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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie sie verfälschen. Sie machen, um recht viel Geld zu verdienen, aus einer Büchse hundert; sie rühren Dinge hinein, welche nicht nur unnütz, sondern sogar schädlich sind, und dann kann es einer Frau, die sich damit bestreicht, sehr leicht geschehen, daß aus sieben Falten, die sie hat, schnell siebenundsiebzig werden. O Allah, Wallah, Tallah! Soll ich etwa denken, daß du meiner Hanneh so eine elffache Vermehrung ihres sorgenvollen Angesichts gönnst? Nein! Sie will die Salbe echt haben, und sie soll sie echt und unverfälscht bekommen, direkt aus der Hand der Umm ed Dschamahl selbst, und darum müssen wir sofort hinauf nach Kirmanschah!“
    Der liebe, kleine Kerl sagte das in einem so bestimmten und energischen Ton, als ob es sich um Leben oder Tod handle und alle meine etwaigen Einwände unbedingt erfolglos sein würden. Ich begann einzusehen, daß ich ihm wahrscheinlich ein Opfer bringen müsse, versuchte aber natürlich doch, ihn umzustimmen.
    „Halef, fast habe ich Lust, deine Worte für Scherz zu halten; aber ich höre, daß du im Ernst sprichst. Weißt du, wie weit es von hier aus bis hinauf nach Kirmanschah ist? Es wird gewiß eine Woche vergehen, ehe wir wieder nach Bagdad kommen. Sollen wir diese lange Zeit wegen einer Salbe opfern, die, wie ich vollständig überzeugt bin, keine Wirkung hat?“
    „Sihdi, es handelt sich nicht um die Salbe, sondern um die Verjüngung, Verschönerung und Entrunzelung eines Angesichts, welches mir das liebste auf der ganzen Erde ist. Und keine Wirkung? O Effendi, ihr Franken seid stets bereit, alle Klugheit und Wissenschaft nur für euch in Anspruch zu nehmen; aber Allah hat uns in seiner Güte hier Gaben verliehen, die euch trotz aller eurer Gelehrsamkeit versagt worden sind. Du hast ja gehört, daß der Erzengel Dschebräïl diese Salbe aus dem höchsten, also aus dem siebenten Himmel geholt hat, und da ihr keinen siebenten Himmel habt, so könnt ihr diese Marham ed Dschamahl nicht besitzen; das ist doch klar! Und daß sie wirklich hilft, daß sie von außerordentlich großer und ganz erstaunlicher Wirkung ist, das kannst du an Hunderttausenden und an Millionen Runzeln sehen, die alle durch sie verschwunden sind. Du weißt, welchen Glauben ich dir schenke und welches Vertrauen ich in jedes deiner Worte setze, aber in dieser Salbe darfst du mir nicht herumrühren, die darfst du mir nicht zu Wasser machen, die kenne und verstehe ich besser als du. Oder bist du etwa bei der Ur-Urahne jener Ur-Urgroßmutter gewesen, von welcher der Händler vorhin sprach?“
    „Nein“, antwortete ich ganz der Wahrheit gemäß.
    „Hast du sie probiert und versucht? Hast du einen Harem damit bestrichen, ohne daß die Runzeln desselben verschwunden sind?“
    „Nein.“
    „Also! Ich bitte dich, erkundige dich in den Harimat der Dschesireh und bei allen Frauen und Töchtern des Grenzgebietes; frag auch in Teheran, in Ispahan, in Kerind und Hamadan, so wirst du erfahren, daß vor der Salbe der Umm ed Dschamahl jede Verunzierung des Gesichts verschwindet. Jedermann weiß das; ich selbst habe es mehr als hundertmal gehört, und ich bitte dich, mich nicht zu erzürnen!“
    Er war außerordentlich in Eifer geraten. Ich sah ein, daß jede Belehrung vergeblich sein werde, und versuchte, ihn auf andere Weise von seinem Vorhaben abzubringen, indem ich sagte:
    „Unsere Reise führt uns wahrscheinlich von Schiras nach Ispahan und Teheran; da kommen wir über Kirmanschah zurück. Ich denke, daß es dann auch noch Zeit ist, uns nach der Verfertigerin der Salbe zu erkundigen.“
    „Weißt du wirklich gewiß, daß wir diese Tour machen werden?“
    „Ich denke es.“
    „Denken! Wenn du es bloß denkst, so steht mir meine Salbe höher als deine Gedanken. Oder kannst du vielleicht mit diesen deinen Gedanken Runzeln vertreiben?“
    „Da muß ich eingestehen, daß ich das noch nicht versucht habe.“
    „Ein solcher Versuch würde auch nichts nützen, weil zwar die Salben, aber nicht die Gedanken aus Fett bereitet werden. Und selbst wenn es sicher wäre, daß wir nach Kirmanschah kämen, welche Zeit würde bis dahin von heute an vergehen?“
    „Einige Monate allerdings.“
    „Einige Monate! Allah Kerihm! Was kann während dieser langen Zeit aus dem geliebten Angesicht meiner Hanneh geworden sein! Du hast ja gehört, daß die Falten das Ungeziefer der Schönheit sind. Willst du diesem Ungeziefer Zeit lassen, sich so auszubreiten, daß wir später zehnmal soviel Salbe brauchen, als jetzt nötig ist?

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