21 - Die achte Flotte
während sie über die Tanzfläche wankten. Zum Beispiel hatten sie den Wirkungsgrad ihrer Kompensatoren offenbar in gewissem Maß erhöht, wenn auch nicht in dem Umfang, den einige »Beobachter«, behaupteten. Und so ungern er es zugab, fair war fair: Diese Fortschritte hatten die solarische Forschung und Entwicklung bewegt, in der gleichen Richtung zu forschen. In Anbetracht der Unterschiede zwischen den Kapazitäten der jeweiligen wissenschaftlichen Gemeinden konnte kein Zweifel bestehen, dass der manticoranische Vorteil − der nie so groß gewesen war, wie diese übertriebenen Berichte nahelegten − längst eingeholt war. Das verriet ihm schon der Beschleunigungswert dieser übergroßen »Schlachtkreuzer«!
Na schön, dachte er. Bringen wir es lieber hinter uns.
»Gut, Willard«, sagte er und wandte sich von dem Plot ab. »Stellen Sie sie durch.«
Tja, soviel zu der Hoffnung auf einen zwoten Josef Byngs auf der solarischen Offiziersliste, dachte Michelle, als das Gesicht des solarischen Admirals auf ihr Display trat.
Er hatte sich Zeit gelassen, um ihren Ruf entgegenzunehmen, aber das hatte sie wenig überrascht. Viele solarische Raumoffiziere pflegten ihre Untergebenen warten zu lassen, eine nicht allzu subtile Art, die eigene Autorität hervorzukehren.
»Ich bin Admiral Joseph Byng, Solarien League Navy«, begann der Weißuniformierte auf ihrem Display. »Mit wem habe ich das Vergnügen zu sprechen?«
Michelle gelang es, die Zähne nicht zusammenzubeißen. Auch wenn sie von der Tüchtigkeit der SLN-Offiziere nicht viel hielt, ging sie dennoch davon aus, dass Byngs Untergebene ihm wenigstens die Identität seiner Gesprächspartnerin mitgeteilt hatten. Und sie hatte mit Namen und Rang nach ihm gefragt, was aus seiner Selbstvorstellung eine vorsätzliche Beleidigung von oben herab machte.
Ich sehe schon, wie das laufen wird, dachte sie.
»Vizeadmiral Gold Peak«, erwiderte sie. »Royal Manticoran Navy«, fügte sie hilfsbereit hinzu, als bestehe die Möglichkeit, dass er die Uniform nicht erkannte, und genoss die Genugtuung zu sehen, wie er ganz leicht die Lippen aufeinander presste.
»Was kann ich heute für Sie tun … Admiral Gold Peak?«, fragte er nach einem Augenblick.
»Ich habe Sie nur gerufen, um Ihnen meine Aufwartung zu machen. Es kommt nicht oft vor, dass wir einen Admiral der Grenzflotte so weit draußen antreffen.«
Dem Funkeln in Byngs Augen nach zu urteilen schätzte er es noch weniger, als Grenzflottenoffizier bezeichnet zu werden, als Michelle erwartet hatte. Das war schön.
»Nun, es kommt auch nicht oft zu einem … Zwischenfall der Art, wie er sich hier im Monica-System zugetragen hat, Admiral Gold Peak«, erwiderte Byng schließlich. »Angesichts der lang anhaltenden freundschaftlichen Beziehungen der Republik Monica mit der Liga verstehen Sie gewiss, weshalb es als eine gute Idee erschien, jemanden von uns zu entsenden, um sich einen Eindruck aus erster Hand von den Ereignissen zu verschaffen.«
»Das verstehe ich gut«, stimmte Michelle ihm zu. »Wir hatten nach den unglückseligen Ereignissen hier das gleiche Bedürfnis.« Sie schüttelte den Kopf. »Gewiss bedauern wir alle, was geschah, nachdem Captain Terekhov herauszufinden versuchte, worin genau President Tylers Absichten bestanden. Nach unseren Untersuchungen wurden die Schlachtkreuzer, die er bei seinem geplanten Angriff auf den Lynx-Terminus einsetzen wollte, von Technodyne geliefert. Sind Ihre Leute in der Lage gewesen, in dieser Hinsicht mehr herauszufinden, Admiral?«
»Nein.« Byng entblößte die Zähne zu etwas, das nur ein Berufsdiplomat als Lächeln bezeichnet hätte. »Nein, das haben wir nicht. Tatsächlich haben wir den Informationen zufolge, die ich vor meiner Abreise erhielt, noch nicht bestätigen können, woher sie kamen.«
»Außer der Tatsache, dass sie offensichtlich aus den Beständen der SLN stammten. Ursprünglich, meine ich.« Michelle lächelte; sie hatte den Nachsatz mit sorgsam kalkulierter Verzögerung ausgesprochen, als Byng bereits anzuschwellen schien. »Natürlich endet die Verantwortung der Navy für ihre Schiffe, sobald sie ausgemustert und zur Verschrottung in Privathand gegeben werden. Und belastende Dokumente gehen leicht … verloren, das kennen wir alle. Besonders, wenn ein Krimineller − und natürlich Zivilist − sich Mühe gibt, sie zu verlieren.«
»Ohne Zweifel. Meine eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet sind allerdings begrenzt. Ich bin sicher, unsere Untersuchung
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