2103 - Der Kampf des Konquestors
sein Gewicht nicht mehr tragen. Und dann?
Das Monstrum schob sich näher. Noch war es hell genug, um jede Einzelheit deutlich erkennen zu können. Schon schnappte eines der Schlangenmäuler nach seinen Füßen. Trah Rogue hörte aus dem dunklen Loch plötzlich zischende, gefährlich klingende Laute. Und das brachte ihn auf eine Idee.
Der vorzuckende Schlangenhals schoss auf ihn zu. In einem Reflex beugte sich Rogue hinab und schlug zu. Mit einem Streich trennte er den hässlichen Schädel vom Hals. Der König des Waldes brüllte entsetzlich. Aus dem Stumpf schoss dunkles Blut. Zum Glück ging die Fontäne an Rogue vorbei, der die Schreckensstarre seines Verfolgers nutzte und schnell zu klettern begann.
Diesmal machte er keinen weiten Bogen um die Öffnung, sondern kletterte darauf zu und wand sich nahe an ihr vorbei, wobei er wieder das Zischen hörte. Er musste seinen ganzen Mut zusammennehmen, bis er endlich über dem Loch war. Er kletterte noch einige Meter am Stamm hoch und hakte sich dann an einer Stelle ein, wo der Baumstamm sich teilte.
Er wusste nicht, ob und wie sein „Plan" funktionierte. Die Idee war aus der Verzweiflung und der Ausweglosigkeit heraus geboren. Trah Rogue hielt den Atem an, als das Ungetüm, das bisher wie gelähmt am Stamm gehangen hatte, sich wieder in Bewegung setzte.
In den schmalen Augen der beiden noch vorhandenen Köpfe glaubte er unbändigen Hass zu erkennen; den festen Willen, den Verstümmler zu töten. Aber das konnte er sich auch einbilden. Der Halsstumpf hatte zu bluten aufgehört. Er peitschte wild hin und her, als gehörte er nicht zu dem Wesen.
Und es kletterte höher, auf seine vermeintlich sichere Beute zu. Noch sechs, sieben Meter. Dann schob sich der mächtige Leib über das Loch im Stamm.
Jetzt!, dachte Trah Rogue.
Er hatte nicht genau gewusst, was ihn erwartete, aber was nun geschah, übertraf seine kühnsten Hoffnungen. Die Mitte des Echsenleibes war über der Öffnung, als aus ihr ein schwarzer Schemen herausschoss, in den großen Körper hinein. Der König des Waldes verlor seinen Halt, er wurde förmlich vom Stamm weggesprengt und fiel kreischend durch das Astwerk, das ihm keinen Halt bot. Hart prallte er auf dem Dschungelboden auf, eingehüllt in eine Wolke von flatternden, blitzschnellen schwarzen Wesen, unvorstellbar aggressiv, mit spitzen Schnauzen und noch spitzeren Zähnen, die auf das viel größere Tier einhackten und Stücke aus seinem gepanzerten Leib rissen.
Trah Rogue sah einen Wirbel aus Gliedmaßen. Das Echsenwesen lag auf dem Rücken und ruderte hilflos mit den acht Beinen. Sein weicher Bauch war ungeschützt und ebenso das Ziel der kleinen Bestien wie die Hälse und die beiden verbliebenen Köpfe. Alles ging unglaublich schnell. Der König des Waldes versuchte sich mit den peitschenden Hälsen zu wehren, aber er hatte keine Chance.
Immer noch quollen die kleinen Ungeheuer aus der Baumöffnung. Immer mehr fraßen sich in der Echse fest und rissen mit ihren spitzen, scharfen Zähnen Stücke aus ihrem Leib. Im ersten Augenblick hatte Trah Rogue gedacht, es mit Vögeln zu tun zu haben, aber der Eindruck hatte getäuscht. Eher handelte es sich um eine Art Fledermäuse mit ledernen Schwingen und ebenfalls messerscharfen Krallen.
Dem König des Waldes gelang es, sich auf die Seite zu wälzen und dann aufzurichten. Aber er stand schon auf wackligen Beinen. Der ganze Körper war mit Blut besudelt, die Eingeweide hingen aus seinem Bauch, und an ihnen klebten die schwarzen Kreaturen und rissen an ihnen. Die Schreie des Echsenwesens waren markerschütternd. Sie mussten im ganzen Dschungel zu hören sein.
Das große Tier kämpfte auch dann noch, als es mit den beiden vorderen Beinpaaren einknickte und fiel. Die beiden Schlangenköpfe, den Hals nach hinten gebogen, schnappten nach den schwarzen Todesbringern, aber die Übermacht war einfach viel zu groß.
Der schreckliche Kampf dauerte eine halbe Stunde. Fast systematisch bissen die kleinen Bestien das große Wesen zu Tode. Der König des Waldes starb langsam und qualvoll. Trah Rogue hatte kein Mitleid mit ihm. Das Wesen war für ihn nur ein Hindernis, das aus dem Weg geräumt worden war - zwar nicht direkt von ihm, aber immerhin.
Als alles vorbei war, war es fast völlig dunkel geworden. Die schwarzen Mörder hockten noch auf dem besiegten Giganten und hielten Leichenschmaus. Trah Rogue begann zu schwitzen. Er wusste, dass er hier über der Höhle in großer Gefahr war. Er wollte nicht so enden
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