen.
Folglich war das 13. Jahrhundert NGZ von wachsenden Spannungen und schwelenden Konflikten, gegenseitigem Misstrauen und zurückgehender Gemeinsamkeit geprägt - die Ausbildung der Hauptmachtblöcke von Liga Freier Terraner, Kristallimperium und dem vor allem von den Blues-Völkern geprägten Forum Raglund war ebenso Folge wie Ursache. Tolkander, Philosophen, Goedda, Dscherro, die dahinter stehende Bedrohung durch Shabazza und schließlich der Kampf gegen die Kosmische Fabrik MATERIA konnten die aufklaffenden Risse und Verwerfungen bestenfalls übertünchen, nicht jedoch beseitigen.
Symptomatisch die Äußerungen von Solder Brant, 1290 NGZ Kandidat für die Wahlen zum Ersten Terraner, der am Abend des 13. April in Mexico City eine denkwürdige Pressekonferenz gab, in der er seinen Zuhörern eröffnete,
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