2117 - Der 5-D-Planet
die anderen Geheimnisse von Linckx?
Wie abgesprochen hielt Tess Funkkontakt mit den auf Kaza zurückgebliebenen Terranern und Arkoniden.
Sie konnte nicht verstehen, dass der Kontakt noch funktionierte, wo er doch noch vor Stunden auf viel kürzere Entfernung versagt hatte. Aber Tess hatte aufgehört, sich zu wundern. Auf Linckx schien alles möglich zu sein.
Tess sah, wie der Himmel flackerte. Es waren keine gewöhnlichen Blitze, dazu fehlte der Donner. Es war etwas anderes. Benjameen zuckte jedes Mal zusammen, wenn es wetterleuchtete und tief unter ihnen das aufgewühlte Meer aus der Dunkelheit gerissen wurde. Der Mutant stöhnte.
Er warf den Kopf hin und her, als wolle er irgendetwas abschütteln. Auch Tess fühlte das Fremde und hatte zunehmend das Gefühl der Desorientierung.
Und dann kamen die Rufe von Ailey, und der alte Kapitän blickte aus dem Fenster und auf seine Instrumente. Er erschrak heftig, so gut kannte Tess inzwischen seine Mimik.
„Was ist?", fragte sie. „Gibt es Probleme?"
„Ich ... weiß es nicht", stammelte Eshmatay. „Ich habe keine Orientierung mehr. Die Instrumente spielen verrückt und meine Sinne auch. Es muss der Hypersturm sein." Er schrie auf und trat vom Fenster weg. „Der Gespenstertanz! Es hat begonnen! Der Sturm ist so stark wie lange keiner mehr!"
Tess sah hinaus und erschrak heftig. Gespenstertanz! Genauso sah es aus. Irrlichter tanzten durch die Nacht, verformten sich, wechselten die Farbe. Sie nahmen alle möglichen Gestalten an, auch menschliche. Flackernd vergingen sie, und flackernd entstanden neue.
„Was ist das?", rief Tess. Sie war aufgestanden. Ihr war schwindlig.
Der Kapitän gab keine Antwort. Ailey winselte oben. Nur Benjameen blieb still sitzen und sagte immer wieder monoton: „Nach Süden!"
„Nein!", rief der Fährmann. „Jetzt ist Schluss! Wir kehren um! Das Leben ist mir wichtiger als euer Geld! Hast du gehört, Ailey? Wir befinden uns in einem Jetstrom, der uns nach Süden zieht, auf Sikma zu! Wir müssen ausbrechen! Volle Kraft auf die Maschinen!"
„Endlich, Chef! Ich werde zaubern!", kam es von oben.
Tess schwieg und sah zu, wie Eshmatay versuchte, die RIGO aus dem gefährlichen Strom hinauszusteuern. Dabei hatte er doch eben erst gesagt, seine Instrumente und seine Sinne würden versagen. Es gab nur eine Erklärung: Der Mann war völlig verzweifelt, und um nichts in der Welt wollte er nach Sikma gelangen. Er fürchtete den Verbotenen Kontinent wie den Teufel - falls es für ihn einen Teufel gab.
Das kleine, possierliche Tierchen in seiner Brusttasche streckte den Kopf heraus. Sein Fell war jetzt ganz hell. Aber es pfiff wie ein Vogel und versteckte sich wieder in der Tasche.
„Nach Süden!", sagte Benjameen.
Eshmatay richtete sich ruckhaft auf. Für einen Moment sah es so aus, als wolle er sich auf den Arkoniden stürzen.
„Rette uns!", rief Tess ihm zu. „Bring uns zurück!"
In diesem Augenblick war es ihr egal, ob sie Benjameen - und Rhodan - damit in den Rücken fiel. Sie hatte Todesangst.
„Wir kommen nicht aus dem Luftstrom heraus!", sagte Eshmatay und fuhr sich über die Stachelhaare, um sie wie bei einem Igel zu glätten. Sofort richteten sie sich wieder auf, bogen und drehten sich, als handle es sich um ein eigenes Geschöpf, einen Symbionten. Eshmatay stöhnte. „So etwas habe ich noch nie erlebt! Die RIGO lässt sich nicht mehr in eine andere Richtung manövrieren. Wir müssen warten, bis der Strom uns ausspuckt."
„Nach Süden!", sagte Benjameen monoton.
„Hör endlich auf!", schrie Tess ihn an. „Hast du nicht schon genug angerichtet?"
Ihr Lebenspartner reagierte nicht darauf. Er saß starr wie eine Marionette in seinem Sessel und blickte nach vorn, in Flugrichtung. Den Tanz der Irrlichter um das Luftschiff herum registrierte er offensichtlich gar nicht, den Sturm und das Schaukeln auch nicht.
Plötzlich, Tess hatte nicht mehr an eine mögliche Steigerung der Phänomene geglaubt, begannen Eshmatays Haare verrückt zu spielen. Der alte Fährmann griff mit beiden Händen hinein, um im nächsten Augenblick wie unter Stromstößen zurückzuzucken. Er schrie aus Leibeskräften und sank in die Knie.
Das Luftschiff war jetzt endgültig steuerlos den Naturgewalten überlassen, wurde vom Jetstrom mitgerissen. Tess bekam davon allerdings nicht mehr viel mit. Nackte Todesangst packte sie, als sie bemerkte, wie sich alles um sie herum zu verschieben begann. Oben und unten verloren jegliche Bedeutung. Die Welt verzerrte
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