2110 - Der Gute Geist von Wassermal
Atlan.
„Das genügt!", sagte Tekener.
SENECA schaltete die Holodarstellungen aus.
„Atlan ist verschwunden, als wäre er teleportiert", stellte Tekener fest. „Da er natürlich nicht selbst teleportieren kann, muss jemand oder etwas ihn per Teleportation aus der SOL geholt haben."
„Das ist nicht absolut sicher", stellte SENECA richtig. „Atlan könnte ebenso mit Hilfe einer Art Fiktivtransmitter geholt worden sein. Dagegen spricht, dass ich bei seinem Verschwinden und beim Verschwinden des Fremden nicht die geringsten Emissionen angemessen habe."
„Also eine völlig andere, uns bisher unbekannte Methode", meinte Roman Muel-Chen.
„Das Universum ist voller Rätsel", stellte Icho Tolot fest. Zweifellos meinte er die Bemerkung ironisch.
„Rätsel sind wie Nüsse - wie Nüsse, die wir knacken werden!", stieß Fee Kellind entschlossen hervor. „Tek, ich schlage vor, wir fliegen unverzüglich in den vor uns liegenden Randsektor von Wassermal ein und sondieren mit allen verfügbaren Mitteln. Ich habe etwas gegen die Überheblichkeit, mit der der so genannte Gute Geist uns behandelt."
Bevor Tekener antworten konnte, rief Mohodeh Kascha: „Bitte, bleibt besonnen! Wir sollen hier abwarten, hat der Gute Geist gesagt. Er hat die Möglichkeit, seinen Willen durchzusetzen. Außerdem bin ich sicher, dass er uns nicht als böse eingestuft hat. Ich denke eher, er hat etwas Besonderes mit uns vor. Vielleicht hat es etwas mit dem Fremden im Sarg zu tun. Außerdem: Wenn wir unsere derzeitige Position verlassen, kann er Atlan eventuell nicht zurückschicken."
„Also warten wir an dieser Stelle!", entschied Ronald Tekener. „Aber falls wir nach vierundzwanzig Stunden immer noch im Ungewissen sind, müssen wir uns etwas einf allen lassen."
5.
Der Soldat Déjàvu ...
Nur sekundenlang hielt ich die Rückspiegelung mehrerer Erinnerungen für die Realität, dann hatte ich mit Hilfe meines fotografischen Gedächtnisses herausgefunden, dass die Vertauschung der Reihenfolge dieser Ereignisse ausschließlich in meinem Gehirn stattgefunden hatte. Und als ein Funktionsbereich meines Gehirns war mein Extrasinn davon genauso betroffen gewesen.
Zwar war alles tatsächlich geschehen, aber eben nicht jetzt, sondern irgendwann in der Vergangenheit.
Allerdings ahnte ich, dass ich bisher nur vordergründig begriffen hatte, was wann ablief, dass jedoch die Hintergründe noch im Dunkeln verborgen blieben.
Das Hier und Jetzt schien aus diesem Berg im freien Weltall außerhalb der Galaxis Wassermal zu bestehen und etwa zehntausend Lichtjahre von der SOL entfernt - ein Berg von nur zirka vier Kilometern Höhe, der dennoch eine Ein-Gravo-Schwerkraft besaß. Außerdem war er wohl von einem Energiefeld umgeben, das eine atembare Atmosphäre hielt und eine üppige Vegetation ermöglichte. Glücklicherweise war ich auf einem etwa sechs Meter hohen, kiesbedeckten Hügel gelandet, der sich mitten aus einer zirka dreißig Meter durchmessenden runden Kiesfläche erhob. Auf diese Art und Weise konnte ich mir einen Überblick auf die nächste Umgebung verschaffen.
Beinahe verschämt griff ich in die Außentasche meiner Bordkombination, in der das grüngoldene Rhizom steckte, das Zitonie Kalishan mir geschenkt hatte. Es war da.
Ich erinnerte mich an die letzten Sekunden auf der SOL. Es war innerhalb der Hauptzentrale gewesen. Soeben hatte Mohodeh Kascha uns eröffnet, dass uns ein wundersames, erhebendes Ereignis, bevorstünde, da zog etwas wie eine wärmende Woge über mich hinweg. Der Gute Geist von Wassermal!
Nachdem ich das Rhizom wieder verstaut hatte, musterte ich zum zweiten Mal den etwa vier Meter breiten Weg, der in weit geschwungenen Serpentinen durch einen fremdartigen Garten oder Park bergaufwärts führte.
Ich hielt das alles nicht länger für vorgegaukelt. Es war real.
Ich atmete tief durch.
Natürlich war es real! Durch diese Erkenntnis wurde ich endlich wieder handlungsfähig.
Und ich musste entscheiden, ob ich mich passiv oder aktiv verhalten sollte.
In halber Höhe etwa, zirka fünfhundert Meter oberhalb meines Standorts, sah ich eine hohe und sehr massiv wirkende Mauer, die den Garten oder Park lückenlos von der oberen Hälfte des Berges trennte, die allerdings so von dünnen Wolkenschleiern verdeckt war, dass ich die kegelförmige Spitze nur erahnen konnte.
Diese Mauer war mein Ziel!
Zumindest so lange, bis ich ein besseres gefunden hatte.
*
Es war ärgerlich.
Ich hatte versucht, mir den Weg
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