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2106 - Der weiße Tod

Titel: 2106 - Der weiße Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Bauwerks?
    Als er die Tür öffnete, sah er im Schein des elektrischen Lichts das unverkennbare Gesicht von Hauptmann Imm Zuliffer. Dahinter erkannte er einige seiner besten Männer der Palastwache. Ihr beißender Geruch kündete von starker Erregung.
    „Willkommen, Hauptmann", brachte er staunend hervor. Er fühlte sich etwas überrascht.
    „Seid meine Gäste! Aber was führt euch zu dieser späten Stunde zu mir?"
    „Gleich", sagte Zuliffer. „Im Turm. Wir, dürfen doch eintreten?"
    „Ich hieß euch doch schon willkommen", antwortete der Gelehrte. „Obwohl es mich wundert, dass ihr..."
    Der Hauptmann der Palastwache - der einzigen Krieger, die es auf dem Planeten gab - schob ihn sanft beiseite und trat ein. Ihm folgten seine Soldaten, sechs an der Zahl. Als auch der letzte im Turm war, schloss und verriegelte Liktus Boi die Tür wieder.
    Er huschte an seinen Besuchern vorbei und stieg die Treppenstufen in eine Etage des Turms hinauf, in der er früher - lange war es her - Schüler unterrichtet hatte. Er hatte nie wieder von ihnen gehört und musste annehmen, dass sie alle in der Mine ums Leben gekommen waren.
    „Bitte, setzt euch!", bot Boi den Soldaten an.
    Der wabenförmige Raum umfasste die ganze Etage. Die Wände waren von Regalen mit Speicherfolien bedeckt. Es gab etwa zehn Stühle und zwei große Tische. Liktus Boi setzte sich Imm Zuliffer gegenüber hin und blickte den Hauptmann gespannt an.
    „Was ich zu sagen habe, wird dir vielleicht nicht gefallen, Liktus Boi", sagte Zuliffer. Die Greifzangen an den Enden der sechs Gliedmaßen zuckten nervös. „In dem Fall bitte ich dich schon jetzt, darüber Schweigen zu bewahren und vor allem nichts der Prinzessin zu berichten.
    Gibst du mir dein Versprechen?"
    „Ja", sagte Boi irritiert. Weshalb machte Zuliffer es so spannend? Was hatte er Geheimnisvolles vor?
    Wie verschwörerisch beugte sich der Hauptmann nach vorn, bis seine Fühler fast die des Gelehrten berührten.
    „Es ist so", sagte er. „Wir Zineda wollen nicht länger den Terror und die Willkür der Wachen des Reichs hinnehmen."
    „Auf diesen Moment habe ich lange gewartet", seufzte der im Grunde vollkommen pazifistisch eingestellte alte Mann. „Und, was wollt ihr tun?"
    „Wir werden", sagte Imm Zuliffer noch leiser, so als hätten die Wände Ohren, „mit unseren besten Soldaten die E'Valenter angreifen! Wenn am morgigen Tag eine neue Karawane aus zwanzig neuen Minenarbeitern von Prinzessin Scharanay verabschiedet wird, werden in den Kutten der Todgeweihten nicht die jungen Leute stecken, sondern ich und meine Palastwache."
    Liktus Boi erschrak zutiefst. So hatte er sich eine Aktion gegen die Unterdrücker nicht vorgestellt.
    „Das ist Selbstmord", sagte er schockiert, und seine Fühler zitterten vor Erregung. „Du weißt, über welche furchtbaren Waffen die E'Valenter verfügen. Sie haben es mehr als einmal demonstriert."
    „Aber sie sind nur wenige", tat der Hauptmann den Einwand ab. „Wir haben ebenfalls Waffen, wenn auch nicht solche wie sie. Aber in einem Überraschungsangriff können wir sie besiegen!"
    Seine Stimme klang eindringlich. Liktus Boi schwankte in seinem Widerstand.
    „Und weshalb kommt ihr damit zu mir?", fragte er, obwohl er die Wahrheit bereits ahnte.
    „Unser Wunsch ist", sagte Zuliffer freiheraus, „dass du uns bei unserem Angriff begleitest."
    „Ich?", fuhr Boi zurück. „Warum ich? Ich bin kein Kämpfer!"
    „Aber du bist unser größter Gelehrter und mit den Monden vertraut! Du kennt sogar die Sterne und ihre Bewegungen! Wenn du dabei bist, werden die Palastwächter beginnen, an die Erfolgsaussichten des Unternehmens zu glauben! Und nur Soldaten, die einen Glauben an sich selbst besitzen, können auch den Sieg davontragen, verstehst du? Gegen die Waffen der E'Valenter ist der Glaube alles, was wir haben!"
    Liktus Boi schwieg eine Weile. Auch Zuliffer sagte nichts, sondern ließ ihn nachdenken.
    Schließlich sagte Boi: „Es ist alles schön und gut, Hauptmann. Dein Plan erscheint mir wohl durchdacht. Aber verrate mir eines: Weshalb willst du gerade jetzt eine so verzweifelte Aktion starten?"
    Er hatte damit ins Schwarze getroffen, das verrieten ihm die unsicheren, nervösen Zuckungen von Zuliffers Fühlern. Und dann gestand der Hauptmann der Palastwache.
    „Du hast Recht, Liktus Boi", sagte er widerstrebend. „Die junge Tochter des Mondes, Prinzessin Scharanay, grämt sich zu Tode darüber, dass sie die Kinder ihres Volks immer wieder ins Verderben nach

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