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21 - Die achte Flotte

21 - Die achte Flotte

Titel: 21 - Die achte Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Teilstreitkraft. Ihr Offizierskorps bestand fast ausschließlich aus Offizieren mit Familien wie die Byngs, sodass sie beinahe eine geschlossene Kaste darstellte. Während es in der RMN einen bemerkenswert hohen Anteil an »Mustangs« gab − Offizieren, die aus dem Mannschafts- und Unteroffiziersstand stammten −, existierte so etwas in der Schlachtflotte überhaupt nicht. Dieser Umstand trug zu einer (nach manticoranischen Standards) unglaublichen Beschränktheit des Horizonts und Interesses beim überwiegenden Teil der Schlachtflottenoffiziere bei. Sie neigten nicht nur dazu, von unfassbar weit oben auf alle nichtsolarischen Raumstreitkräfte hinabzusehen − und sogar die Verteidigungskräfte der wichtigsten solarischen Planetensysteme −, sie betrachteten sogar ihre Gegenstücke in der Grenzflotte als überschätzte Polizisten, Zollbeamte und Neobarbaren-Prügler, die es offenbar nicht geschafft hatten, bei einer echten Navy unterzukommen.
    Bei der Grenzflotte andererseits galten Schlachtflottenoffiziere als überzüchtete Drohnen mit zu kleinen Gehirnen, deren veraltete Großkampfschiffe genauso überholt und nutzlos waren wie sie selbst, die aber unsägliche Finanzmittel aufsogen, die bei der Grenzflotte dringend gebraucht wurden. Persönlich wäre Michelle noch erboster darüber gewesen, dass ein guter Teil dieser Finanzmittel, die offiziell zum Unterhalt der Großkampfschiffe ausgegeben wurden, in die Taschen diverser Schlachtflottenoffiziere, ihrer Freunde und Familien flossen, aber sie nahm an, dass es unrealistisch gewesen wäre, von der Grenzflotte zu erwarten, das Gleiche zu empfinden. Schließlich waren Bereicherung durch Amtsmissbrauch und »Familieninteressen«, bei der Grenzflotte genauso sehr ein Teil der institutionellen Kultur wie bei der Schlachtflotte. Und um fair zu bleiben, wurde auch die Grenzflotte von einer quasierblichen Offizierskaste beherrscht, die ihren Gegenstücken in der Schlachtflotte die üppigeren Möglichkeiten zur Veruntreuung neidete. Dennoch gab es in den Reihen dieser Offiziere einen beträchtlich höheren Anteil an »Außenseitern« und sogar eine kleine Handvoll Mustangs.
    Wer dies alles wusste, musste sich im Klaren sein, dass kein Admiral der Schlachtflotte Freude empfinden konnte, wenn er das Kommando über eine Kampfgruppe der Grenzflotte erhielt. Und keine Kampfgruppe der Grenzflotte begrüßte es, so jemanden zum Kommandeur zu haben. Unter allen Umständen, die Michelle einfallen wollten, musste ein Schlachtflottenoffizier von Byngs Rangdienstalter ein solches Kommando als Degradierung empfinden, vielleicht sogar als Beleidigung seines beruflichen Könnens, und er hätte eigentlich die Familienbeziehungen haben müssen, um so etwas zu verhindern.
    Natürlich nur wenn er es hatte verhindern wollen.
    Oh, mir gefällt das gar nicht, dachte sie. Dieser Bastard hat bestimmt »Ich hasse Manticore« in die Unterwäsche gestickt, und das heißt, dass die Lage hier soeben um ein Vielfaches brenzliger geworden ist. Ich möchte wissen, ob das allein Byngs Idee war? Eigentlich hoffe ich das sogar. Denn wenn nicht, wenn jemand anderes die Fäden gezogen hat, damit er hier mit dieser Kampfgruppe eingesetzt wird, und er es sich hat gefallen lassen, dann können wir wohl sicher sein, dass es nicht aus einem Grund geschah, der uns gefallen wird. Andererseits bezweifele ich, dass ich etwas sagen könnte, was ihn veranlasst, uns mehr zu mögen, also mache ich am besten einfach nichts und gebe mich, wie ich immer bin, unendlich taktvoll.
    »Gut«, sagte sie schließlich. »Ich sollte nun wohl lieber mit ihm reden. Geben Sie mir eine Minute, damit ich mein fröhliches Gesicht wieder aufsetzen kann, dann rufen Sie ihn an, Bill.«

VIERUNDZWANZIG
     
    »Sir, der manticoranische Admiral ist am Com«, sagte Captain Willard MaCuill. »Eine Vizeadmiral Gold Peak. Sie möchte Sie sprechen.«
    »Ach nein, wirklich?« Admiral Josef Byng lächelte sarkastisch, während er den Kommandosessel drehte, um sich seinem Stabssignaloffizier zuzuwenden. »Hat ganz schön lange dafür gebraucht, was? Ich möchte wissen, wieso.«
    »Wahrscheinlich hat es so lange gedauert, bis sie sich frische Unterwäsche angezogen hatte, Sir«, erwiderte Konteradmiral Karlotte Thimár, Byngs Stabschefin, mit einem hämischen Lachen. »Ist jetzt ein bisschen anders als beim letzten Mal, als eines ihrer Schiffe hierherkam.«
    »Ganz recht«, stimmte Byng zu und blickte auf das taktische Display der Flaggbrücke von SLNS

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