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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heißt Spitzbube. Du willst also Spitzbuben aufsuchen.“
    „Warum das nicht? Grad weil sie Spitzbuben sind oder heißen, will ich nun erst recht zu ihnen! Vielleicht erleben wir etwas bei ihnen; dazu machen wir ja unsere Reise. Nun freue ich mich doppelt auf den Ritt hinauf zu ihnen. Du würdest es später ganz gewiß sehr bedauern, ihn nicht mitgemacht zu haben! Sag doch nur, mein lieber Effendi, kannst du es denn gar nicht begreifen, daß Hanneh, die Morgen-, Mittags- und Abendwonne meines Lebenstages, gern so schön wie möglich sein will, wenn ich sie erblicke?“
    „Oh, das, das ist mir sehr verständlich; aber Fett auf die Wangen streichen, das will mir nicht in den Kopf.“
    „Es soll ja auch nicht in den Kopf, sondern eben nur auf die Wangen! Deine Emmeh gibt sich doch wohl auch alle Mühe, dir zu gefallen?“
    „Nein, denn sie weiß, daß sie mir ohne alle Mühe gefällt.“
    „Weil ihr Angesicht noch glatt und ohne Falten ist! Aber trotzdem wird sie sich ganz gewiß verschiedener Mittel zur wonnigen Erhöhung ihrer Schönheit bedienen?“
    „Ich weiß von nichts.“
    „Sie tut doch wohl Bumada (Pomade) in das Haar?“
    „Nein. Ich mag den Geruch der Bumada nicht haben.“
    „Und Dakik (Puder) ins Gesicht?“
    „Auch nicht. Ich liebe die gesunde Röte ihrer Wangen, und was man so gern sieht, läßt man doch nicht mit einer Schicht von Mehl bedecken.“
    „Da hast du freilich recht, denn das Mehl ist zum Backen des Brotes, aber nicht zur Verpackung des Gesichts bestimmt. Aber deine Emmeh bestreicht ihre Lippen doch mit Henna?“
    „Nein, denn ihre Lippen sind von Natur so rot, daß sie sie nicht zu färben braucht.“
    „Aber schwarze Farbe tut sie an die Augen, um die Eindringlichkeit ihres Blickes zu erhöhen?“
    „Auch das nicht. Sie pflegt mich auch ohne Färbung eindringlich anzusehen.“
    „Welchen Koku (Parfüm) pflegt sie anzuwenden, um deiner Nase lieblich zu erscheinen?“
    „Keinen, denn ihre Liebe ist nicht auf meine Nase gerichtet, und für andere Männer braucht sie keinen Duft.“
    „Nicht wenigstens ein wenig Misk (Moschus)?“
    „Den nun gar nicht! Mit diesem Geruch könnte sie mich zur Flucht auf Nimmerwiederkehr verleiten; ich kann ihn nicht riechen. Meine Emmeh soll überhaupt natürlich, nur natürlich sein. Es ist in meinen Augen eine Sünde, den leisen, lieblichen Duft einer gesunden Frau durch künstliche Gerüche zu verdrängen.“
    „O Sihdi, was bist du doch für ein Salym (Barbar)! Wenn an deiner Emmeh nichts, gar nichts künstlich sein darf, wie soll sie da die schöne Zeit verbringen, welche andere Frauen mit solcher Seligkeit auf die sorgfältige Verschönerung ihres Körpers verwenden?“
    „Da dichtet sie.“
    „Allah akbar! Sie dichtet?“
    „Ja.“
    „Sie macht Gedichte, wirkliche Gedichte?“
    „Ja. Du brauchst das rechte Wort: Sie macht wirkliche, ganz wirkliche Gedichte.“
    „Die schreibt sie nieder, und du nimmst sie in deine Bücher?“
    „Nein. Diese Art Gedichte können nicht niedergeschrieben werden. Ich sage dir, daß jede liebevolle, gute Frau eine Dichterin ist, denn ihr Zelt, ihre Häuslichkeit, ihr ganzes Wesen und Leben gestaltet sich zu einem schönen, wohllautenden Gedicht, welches das Herz des Mannes mit jedem Tage neu entzückt. Verstehst du, was ich sage, lieber Halef?“
    „Nicht ganz, aber ich kann mir denken, was du meinst. Macht es deine Emmeh denn glücklich, eine solche Dichterin zu sein?“
    „Welche Frage! Im Ben Schir steht zu lesen: Allah war erst Schöpfer und dann Poet. Als er die Erde geschaffen hatte, schenkte er ihr zur Verherrlichung seiner Schöpfung ein göttliches Gedicht, nämlich das Weib. Was sagst du nun dazu, lieber Halef, daß dieses Gedicht sich mit Bumada und Mehl bestreicht und sich mit dem Geruch aus dem Beutel des Moschustieres umhüllt, daß es sich die Lippen, die Wangen, die Augen und die Hände färbt und sich überhaupt alle mögliche Mühe gibt, durch künstliche Mittel den göttlichen Wohlklang zu zerstören, der ihm von dem himmlischen Dichter und höchsten Kenner des wahrhaft Schönen verliehen wurde?“
    „Was ich dazu sage, Sihdi? Sag du mir lieber, ob meine Hanneh auch ein solches Gedicht Allahs ist!“
    „Sie soll und kann es sein, trotz aller Falten im Gesicht. Diese Falten sind die Dankbarkeit und Ehrfurcht erweckenden Zeilen des Gedichtes.“
    „So hältst du also die Marham ed Dschamahl, die ich holen will, für überflüssig?“
    „Ja.“
    „So scheinen die Falten des

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