2122 - Die Prinzenkrieger
Umfeld. Und das waren alle - bis auf den Prinzenkrieger, den er nicht Vater nennen durfte.
Soner hätte eigentlich keinen Augenblick seines jungen Lebens unbeaufsichtigt sein können, hätten ihm seine Erzieher nicht ganz bewusst Freiräume zugestanden. Denn schon in frühester Lebensphase gehörte auch eine gewisse Selbstständigkeit zur Erziehung des Prinzen, die ihm im späteren Leben zur Stärke werden musste. Diese Momente nutzte der Prinz weidlich aus.
Schon im Alter von zwei begann er mit seinen Entdeckungsreisen durch den Palast, lernte dabei ein an Wundern reiches Universum kennen. Der kleine Prinz wusste freilich nicht, dass Wachen und Erzieher ihm absichtlich auswichen und es ihnen bei Strafe verboten war, seinen Weg zu kreuzen, wenn er gerade seine „Freistunden" genoss. Sie waren aber sofort zur Stelle, wenn sie merkten, dass den kleinen Prinzen das Alleinsein überforderte und ihn Furcht beschleichen könnte.
Bei solchen Wanderschaften durch unbekannte Regionen des Palastes hatte der kleine Prinz auch eine Reihe ungewöhnlicher Erlebnisse.
Als er eines Tages in einen Bereich vorstieß, in dem er zuvor noch nie gewesen war, da kam er in einen für ihn überaus wunderlichen Raum. Es gab nur ein einziges lang gestrecktes Pult mit einem mobilen, schwebenden Kontursessel. Aber das nahm Soner nur nebenbei wahr.
Er hatte nur Augen für die vielen Fenster, die entlang aller vier Wände und in die Tiefe gestaffelt angeordnet waren. Es waren deren so viele, dass er sie nicht zählen konnte. Sie waren unterschiedlich groß, und manche überlagerten einander teilweise. Aber keines zeigte den Ausblick auf die Gläserne Stadt, wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre, denn hinter diesen Mauern erstreckte sich die Residenzstadt.
Alle diese Fenster gaben den Blick auf die Sterne frei, wie sie Soner vom Nachthimmel kannte. Nur waren die Sterne in den Fenstern viel heller und zumeist auch viel dichter gesät als auf dem Nachthimmel selbst bei klarster Sicht. Diese Sterne waren voller Feuer und von einer elementaren Kraft, die Soner auf der Haut fast zu spüren meinte.
Und vor diesen Sternenmeeren zogen Fahrzeuge vorbei. Manche schneller, ändere langsamer, und manche standen sogar still. Aber es waren alles Fahrzeuge wie Soner sie zuvor noch nie gesehen hatte. Sie besaßen alle die Form von dicken Scheiben verschiedener Größe. Eine dieser Scheiben beanspruchte ein ganzes großes Fenster für sich. Sie war besonders groß und rotierte langsam um ihre Mittelachse. Während der Drehung kamen Schriftzeichen in Sicht, die auf der Hülle der oberen Aufbauten prangten.
„KIJAKAN", las Soner laut ab. Dabei fröstelte es ihn, so beeindruckt war er.
Plötzlich aber schlossen sich alle Fenster schlagartig - und dann waren nur noch nackte, kalte Wände zu sehen. Soner fühlte sich ertappt und lief davon.
Noch Tage danach wartete er bange darauf, dass dieser Vorstoß auf verbotenes Terrain Folgen für ihn nach sich ziehen würde. Aber nichts passierte. Der Vorfall wurde stillschweigend übergangen. Für Soner blieb es aber ein einschneidendes Erlebnis.
Erst viel später, als er fundierteres Wissen hatte und Zusammenhänge begriff, erkannte er, dass er damals ins Allerheiligste des Raumfahrtministers Admiral Hergetoor eingedrungen war, der sein Büro vermutlich bei Soners Kommen geräumt und es versäumt hatte, die Holoverbindungen zu Weltraumverbänden zu desaktivieren.
Als Soner sich wieder gefasst hatte und Tage später noch einmal bis zu jenem Raum vorstieß, fand er ihn verschlossen vor.
Ein weiteres Erlebnis blieb Soner nicht minder eindrucksvoll im Gedächtnis haften. Auch diesmal gelangte er auf seiner Erkundungsreise durch den Palast in einen Raum, an dem ein kleiner Prinz eigentlich nichts verloren hatte. Es handelte sich um ein privates Konferenzzimmer des Prinzenkriegers Marca, seines Vaters, den er nicht Vater nennen durfte.
Dort fand er den Prinzenkrieger im Gespräch mit dem Minister Aldomen vor, der für die Sicherheit des ganzen Planeten Kazién zuständig war.
Der Prinzenkrieger sprach in einer fremden Sprache, und der Minister antwortete ebenso. Aus beider Münder kamen bellende Laute, die rau und krächzend klangen, gerade so, als verstellten sie ihre Stimmen.
Die seltsamen kehligen Laute hatten für Soner etwas Aggressives, Bedrohliches an sich. Für ihn hörte es sich an, als stritten der Prinzenkrieger und der Minister miteinander. Dabei war ihre Haltung alles andere als kämpferisch. Und
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