Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
Vom Netzwerk:
erfüllt nicht ganz die typischen Kriterien für Vorahnungen oder künftige Ereignisse vorwegnehmende Träume. Normalerweise verschwinden solche Träume, wenn man sich der drohenden Gefahr bewusst wird. Die Sache mit dem Salzwasser ist allerdings interessant. In deinen vorherigen Träumen handelte es sich immer nur um ganz normales Wasser, oder?«
    Sie nickte. »Ja, genau. Wie im Freibad. Sie wissen schon, mit Chlor drin und so. Ich kann mich noch deutlich an den blöden Geschmack im Mund erinnern. Und ich –“
    Giles brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Es ist durchaus denkbar, dass dich dein letzter Traum vor irgendeiner Gefahr warnen wollte, die vom Meer ausgeht, vor allem in Anbetracht deiner Kenntnis um die Tragödie, die sich am Strand vor zwei Tagen abgespielt hat.«
    »Schöne Kenntnisse. Vier tote Kids und nicht die geringste Spur von ihrem Mörder.«
    »Wie auch immer«, fuhr Giles fort, ohne ihrem Zornesausbruch Beachtung zu schenken, »die Tatsache, dass du zuvor lediglich von Chlorwasser geträumt hast, spricht jedenfalls klar für meine ursprüngliche Theorie, dass nämlich der Grund für deine Träume in deinem Unterbewusstsein zu suchen ist, das ziemlich damit beschäftigt zu sein scheint, deine ausgewachsene Phobie gegen Wasser zu verarbeiten – wobei diese Angstneurose absolut nachvollziehbar ist, berücksichtigt man die traumatisierende Wirkung früherer Ereignisse, die durch die aktuelle Bedrohung nur noch verstärkt wird. Es ist keine Schande, Beklemmungen zu haben, Buffy.«
    »Ich habe kein Phobie!« Sie lehnte sich zurück und nahm eine trotzige Haltung an, fest entschlossen, sich erst dann wieder versöhnlich zu zeigen, wenn er dazu bereit war, sie ein wenig ernster zu nehmen.
    Giles, der aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen die Zeichen wohl zu deuten wusste, wollte gerade das Thema wechseln und ihre Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, mit denen sie besser umzugehen verstand – zum Beispiel die Kreaturen, die ihr bei ihren letzten nächtlichen Patrouillengängen über den Weg gelaufen waren –, als vom Wohnzimmer her ein lautes Scheppern zu ihnen herüberdrang, gefolgt von dumpfem Gepolter.
    »Ariel, verdammt –“
    Er schoss in einem Tempo durch die offen stehende Tür, das Buffy von ihm bisher lediglich aus Situationen kannte, die in irgendeiner Weise mit Vampiren in Zusammenhang standen. Sie ging ihm neugierig hinterher, nur um im nächsten Augenblick Zeuge zu werden, wie ihr Wächter, der auf allen vieren zu Boden gegangen war, versuchte, Ariel an den Beinen aus dem Wohnzimmerschrank herauszuzerren.
    »Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Nein! Bleib da raus!«
    Das Selkie-Mädchen entwand sich seinem Griff wie eine Schlange und blickte zu ihm auf; an die Stelle des sonst eher teilnahmslos scheinenden Ausdrucks in ihrem Gesicht war ein selbstgefälliges Grinsen getreten.
    Und... die Jägerin durchfuhr ein Schauer, als hätte etwas Kaltes und Schleimiges ihren Rücken berührt. Der Geruch nach Salz, das Gefühl feuchtnasser, glitschiger Schuppen...
    »Sean nithe!«, sagte Ariel.
    »Ja, ich weiß, lauter uralte Dinge«, erwiderte Giles, während er sich ächzend aufrappelte und aufs Sofa fallen ließ. »Genau deshalb bewahre ich sie dort auf. Und genau deshalb sollst du auch deine Finger davon lassen.«
    Es klang fast ein wenig wie eine familiäre Auseinandersetzung, allerdings eine, bei der Giles nicht den Hauch einer Chance besaß.
    »Willkommen im Club der Erziehungsberechtigten, Giles«, spottete Buffy, deren schlechte Laune angesichts dieser überaus vergnüglichen Szene schlagartig verflogen war. »Wenn Sie möchten, wird meine Mom Ihnen bestimmt gerne ein paar nützliche Tipps geben...«
    »Nein. Vielen Dank«, gab Giles steif zurück, doch der zweifellos beabsichtigte Eindruck von Strenge verlor irgendwie an Wirkung, als Ariel sich entschloss, auf seinen Schoß zu klettern, die kleinen Ärmchen um seinen Hals zu schlingen und ihn aus treuherzigen Augen anzublicken. Sie war einfach zu niedlich.
    Buffy verspürte einen stechenden Schmerz, der ganz bestimmt nichts mit einer aus schlechten Träumen resultierenden Hysterie zu tun hatte. Es hatte eine Zeit gegeben, da war sie dieses kleine Mädchen gewesen, war auf den Schoß ihres Vaters gekrabbelt und hatte sich von ihm trösten lassen, was immer auch ihre heile Welt in Unordnung gebracht haben mochte.
    Doch das war lange her. Die Probleme dieser Welt lösten sich nicht einfach in Wohlgefallen auf, wenn eine

Weitere Kostenlose Bücher