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2112 - Verschollen in Tradom

Titel: 2112 - Verschollen in Tradom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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heilig.
    Ich ging weiter und fuhr herum, als ich hinter mir ein leises Zischen hörte. Obwohl ich es sofort einordnen konnte, kam es mir unwillkürlich bedrohlich vor.
    Unsinn!, redete ich mir ein. Du bist nur nervös, weil du dich verlaufen hast. Seit wann fürchtest du dich vor Quintanen?
    Nun, man kann sich durchaus vor Quintanen fürchten. Aber sicherlich nicht vor diesen.
    Es waren tatsächlich zwei der Insektenabkömmlinge, die sich mir näherten. Sie waren kleiner als ich, vielleicht anderthalb Meter groß. Ihre gepanzerten Körper leuchteten in hellem Blau.
    Die auf Pombar sind ja meistens leuchtend rot gefärbt, doch Quintanen kommen in fast jeder Farbschattierung vor, wenn auch hauptsächlich in Grün oder Weiß. Ihre unterschiedliche Färbung ist nicht zuletzt auf ihre Anpassungsfähigkeit zurückzuführen. Die Quintanen stellen in Tradom die insgesamt zahlenmäßig größte Bevölkerungsgruppe und siedeln praktisch überall, wo man sie duldet oder haben will. Innerhalb weniger Generationen stellen sie sich genetisch auf jede neue Umgebung ein.
    Und man will sie praktisch überall haben. Nicht nur in Barlofft, sondern auch in vielen anderen Städten auf Tausenden Planeten sind sie nicht mehr wegzudenken.
    Quintanen sind geborene Befehlsempfänger und daher als zuverlässige Arbeitskräfte sehr beliebt.
    Aber sie können problemlos vom moralischen Weg abgebracht werden. Ihr soziales Gewissen orientiert sich stets an ihrem Umfeld. Daher kann man eigentlich nicht von den Quintanen sprechen.
    Was die eine Gruppe bedingungslos vertritt, bekämpft die andere vielleicht bis aufs Blut.
    Und Quintanen sind auch als Söldner gefragt. Sie können sich vor einer potentiellen Kampfhandlung in den Zustand einer Tollwut hineinsteigern und gehen dann ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben gegen jeden Gegner vor. Doch dazu bedarf es eines sehr aufwändigen Vorgangs, über den Außenstehenden kaum etwas bekannt ist und der von den Quintanen bewusst mystisch verbrämt wird. Ohne diese Trance sind sie nur halb so angriffslustig.
    Die beiden, bei denen es sich - wie ich hoffte - wohl um Besatzungsmitglieder der AUGENSTERN handelte, gehörten zu den kleineren Vertretern dieser Spezies. Nicht nur in der Färbung, auch im Körperbau unterscheiden die Quintanen sich schließlich gewaltig. Ihre Körper können bei einer Größe von einem Meter sehr gedrungen sein, aber auch ausladend kräftig und mehr als doppelt so groß.
    „Ihr könnt mir sicher helfen", wandte ich mich an sie. „Wie komme ich auf dem kürzesten Weg zum Gesellschaftsraum?"
    Sie blieben kurz stehen und sahen sich an. „Echtsss, inksss, inksss, inksss, echtsss", antwortete der eine dann. Er artikulierte das Anguela-Idiom stimmlos, in zischenden Lauten, und ich konnte es kaum verstehen.
    Beide bewegten ihre jeweils vier Arme synchron zu den Worten, aber so schnell, dass ich den Gesten keinen Sinn entnehmen konnte.
    Bevor ich nachfragen konnte, huschten sie auf ihren jeweils zwei Beinen flink weiter.
    Der Eindruck täuschte immer wieder. Man erwartete von Insektenabkömmlingen eine gewisse Behäbigkeit, doch das trifft auf Quintanen wirklich nicht zu.
    Ich ging weiter, nahm die rechte Abzweigung, dann die linke, die linke, die rechte, die rechte.
    Nur eins änderte sich - die Farbe der Gangverkleidung. Sie war plötzlich in hellem, geradezu knalligem Rot gehalten. Offensichtlich hatte es mich in einen sensitiven Schiffsbereich verschlagen.
    Nach weiteren zehn Minuten gab ich es auf und rief über den Interkom Hilfe. In weiser Voraussicht waren in regelmäßigen Abständen Geräte des bordeigenen Sprechfunks an den Wänden angebracht.
    Kurz darauf erschien ein Saral und führte mich wortlos zum Gesellschaftsraum. Ich versuchte, mir den Weg einzuprägen, doch es gelang mir nicht, zumal kein Standort angegeben war, an dem ich mich orientieren konnte.
     
    *
     
    Der Gesellschaftsraum erinnerte mich an meine Kabine. Er war natürlich viel größer, aber fast genauso spartanisch eingerichtet. Das Mobiliar bestand aus mehreren Sitzgruppen, die um Tische postiert waren. Immerhin hatten die Eigner des Passagierraumers berücksichtigt, dass sie Wesen mit den unterschiedlichsten Körperformen transportierten, und Antigravsessel, Polsterkissen, Stühle verschiedener Größe und zahlreiche weitere Sitzgelegenheiten zur Verfügung gestellt.
    Die Wände des Raumes waren so grau wie die der Gänge, und es kam mir hier genauso kalt und ungemütlich vor wie in der gesamten

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