21 - Stille Wasser
sonore Stimme versprach, alles würde wieder gut werden.
Nicht einmal, wenn diese Stimme Giles gehörte.
Obwohl er, wie sie zugeben musste, sich als Daddy recht gut machte.
»Sieht aus, als ob Sie die Rolle als Seehund-Ersatzpapi bekommen hätten.«
»Äh, ja.« Er erhob sich, nicht ganz ohne Schwierigkeiten, und setzte Ariel auf dem Sofa ab. »Aus irgendeinem Grund scheint sie einen Narren an mir gefressen zu haben.«
»Sie fühlt sich eben sicher bei Ihnen«, warf Buffy beiläufig hin, nicht bereit einzugestehen, dass es ihr mitunter ähnlich erging. »Vielleicht erinnert Tweed sie an ihr Seehundfell.«
Sie betrachtete Ariel, die, glücklich und zufrieden, soeben damit beschäftigt war, sich aus den achtlos hingeworfenen Decken und Kissen ein gemütliches Nest zu bauen. Da war immer noch etwas an Ariel, das sie beunruhigte, irgendetwas, das in den hintersten Winkeln ihres Gehirns festzustecken schien...
Oh. Ja. Genau.
»Sie sagten doch, sie spricht eine sehr alte irische Sprache, richtig?«
»Gälisch, ja. Aber irgendwie scheine ich die Worte nicht richtig auszusprechen, sie versteht offensichtlich nicht mal die Hälfte von dem, was ich sage. Außerdem dürfte das Gälisch, das ich gelernt habe, nicht annähernd so alt sein wie das, was man bei ihren Leuten spricht. Und selbst Willows intensive Netzrecherche hat nicht eine einzige Website ans Tageslicht befördert, die uns in diesem Punkt irgendwie weiterhelfen könnte.«
»Warum lassen wir Angel nicht mal versuchen, mit ihr zu reden? Ich meine, er ist alt, er ist Ire... möglicherweise hat er ja mehr Erfolg.«
Ihr Wächter versteifte sich in dem Moment, als sie Angels Namen erwähnte. Dann, nachdem er einen kurzen Augenblick über Buffys Worte nachgedacht hatte, wurde seine Haltung wieder etwas entspannter.
»Ich vermute zwar, dass die Selkie-Variante des Gälischen bereits der Vergangenheit angehörte, als Angel noch nicht einmal geboren war. Aber vielleicht kommt er ja zumindest mit der Grammatik besser zurecht als ich. Ein ausgezeichneter Vorschlag.«
»Klar, wen wundert’s. Sie kommen ja mit nichts rüber, was ich in Staub verwandeln könnte – oder, in diesem Fall, in Wasser –, also hab ich wohl automatisch meine eigenen kleinen grauen Zellen in Gang gesetzt, schätze ich.«
»Und gar nicht mal mit schlechtem Erfolg. Wenn du ihn das nächste Mal triffst, frag ihn, ob er uns helfen kann.«
»Geht klar. Ich schätze, wir werden uns heute Abend sehen. Was meinen Sie, wie lange wird es wohl dauern, bis wir herausgefunden haben, wer oder was da am Strand dieses kleine Bacchanal veranstaltet hat?«
Warum verspürte sie plötzlich diesen Drang, zu Ariel hinüberzuschauen? Das Selkie erwiderte ihren Blick und sah sie mit großen, unschuldigen Kinderaugen an.
Ja. Genau.
Oder hatte sie da gerade einen Anflug von Spott entdeckt?
Sie war sich nicht sicher. Auch nicht, was sie selbst betraf.
»Giles?«
»Hmmm?«
Nein. Giles hat wahrscheinlich Recht, dachte sie. Möglicherweise neige ich ja tatsächlich dazu überzureagieren, sobald es sich um etwas handelt, das mit Wasser zusammenhängt. Immerhin ist er das Superhirn in diesem Spiel. Aber ich bin diejenige mit dem Jägerinnen-Instinkt, richtig?
Oder vielleicht... Buffy zögerte und versuchte den aufkeimenden Gedanken zurückzudrängen, gleichwohl gab sie ihm schließlich dennoch nach. Vielleicht bin ich einfach nur eifersüchtig, weil er und Will so viel Zeit mit Ariel verbringen. Vielleicht... Sie verspürte einen leichten Stich. Okay, Zeit für ein paar unbequeme Wahrheiten – macht dir vielleicht einfach nur die Tatsache zu schaffen, dass dieses kleine Mädchen es fertig bringt, Giles – deinen Wächter – in null Komma nichts um den kleinen Finger zu wickeln?
Eifersüchtig auf ein kleines Mädchen? Kein besonders schmeichelhafter Gedanke.
»Ach nichts. Schon gut.«
Einmal mehr fand sich Julian Lee am Strand wieder. Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, vorausgesetzt, man besaß einen etwas skurrilen Sinn für Humor. Er war zu sehr mit dem Symposion, das im Norden des Staates stattgefunden hatte, beschäftigt gewesen, um hierher zu kommen, nachdem die Helferteams abgezogen waren. Und nun hatte er die Chance verpasst, hatte es versäumt, den Fisch, wie man so schön sagt, an Land zu ziehen.
Und das ihm, Julian Lee, Doktor der Meeresbiologie. Leitender Mitarbeiter eines international renommierten Forschungsinstituts. Gründer der E.L.F., einer landesweiten Organisation freiwilliger
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