Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2110 - Der Gute Geist von Wassermal

Titel: 2110 - Der Gute Geist von Wassermal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
habe dich keinesfalls gesucht. Vielmehr wurdest du von mir und meinen Leuten an Bord unseres Raumschiffs entdeckt. Fest steht, dass du jetzt frei bist - egal, welche Aufgabe dir die Kosmokraten ursprünglich zugedacht hatten.
    „Frei...?", flüsterte Sershan und sah mich mit unnatürlich geweiteten Augen an. „Ich bin frei!", rief er schließlich, als er begriff, was ich ihm mitgeteilt hatte. „Endlich frei - nach so vielen Jahrtausenden!"
    Auf seinem Gesicht spiegelte sich eine große Bandbreite von Gefühlen wider: Niedergeschlagenheit, Schmerz, Freude und Sehnsucht wechselten einander ab. Viele Minuten lang verharrte er so, dann sah er mich an und sagte fast euphorisch: „Endlich kann ich zu meinem Volk zurückkehren - oder zu den Welten gehen, die ich bei meinen Kämpfen für die Kosmokraten geschändet habe, um Wiedergutmachung zu leisten."
    „Halt, halt!", wehrte ich seinen überschäumenden Eifer ab. „Nichts von dem wird sich machen lassen, mein Freund. Du hast berichtet, dass die Kosmokraten vom Dom Dommrath dich in der Galaxis Kohagen-Pasmereix als ersten Ritter des neuen Ordens einsetzen wollten."
    „Das ist richtig!", rief Sershan. „Ich werde mich für einen letzten Kampf rüsten und das Nest der Kriegstreiber auf dem Planeten Dommrathi ausräuchern!"
    „Das kannst du nicht", widersprach ich. „Und das brauchst du auch nicht, denn sowohl Dommrathi als auch die ganze Galaxis Kohagen-Pasmereix sind vor 2,8 Millionen Jahren untergegangen. Das weiß ich definitiv. Auf die damaligen Geschehnisse bezogen, befindest du dich in einer Zukunft, aus der es keine Rückkehr in die ferne Vergangenheit gibt."
    Sershans Augen verschleierten sich. In seinem Gesicht zuckte es; seine Hände ballten sich, und die Nägel bohrten sich beinahe in die Handballen.
    Lange Minuten schwieg er, dann sagte er tonlos: „Wenn es so ist, dass das Schicksal mich in eine Zeit verschlagen hat, die in keinerlei Beziehung zu der Zeit steht, in der sich mein Leben abspielte, hat das Leben seinen Sinn für mich verloren."
    „So etwas sollte man nie denken", widersprach ich.
    „Was soll ich in diesem Raumschiff mit dem Namen SOL?", gab er heftig zurück. „Es sagt mir nichts, denn es ist mir so unendlich fremd wie ein anderes Universum. Es wird besser sein, ich gehe in den Tod und bringe meinen Geist dem großen, umfassenden Geist des Multiversums dar."
    „Das musst du selbst entscheiden. Aber du irrst dich, wenn du denkst, wir befänden uns in der SOL. Wir wurden beide auf unbekannte Weise aus der SOL geholt und zu diesem Berg im Leerraum nahe der Galaxis Wassermal entführt. Ich bin sicher, das wurde von einer Macht inszeniert, die sich der Gute Geist von Wassermal nennt. Diese Macht hat das bestimmt nicht grundlos getan. Deshalb denke ich, dass wir dazu ausersehen sind, eine Aufgabe zu lösen."
    „Aber welche Aufgabe?", fragte Sershan ratlos.
    Ihr seid zwei verwandte Seelen!, ließ sich mein Extrasinn vernehmen. Immer wenn ein neues Abenteuer lockt, packt euch das Jagdfieber.
    Ich musste schmunzeln. „Eine vernünftige Aufgabe, hoffe ich."
    Ich hätte noch mehr gesagt, doch da knirschte oberhalb der Mulde, in der Sershan und ich auf einem Felsblock saßen, der Kies. 6. Tagira „Iruna ...!"
    Der Schrei entfuhr mir unabsichtlich, denn meine Gefühle waren auf einen Schlag unendlich stark aufgewühlt worden: Liebe, Hingabe, Sehnsucht, Schmerz ...
    Es ist nicht Iruna von Bass-Thet!, belehrte mich mein Extrasinn. Iruna von Bass-Thet ist tot. Sie fiel im Juli 1144 NGZ in der Schlacht beim Perseus-Black-Hole.
    Ja, ja, ich weiß!
    Aber Gefühle fragen nicht erst nach Vernunft. Sie explodieren, wenn sie stark genug aufgewühlt werden. Und meine Gefühle waren so stark aufgewühlt wie die Sonnenmaterie während einer Supernova.
    Es konnte auch gar nicht anders sein, denn die weibliche Gestalt, die soeben am oberen Rand der Kiesmulde aufgetaucht war, ähnelte der Frau aus der akonischen Hocharistokratie verblüffend stark. Der Frau, die ich wie kaum eine andere geliebt hatte. Wie oft hatte ich sie in meinen Träumen wiedergesehen! Und wie oft hatte ich mich verzweifelt an die Hoffnung geklammert, sie könnte den Untergang ihres Schiffes überlebt haben! Immerhin war sie schon einmal der Vernichtung entkommen und hatte sich viele hundert Jahre im Psionischen Netz des Universums verborgen.
    Doch diese Frau, die hier so überraschend aufgetaucht war, war nicht meine Iruna. So etwas spürte man, wenn man mit jemandem so innig verbunden

Weitere Kostenlose Bücher