2106 - Der weiße Tod
miterlebt hatte? Als eindrucksvolle Warnung?
Einer der Stämmigen, jener, der sie zum Stehenbleiben aufgefordert hatte, trat drei Schritte auf Liktus Boi zu, die Mündung der Waffe auf seinen Kopf gerichtet.
„Komm her!", bellte er. Liktus Boi gehorchte mit zitternden Gliedmaßen.
Er blieb erst stehen, als er ganz nahe vor dem Wesen aus dem Weltraum stand. Der Gelehrte konnte den stinkenden Atem des E'Valenters riechen.
„Zeig deine Hände!", wurde er aufgefordert. Ihm war übel. Er hatte ein Gefühl, als ob sich alles um ihn drehte und sich der Boden öffnen würde. „Öffne deine Kutte!"
Er gehorchte. Was sollte er auch sonst tun? Er war bereit gewesen zum Sterben, aber jetzt, angesichts des so sinnlosen Todes seiner Artgenossen...
„Du trägst also tatsächlich keine Waffe", stellte der E'Valenter zufrieden fest. „Warum bist du dann mit den anderen gekommen?"
„Um... um mit euch zu reden", log er. Schon wieder! „Um zu... verhandeln..."
Die E'Valenter lachten noch lauter als vorhin. Liktus Boi glaubte, keine Luft mehr zu bekommen oder in der Mitte durchzubrechen. Er wich einen Schritt zurück, als der Sprecher der Fremden zu lachen aufhörte und blitzschnell seine Hand mit der Waffe vorstieß.
Boi war zu langsam. Die brennend heiße Mündung des Strahlers wurde so fest gegen seinen Hals gepresst, dass sich eine tiefe Wunde in die Chitinhaut des Gelehrten biss. .
Liktus schrie furchtbar auf. Der Schmerz war kaum erträglich, machte ihn für Sekunden blind und taub und ließ ihn am Boden zusammenbrechen, als seine Beine einknickten. Der alte Zineda wälzte sich, bis er wieder atmen konnte und sich der Schleier vor seinen Facettenaugen lüftete.
Über sich sah er, die Waffe immer noch drohend auf ihn gerichtet, den E'Valenter - das grausamste und brutalste Wesen, das er jemals gesehen hatte. Und die anderen waren nicht besser. Der Gelehrte hatte nie gewusst, dass es zu solcher Rohheit fähige Geschöpfe gab.
„Hörst du mich, Zineda?", fragte der Anführer. „Dann pass gut auf, was ich dir jetzt sage!"
Jedes Wort war wie ein Speer, der sich in Liktus' Panzer bohrte, jeder Satz eine Welle von Schmerzen.
„Du wirst in eure Stadt zurückkehren und eine Botschaft an die Herrscherin eures Volkes überbringen. Sag ihr: Noch ein einziger Versuch dieser Art und wir werden am Volk Derer von Zineda ein Strafgericht halten, wie es diese Welt noch nicht erlebt hat. Eure Prinzessin Scharanay soll spätestens bis zum morgigen Tag fünfzig neue Arbeiter zu den Minen schicken, oder die ganze Stadt wird es bitter büßen."
Liktus Boi zirpte vor Schmerzen, wand sich auf dem Boden.
„Hast du mich verstanden?", bellte der E'Valenter und versetzte ihm einen Tritt in die Seite.
„Willst du, dass ich die Botschaft ausrichte, oder willst du mich umbringen?", begehrte Boi auf.
„So leicht sterbt ihr Kreaturen nicht", höhnte sein Peiniger und klopfte gegen den Lauf seiner Strahlwaffe. „Jedenfalls nicht ohne das."
„Ja", ächzte Liktus. „Ich verstehe."
Er hatte etwas ganz anderes sagen wollen, beherrschte sich aber. Es hatte in seiner Situation keinen Sinn, die E'Valenter zu provozieren. Er konnte dabei nur verlieren. Wenn er sich zu störrisch zeigte - wer konnte wissen, ob sie nicht an seiner Stelle einen Minensklaven mit der Botschaft nach Zineda schicken würden?
„So ist es gut", lobte der E'Valenter höhnisch, beugte sich vor und griff ihm unter die Arme. „Siehst du, ich helfe dir sogar auf."
„Wie... wie soll ich es schaffen, noch an diesem Tag in die Stadt zurückzukommen?
Hierher kamen wir mit dem Transporter. Für den Weg zurück benötige ich zu Fuß zwei Tage, wenn nicht mehr..."
„Das ist doch ganz einfach", sagte der E'Valenter. „Du wirst mit dem Transporter zurückfahren. Du wirst ihn steuern."
„Aber das ist Wahnsinn", entfuhr es Liktus Boi. „So etwas habe ich noch nie getan."
„Dann werden wir es dir zeigen."
*
Die E'Valenter hatten ebenfalls noch nie einen Mehrachstransporter Derer von Zineda gefahren, aber sie fanden ziemlich schnell heraus, was dazu zu tun war. Sie fuhren mehrere Runden und erklärten Liktus Boi die Funktionsweise.
Die Halswunde schmerzte immer noch höllisch, aber der Körper selbst hatte sich erholt.
Das Schlimmste waren jetzt der Hunger und der Durst. Auf seine vorsichtige Anfrage hin brachten ihm die Versklaver Wasser und trockenes Brot, das furchtbar schmeckte.
Aber er zwang es hinunter, denn er brauchte Kraft, wollte er das
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